Freitag, 30. Oktober 2015

SPECIAL: IM "SCHLOSS DES TEUFELS"

AUSFLUG ZUR BURG KREUZENSTEIN


Am 02. und 03. Oktober fand das Deliria-Italiano Forumtreffen in Wien statt.
Das Programm war so verlockend, die Filmauswahl so exquisit, dass wir am Freitag direkt nach der Arbeit die weite Reise bis in unsere schöne österreichische Bundeshauptstadt aufgenommen haben, um zumindest am Samstag im Nostalgie-Flair verströmenden Kino De France dabei sein zu können, wo "Tob Job" und Der Killer von Wien auf 35mm gezeigt wurden.
Wie ihr euch an dieser Stelle bestimmt denken könnt: Ja, es hat sich gelohnt!
Doch nicht nur wegen der Filme, sondern auch, weil wir Neulinge total freundlich und kollegial empfangen wurden. Noch nie haben wir in so kurzer Zeit so viele sympathische und humorvolle Menschen kennen gelernt.
(An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und Grüße an alle!)


Die schön gestalteten Flyer


Am Sonntag machten wir uns bereits am Morgen auf den Weg zur Burg Kreuzenstein, dem Drehort von Mario Bavas Baron Blood, im Film auch "Schloss des Teufels" genannt.
Das Wetter war für unsere Pläne perfekt - mystischer Herbstnebel.
Wir kamen (nach ein paar fototechnischen Umwegen und Abstechern, u.a. zum Stift Klosterneuburg) gegen Mittag an und hatten das Glück, den letzten freien Tisch in der neben der Burg gelegenen mittelalterlichen Taverne zu ergatten. Hier wird im mittelalterlichen Kostüm bedient und das Essen auf Tontellern und die Getränke in Tonkrügen serviert.
Das ganze Ambiente vermittelt das Gefühl, sich gerade auf einer Zeitreise zu befinden. Das Essen ist übrigens auch köstlich.


Romantische Stimmung in der Taverne


Gut gestärkt (und einer von uns endlich wieder nüchtern) nahmen wir dann an einer circa einstündigen Führung durch das Schloss teil. Eine fachkundige, historisch bewanderte Frau beantwortete alle Fragen rund um die von 1874 bis 1906 vom damals reichsten Österreicher erbaute Burg, deren Interieur ein kleines Museum beherbergt.
In den Räumlichkeiten befinden sich diverse interessante Ausstellungsstücke aus dem Mittelalter: Folterinstrumente, Rüstungen, Lanzen, Kochgerätschaften und Vieles mehr.
Wir erfuhren unter anderem, dass offenbar schon viele Filme in und um die Burg Kreuzenstein gedreht wurden. Zur Zeit sind gerade wieder Dreharbeiten im Schloss (nachzulesen auf der Homepage), weshalb im Oktober nur am Wochenende Besichtigungen möglich sind.

Leider herrscht innerhalb des Gebäudes strenges Fotografier-Verbot. Für alle, denen also folgende Fotos nicht ausreichen und die auf den Geschmack gekommen sind, gilt: unbedingt selbst hinfahren!


DREHORTVERGLEICH
(Wie bei anderen Specials ist links jeweils der Ausschnitt aus dem Film, mittig mein Foto dazu)


Peter Kleist und sein Onkel fahren zum Schloss
















Wir tun so, als ob wir zum Schloss fahren


Ein Wunder, dass wir...
















... die richtige Straße gefunden haben


Vorbei an der Apotheke...
















Keine Apotheke mehr, aber das Gebäude stimmt


Die Burg im Film
















Die Burg vor meiner Kameralinse


Eingang im Jahre 1972
















Eingang 2015


Innenhofaufnahme Bavas
















Meine Innenhofaufnahme


Hier haust im Film...
















... der Geist des sadistischen Barons

















Ob er uns wohl...


... von irgendeinem Winkel aus beobachtet?


Im Film






Wow. Wie hab ich denn das erwischt?


