SCHOCK - Transfert - Suspence - Hypnos (ital. Alternativtitel)
Italien 1977
Regie: Mario Bava
DarstellerInnen: Daria Nicolodi, John Steiner, David Colin Jr., Ivan Rassimov, Nicola Salerno u.a.
DarstellerInnen: Daria Nicolodi, John Steiner, David Colin Jr., Ivan Rassimov, Nicola Salerno u.a.
Inhalt:
Dora Baldini zieht mit ihrem Gatten
Bruno und ihrem Sohn Marco in ein Haus, mit dem für sie keine guten
Erinnerungen verbunden sind. Dort hat sie nämlich gelebt, als ihr
drogenabhängiger Mann (und zugleich Vater ihres Sohns) sich
suizidierte.
Die junge Familie will nichtsdestotrotz einen Neustart wagen. Außerdem findet Bruno, von Beruf Pilot, die Nähe zum Flughafen ungemein praktisch. Da kann man schon mal über die dramatische Vorgeschichte des Domizils und seiner Bewohner hinwegsehen. Oder?
Nicolodi spielt die Hauptfigur des Films, die am
Rande des Wahnsinns stehende Dora, der die neue alte Umgebung ganz offensichtlich
am Nervenkostüm rüttelt. Sie sieht ja bereits beim Einzug etwas
ausgezehrt aus. Die Verletzungen, die sie sich nacheinander im und
rund ums Haus zuzieht, lässt sie zunehmend ramponierter und
angeschlagener erscheinen.
Die junge Familie will nichtsdestotrotz einen Neustart wagen. Außerdem findet Bruno, von Beruf Pilot, die Nähe zum Flughafen ungemein praktisch. Da kann man schon mal über die dramatische Vorgeschichte des Domizils und seiner Bewohner hinwegsehen. Oder?
Der Sohnemann führt nichts Gutes im Schilde |
Bruno versucht seine Frau zu beruhigen |
Der Frieden im Hause Baldini währt
natürlich nicht lange. Immerhin haben wir es mit einem Horrorfilm
des großen italienischen Regisseurs Mario Bava zu tun. Naja, vielleicht nicht ganz
und ausschließlich Mario Bava. Sein mit etwas weniger Talent
gesegneter Sohn Lamberto Bava betont gerne in Interviews,
dass er einige Szenen selbst drehte, um seinen müden Vater zu
unterstützen.
Wie auch immer es wohl tatsächlich am
Set zugegangen ist - "Shock" hat bedauernswerterweise nicht die visuelle
Qualität und stimmungsvolle Atmosphäre eines Die toten Augen des Dr. Dracula oder Die drei Gesichter der Furcht.
Dem direkten Vergleich mit den genannten Werken hält "Shock" nicht stand. Das will aber nicht heißen, dass er kein guter Film ist. Einige Szenen sind besonders gruselig und erzeugen eine unheimliche Faszination. Gegenstände bewegen sich wie von Geisterhand, Schränke schieben sich vor Türen und eine Kinderschaukel führt ein gespenstisches Eigenleben. Mehrere kreativ inszenierte Kamerafahrten bzw. -einstellungen sowie gespenstische Klaviermusik und die Töne aus einer Spieluhr verdichten sich zu einer finsteren Atmosphäre. Leider wird die leise aufkeimende Schauer-Stimmung immer wieder durch die für meinen
Geschmack zu hyperaktive Daria Nicolodi ("Profondo Rosso") unterbrochen.Die Nicolodi-Show
Je mehr das Grauen und ihre Visionen zunehmen, umso mehr
steigert sich leider auch das grauenvolle over-acting Nicolodis. Dora wirft sich im Freien vor Angst
gegen die Hausmauer (anstatt zu fliehen), schüttelt den Kopf in
Headbanger-Manier herum, kreischt, jammert und verausgabt sich
körperlich. Vielleicht ist die deutsche Synchro nicht ganz unbeteiligt daran, aber
die Hysterie Doras strapaziert nicht nur meine Augen, sondern auch
meine Ohren.
Der von mir geschätzte Schauspieler
John Steiner (Verdammte, heilige Stadt) verkommt aufgrund der
berufsbedingten Brunoschen Abwesenheitszeiten und seines im Vergleich
zu seiner Filmpartnerin zurückhaltenderen Schauspiels zu einer etwas
blassen Nebenfigur. Leider trifft dies auch auf den charismatischen
Ivan Rassimov (Der Killer von Wien) zu, der in einer kleinen
Nebenrolle als Psychiater auftritt.
"Mama! Ich muss dich töten!"
Marco zu seiner Mutter
Der damals sieben Jahre alte David
Colin Jr. (Marco) liefert in "Shock" eine ähnlich gediegene Leistung wie in dem
drei Jahre zuvor gedrehten amüsanten "Der Exorzist"-Verschnitt "Wer bist du?"
Er wirkt unheimlich, hinterlistig, fies
und scheint von einer fremden Macht gelenkt zu werden.
Marco entwickelt eine Aversion gegen
seine Mutter, die er offen zur Schau stellt und eine Eifersucht gegen
seinen Ziehvater Bruno, die er hinterlistig und versteckt ausagiert.
Von heute auf morgen fällt er negativ
auf durch sexualisiertes Verhalten und eigentümliche ritualartige
Handlungen wie das Zerschneiden der mütterlichen Unterwäsche,
Voodoo-Übungen für Anfänger mit einer Stoffpuppe, das Verwenden
nicht kindgerechter Kraftausdrücke ("Mistschweine! Dreckschweine!")
et cetera.
Die fortschreitende Entfremdung
zwischen Mutter und Sohn, deren Beziehung einst sehr innig war, sowie
die Alpträume und übernatürlichen Zwischenfälle im Haus treiben
Dora langsam aber beständig in den Wahnsinn.
Träume und Ängste vermischen sich mit der Realität und niemand will Dora glauben und sie ernst nehmen. Spielt sich vielleicht alles nur in ihrem Kopf ab?
Des Rätsels Lösung erfahren wir am gelungenen Ende.
Träume und Ängste vermischen sich mit der Realität und niemand will Dora glauben und sie ernst nehmen. Spielt sich vielleicht alles nur in ihrem Kopf ab?
Des Rätsels Lösung erfahren wir am gelungenen Ende.
Leider konnten sich die beiden Bavas scheinbar nicht ganz festlegen, wer im Regiestuhl sitzt und leider wollte sich auch niemand eindeutig entscheiden, ob es ein klassischer
Spukhaus-Film, ein Giallo oder ein Familiendrama sein soll.
Trotz der etwas unausgegorenen grob zusammengeschusterten Genre-Mixtur verfügt der Film als Gesamtpaket über einen nicht zu verleugnenden Unterhaltungswert und glänzt durch besondere Spannungsmomente.
Als Fan des Italo-Kinos der Siebziger
kommt man an "Shock" nicht vorbei.
Ich muss der Vollständigkeit halber
noch erwähnen, dass er von Einigen gar als "einer der
gruseligsten Horrorfilme aller Zeiten" bezeichnet wird. Deshalb
solltet ihr euch von meinen Kritikpunkten nicht negativ beeinflussen lassen und einen
Blick riskieren.