Elke Sommer vor dem Fachwerkhaus...
















Wir vor dem aus Nürnberg stammenden Fachwerkhaus


Eva läuft...


... diese Stufen hinunter


Einfahrt...
















... zum Stift Klosterneuburg


Hier treffen sich Eva und Peter mit dem Professor
















Nur die Farbe hat sich verändert


Eingang damals...
















...und heute


1972: Man beachte die Frau im Hintergrund (weißer Mantel)
















2015: da war sie doch eben... Oder?


Oder???


Kreuzenstein: Blick durch die Loggia




Herr Dortmundt blickt auf den Innenhof












Wegen dieser Fotos...


...hätte ich fast die Gruppe verloren und wurde ermahnt


Dieses Katapult...
















...steht immer noch an derselben Stelle




















Dieser lustige Geselle..
















...bewacht immer noch den Eingang


Hier rutscht die kleine Nicoletta runter
















Wo ist sie nur?



Übrigens wurde "Im Schloss der blutigen Begierde" ebenfalls in Burg Kreuzenstein gedreht:


































Freitag, 23. Oktober 2015

GLI ORRORI DEL CASTELLO DI NORIMBERGA (1972)














BARON BLOOD

Deutschland, Italien 1972
Regie: Mario Bava
DarstellerInnen: Elke Sommer, Joseph Cotten, Antonio Cantafora, Massimo Girotti, Rada Rassimov, Umberto Raho, Luciano Pigozzi, Nicoletta Elmi u.a.


Inhalt:
Es waren düstere Zeiten, als der sadistische Baron Otto von Kleist noch  in seinem Schloss hauste und seine Folter- und Mordwerkzeuge an unschuldigen Bürgern testete. Doch diese sind schon lange vorbei. Peter Kleist, seines Zeichens ein Nachfahre des berüchtigten Barons, reist aus Amerika nach Österreich, um seinen Onkel zu besuchen und das Schloss seines berüchtigten Ahnen zu besichtigen. Im Gepäck hat er eine Beschwörungsformel der Hexe Elisabeth Holly, die den blutrünstigen Baron einst ins Jenseits befördert haben soll.
Da Peter ein experimentierfreudiger junger Mensch ist, schleicht er sich mit seiner neuen Bekannten Eva des nächtens ins Schloss, um die magischen Worte vor Ort auszusprechen. Fortan geschieht Unheimliches und die Morde rund um das Schloss mehren sich. Wurde der bösartige Baron durch die magischen Worte tatsächlich wiedererweckt?


Die HauptdarstellerInen in einem Bild


Angst


"Baron Blood" ist im Vergleich zu "Die Stunde wenn Dracula kommt" und anderen gotischen Gruselfilmen des Meister-Regisseurs Mario Bava nur wenig populär. Während andere seiner Filme mittlerweile Kultstatus erlangt haben, wird "Baron Blood" selbst unter Genre-Kennern eher marginal, wenn überhaupt, erwähnt.
Auch ich war von diesem Film über den wiedererweckten bösen Vorfahren bei der ersten Sichtung etwas enttäuscht. Und doch habe ich ihn über die Jahre und bei wiederholtem Ansehen immer mehr zu schätzen gelernt und möchte ihn in meiner persönlichen Film-Schatzkiste nicht missen.
Lieb gewonnen habe ich "Baron Blood" als ich gelernt habe, über schwache Drehbücher augenzwinkernd hinweg zu blinzeln und als ich endlich die Erkenntnis erlangte, dass es der Sache nicht dienlich ist, diese DVD nach 20 Uhr in den Player zu schieben... Es sei denn, man hat Einschlafprobleme - was bei mir ganz eindeutig nicht der Fall ist.

Heute sehe ich den Film mit anderen Augen und erfreue mich an der sympathischen Elke Sommer, die in aufreizenden kurzen Röcken und mit kunstvollem Augen-Make Up durch die Kulissen stolziert und die drollige Angewohnheit hat, sich vor Angst mehrere Finger in den Mund zu schieben und ihr Gesicht dadurch zu einer lustigen Grimasse zu verzerren.
Joseph Cotten, dessen Tendenz zum Over-Acting in diesem Film deutlich weniger ins Gewicht fällt als in Insel der neuen Monster beeindruckt durch seine bedrohliche Aura. Der amerikanische Schauspieler befand sich in dieser Phase seiner Karriere nicht gerade am Höhepunkt, und soll sich laut Insidern am Set sehr arrogant und zickig verhalten haben. Vermutlich benötigte er gerade etwas Geld, was erklären würde, weshalb er in den Siebzigern so manchem europäischen B-Movie auftaucht.
Rada Rassimov, die Schwester ihres ungleich bekannteren Bruders Ivan, gibt ihrer Rolle durch ihre enorme Leinwandpräsenz eine Glaubwürdigkeit, von der sich alle anderen Mitwirkenden mehr als eine Scheibe abschneiden könnten.


Faszinierend: Rada Rassimov


Das unheimlichste rothaarige Mädchen, das Italien zu bieten hatte, war ohne Zweifel Nicoletta Elmi. Die augenscheinlich sehr begabte Kinderdarstellerin, die von einer Minute auf die andere von einem einnehmenden kindlichen Charme zu einem geheimnisvollen dämonischen Gesichtsausdruck wechseln konnte, mimt ein übersinnlich begabtes Mädchen mit einer sinistren Aura.
Ähnlich wie in "Profondo Rosso" und Il medaglione insanguinato gibt Elmi ihren überzeugenden finsteren Blick zum Besten und trägt einen wesentlichen Teil zur schaurigen Atmosphäre von "Baron Blood" bei.

Einige im Vergleich zu anderen Bava-Filmen blutrünstige, gut gemachte Effekte und geschickt platzierte Eigenzitate (man vergleiche zum Beispiel das vermeintliche Ende der bösen Hexe Asa Vajda in "Die Stunde wenn Dracula kommt" mit der Eisernen-Jungfrau-Szene Pigozzis in "Baron Blood") bewahren den Film vor allzu vielen Belanglosigkeiten.
Dass "Baron Blood" stilistisch nicht ganz so exakt durchkomponiert ist wie beispielsweise Blutige Seide oder Die drei Gesichter der Furcht wird wiederum durch die besonders schöne österreichische Burg Kreuzenstein als Kulisse wieder etwas ausgeglichen. (Fotos von der Burg findet ihr hier).
Wie man in der "Bava-Bibel" des Experten Tim Lucas nachlesen kann, soll der Maestro den Produzenten Alfredo Leone vor Freude über die Wahl des Drehorts sogar umarmt und geküsst haben. Kein Wunder beim Anblick dieses die Phantasie anregenden Bauwerks.

Äußerst gelungen sind besonders die trippigen Töne des Soundtracks (besonders der Song "Black Magic"), komponiert vom vielseitigen Komponisten Stelvio Cipriani.

"Baron Blood" ist der letzte Gotik-Film dieses Meisterregisseurs. Zugegeben kein Meisterwerk, aber im Vergleich zu dem meines Erachtens in vielen Szenen peinlicheren Shock ein sehenswerter Gruselfilm. Empfohlen für fortgeschrittene Bava KennerInnen.


Aktuelle Fotos des Drehorts Burg Kreuzenstein und Screenshots findet ihr hier




Foto: Die Sammlung eines Fanatikers




Foto: Wunderschöne VÖ von Koch Media






Freitag, 16. Oktober 2015

DELLAMORTE DELLAMORE (1994)














DELLAMORTE DELLAMORE

Deutschland, Frankreich, Italien 1994
Regie: Michele Soavi
DarstellerInnen: Rupert Everett, François Hadji-Lazaro, Anna Falchi, Mickey Knox, Fabiana Formica, Clive Riche, Katja Anton, Barbara Cupisti u.a.


Inhalt:
In dem beschaulichen italienischen Örtchen Buffalore geht es nicht mit rechten Dingen zu. Doch außer dem Friedhofswärter Francesco Dellamorte und seinem einsilbigen Helfer Gnaghi scheint das niemand zu registrieren.
Dabei haben es die beiden Männer wirklich schwer. Nacht für Nacht kehren kürzlich Verstorbene auf der Suche nach Nahrung (Menschen) aus ihren Gräbern wider und müssen schleunigst dorthin zurückbefördert werden.
Francesco wird diese undankbare Aufgabe zuteil. Wie praktisch ist es da doch, dass sein Häuschen mitten auf dem Friedhofsgelände steht.
Und auch sonst gibt es nur Kummer für die beiden. Mit der Liebe, zumindest zu lebenden Personen, will es auch nicht so richtig klappen. Die Eintönigkeit seiner Existenz macht Francesco zunehmend zu schaffen und er beginnt den Verstand zu verlieren. Wir sind sowieso alle dem Tod geweiht, warum also nicht gleich schon die Lebenden eliminieren?


Unglücklich: Francesco (Everett) und die Namenlose (Falchi)


Verliebt: Gnaghi und die Tochter des Bürgermeisters


In den 90er Jahren schien die Horrorfilmwelle ziemlich abgeflaut zu sein und es fanden in jener Dekade nicht mehr allzu viele bemerkenswerte Genrewerke den Weg in die Videotheken.
Die Blütezeit des italienischen Kinos war bereits Geschichte, die Kulissen in Cinecittà angestaubt und nur ganz wenige Filme aus dem Stieffelland (meist von zweifelhafter Qualität) schwappten noch auf den internationalen Markt.
Michele Soavi, der sich sowohl als Schauspieler (u.a. in Ein Zombie hing am Glockenseil) als auch als Regisseur verdingte, sorgte jedoch mit seinem ganz besonderen Beitrag zum Zombiefilm unter den Eurohorror-Fans für Aufsehen.
Nach dem wunderbaren The Sect war "Dellamorte Dellamore" Soavis erster eigenständig produzierter Film und zugleich der Beweis dafür, dass nicht allein sein bisheriger Förderer Dario Argento für die Atmosphäre und die besonders schöne morbide Ästhetik der vorangegangenen Filme verantwortlich war.

Dellamorte Dellamore. Der Titel ist zugleich Programm. Im Wesentlichen geht es um die großen Themen der Menschheit, denen sich niemand entziehen kann. Die Liebe, das Leben und der Tod.
Ein Zombiefilm mit Ansätzen von Poesie und Romantik. Eine vergnügliche Verquickung von Genres und Themen, wie man sie in dieser Kombination nur selten vorfindet.
Auf den ersten Blick kann und soll man nicht alles zu ernst nehmen und auf den zweiten Blick findet man doch wieder Tiefgründiges. Oder ist es umgekehrt? Wie immer liegt es im Auge der Betrachterin und des Betrachters.
"Dellamorte Dellamore" lädt mit seinen One-Linern über Eros und Thanatos zum (Schmalspur-) Philosophieren ein, findet aber aufgrund der originellen Effekte von Maskenbildner-Routinier Sergio Stivaletti (sorgte auch für Gruselszenen in Phenomena oder "Opera") auch sein Publikum unter den Horror-und Zombiefilm-Fans.

Der Friedhof, auf dem Francesco (Rupert Everett) und Gnaghi leben (und lieben) ist nach dem in Nightbreed einer der mystischsten und romantischsten, den ich je in einem Film gesehen habe.
Die ästhetische Anordnung der teils verwitterten und bemoosten Grabsteine und Gruften, die beeindruckenden Engelsstatuen mit ihren ausgebreiteten Flügeln und die umher wehenden Herbstblätter lassen jedes morbid angehauchte Herz vor Verzücken ein paar Takte höher schlagen.


Kuss im Gebeinhaus


Francesco und Gnaghi

Inspiration



Dylan Dog Comics, frisch importiert


Interessant ist außerdem der Aspekt, dass es sich bei "Dellamorte Dellamore" um eine Adaption bzw. Verfilmung einer Comic-Geschichte handelt. Die vor allem in Italien bekannten und beliebten "Fumetti neri" des Zeichners Tiziano Sclavi rund um den in London lebenden Privatdetektiv Dylan Dog erfreuen sich auch im europäischen Ausland einiger Beliebtheit.
Francesco Dellamorte ist ein Doppelgänger von Dylan Dog, der mit seinem Kumpel und Helfer Gnaghi auf dem Friedhof von Buffalore sein Dasein fristet.
Die Inspiration für den Film "Dellamorte Dellamore" stammt aus einer Geschichte namens "Orrore nero".
Es wurden Monologe, Dialoge und sogar Kameraeinstellungen direkt daraus übernommen. Dies merkt man dem Film natürlich an und auch Figuren, die in der gedruckten Vorlage nicht vorkommen (beispielsweise die Tochter des Bürgermeisters oder die Freundin von Claudio) verhalten sich wie man es sich von Charakteren in einem Comic erwarten würde und wirken nicht authentisch. Aber trotz einer gewissen Eindimensionalität sind sie in ihrer Überdrehtheit sehr lustig und passen zum Gesamt-Szenario.
Der Schauspieler Rupert Everett sieht Dylan Dog übrigens nicht nur verblüffend ähnlich, sondern war tatsächlich das Dylan Dog-Vorbild für den Zeichner Sclavi.

Ist es Liebe?


Oft fallen im Zusammenhang mit "Dellamorte Dellamore" Worte wie "Romantik" und "Liebe".
Doch geht es wirklich darum?
Francesco verguckt sich in eine schöne Witwe (Anna Falchi). Die Unbekannte, von der er beim ersten Hinsehen scheinbar schon weiß, dass er sie liebt, hat nicht viel zu erzählen, aber das spielt auch keine Rolle.
Sie hat keinen Namen, keine Persönlichkeit und keine Vorgeschichte (außer dass sie mit einem älteren Mann verheiratet war) und das spielt auch alles keine Rolle. Er will sie haben und sie ist willig. Das ist das Einzige, was zu zählen scheint.
Diese Frau ist austauschbar und begegnet Francesco nach ihrem (endgültigen) Tod immer wieder aufs Neue, nur in leicht veränderten Rollen (Sekretärin des neuen Bürgermeisters und eine Prostituierte). Er ist fixiert auf sie, er begehrt ihren Körper, die seelenlose Hülle. Es geht nicht um eine bestimmte Person, sondern das Abbild, das Francesco sich von ihr macht. Um seine (zynische) Idealvorstellung von einer Frau.
Die Ironie an seiner Liebes-Misere ist, dass ihm nicht bewusst ist, dass er den Bezug zur Welt der Lebenden schon lange verloren hat und eigentlich alle (Menschen und Zombies) verabscheut.
Mit den Worten "Die erste Liebe zählt nicht, nur die Letzte" versucht Francesco seinen Kumpel Gnaghi zu trösten und verkennt dabei, dass Gnaghi seiner wahren Liebe (die Tochter des Bürgermeisters) viel näher ist als Francesco es jemals war.

"Dellamorte Dellamore" hat sich über die Jahre zu einem beliebten Klassiker des Horrorfilms gemausert und nimmt durch seine besondere Optik und seinen kultigen Soundtrack einen besonderen Stellenwert innerhalb des Genres ein.
Für mich ist es mein zweit-liebster Soavi Film nach dem verkannten und wenig beachteten The Sect.




Foto: Laser Paradise, Medusa und CMV-Retro Edition




Foto: Soundtrack



Montag, 5. Oktober 2015

L'ISOLA DEGLI UOMINI PESCE (1979)














INSEL DER NEUEN MONSTER

Italien 1979
Regie: Sergio Martino
DarstellerInnen: Barbara Bach, Claudio Cassinelli, Richard Johnson, Beryl Cunningham, Joseph Cotten, Giuseppe Castellano, Cameron Mitchell u.a.


Inhalt:
Lt. Claude de Ross, Arzt eines Gefangenen-Schiffstransports, und ein Haufen Delinquenter stranden nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Karibik-Insel.
Natürlich wäre der Film rasch zu Ende, wenn sich tatsächlich niemand auf dem idyllischen Eiland befinden würde. Zuerst wird einer der Gestrandeten von einem eigenartigen Tier zerfetzt und kurze Zeit später machen Claude und die wenigen Überlebenden Bekanntschaft mit einer mysteriösen schönen Frau und einem arroganten, gefährlich wirkenden Mann.
Die bezaubernde Amanda wirkt unglücklich über ihre Situation. Bald soll Claude das dunkle Geheimnis, das sie umgibt, lüften. Doch wird er die verfluchte Insel lebend verlassen können?


Etwas ramponiert: Claude


Amanda (rechts) wird auf Schritt und Tritt kontrolliert


Mit Sergio Martino verbindet man als KennerIn des italienischen Kinos der Siebziger vor allem Filme wie Der Killer von Wien, "Die Farben der Nacht" oder Torso.
Nachdem er mit seinen formvollendeten, bildgewaltigen und geschmackvollen Gialli das italienische Kino bereicherte, machte er Abstecher in andere Genres wie den Mafiafilm und sogar Italowestern, bevor er in den späten Siebzigern ins Abenteuer/Monster-Metier wechselte.
Kurz nach der Fertigstellung von "Die weiße Göttin der Kannibalen" widmete er sich der "Insel der neuen Monster".

Wie man es von diesem Meister-Regisseur erwartet, sättigt er unseren Sinn für Ästhetik durch wunderbare Natur-Aufnahmen (gedreht wurde auf Sardinien, u.a. in der bekannten "Grotta di Nettuno") und Bildkompositionen.
Auch die Unterwasser-Aufnahmen und die der brennenden Gebäude im Dunkeln sind sehr schön anzusehen.


Irgendwie süß wie er durchs Bullauge lugt


Böse nörgelnde Zungen mögen vielleicht behaupten, dass die fisch- bzw. amphibienähnlichen Monster in diesem Film etwas unfreiwillig komisch wirken.
Ich sehe das etwas anders. Martino hat das Beste aus den Kostümen herausgeholt und die Kreaturen sind optimal beleuchtet und aus dem richtigen Winkel fotografiert, sodass der Film nie allzu peinlich wirkt.
Martino beweist nicht nur mit seinen Regiearbeiten, sondern auch in Interviews immer Sinn für Humor. In der Einführung zum Film scherzt er, dass es vielleicht die Zukunft der Menschheit sein könnte, dass wir uns in Amphibien zurück verwandeln.
Es soll ja in der Tat Leute geben, die sich evolutionstechnisch nicht allzu weit weg von diesem Stadium befinden...


Over-acting vom Feinsten: Joseph Cotten


Der Mann und seine Waffe: Richard Johnson


Diese schöne Abenteuer-Geschichte begeistert durch die hinreißende Barbara Bach (Malastrana), einem mehr als sympathischen Claudio Cassinelli (Killer Cop) und einem ungemein erheiternden Over-Acting von Joseph Cotten (Baron Blood).
Nicht zu vergessen: Richard "The boat can leave now, tell the crew" Johnson in der Rolle des durchtriebenen Edmond Rackham. Dieser Mann gehört einfach auf eine Insel mit einer Pistole in der Hand. Eine richtig coole Socke!

Die etwas krude aber gar nicht mal so schlecht gelungene Mischung zwischen Aberglaube/Woodoo, Monster-Horror, Mad Scientist, Romanze und Abenteuergeschichte unterhält bestens, auch bei der zweiten und dritten und … Sichtung.


Fotos der Drehorte auf Sardinien und Screenshots findet ihr hier




Foto: DVD von No Shame Italien