MALASTRANA
Deutschland, Italien, Jugoslawien 1971
Regie: Aldo Lado
DarstellerInnen: Jean Sorel, Ingrid Thulin, Barbara Bach, Mario Adorf, Luciano Catenacci, José Quaglio, Daniele Dublino u.a.
DarstellerInnen: Jean Sorel, Ingrid Thulin, Barbara Bach, Mario Adorf, Luciano Catenacci, José Quaglio, Daniele Dublino u.a.
Inhalt
Prag. Der amerikanische Journalist
Gregory Moore wird leblos in einem Park aufgefunden und ins örtliche
Krankenhaus transportiert.
Die Ärzte gehen von einem Herzversagen
aus. Aber Gregory ist nicht tot. Er denkt nach und versucht, mit seiner
Umwelt zu kommunizieren, was ihm leider nicht gelingen will.
Er bemüht sich um die Erinnerung an die jüngste
Vergangenheit und die Ereignisse, die zu seinem jetzigen Zustand
geführt haben.
Gregory denkt an seine geliebte Mira, ihr
plötzliches Verschwinden und seine verzweifelte Suche nach der
jungen Frau...
Lebt er noch? |
Mira - umringt und begehrt |
Der 1934 in Kroatien geborene
italienische Regisseur Aldo Lado betätigte sich als Regieassistent,
unter anderem für Bernardo Bertolucci und Maurizio Lucidi, bevor er selbst erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm.
Im Jahr 1971 verfasste Lado nicht nur
das Drehbuch für sein Erstlingswerk "Malastrana", sondern
beteiligte sich auch als Autor an dem ebenfalls etwas mystisch
angehauchten Der Todesengel, zu dem sich doch die ein
oder andere Parallele erkennen lässt.
Nicht nur die Versammlung von Menschen, die einem Gitarre spielenden Straßenmusikanten lauschen, sondern auch das
Verwirrspiel der (über lange Zeit) unbekannten Mächte und der Hang
zu symbolträchtigen Bildern finden sich in diesen beiden
Meisterwerken aus der Feder Aldo Lados wieder.
"Malastrana" ist einer dieser
beinahe schon als avantgardistisch zu bezeichnenden europäischen
Filme, der ohne plakative Schauwerte auskommt.
Er besticht durch seine sanften
Untertöne, seine Metaphern und den vielen Szenen innewohnenden
Symbolcharakter.
Ähnlich wie die von Ennio Morricone
komponierte melancholische, doch zugleich sehr ruhige Melodie, ist der Film wunderschön
fotografiert, doch völlig unspektakulär inszeniert.
Hauptdarsteller Jean Sorel in der Rolle des Gregory Moore, ist bekannt für seine Rollen in zahlreichen Eurocult-Filmen (z.B. in Fulcis wunderschönem Giallo Una lucertola con la pelle di donna oder in Infascellis klassischem Poliziottesco Der unerbittliche Vollstrecker).
Mit seinem für ihn untypischen Schnauzbart ist er hier nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen, muss aber erwähnt werden, weil er wirklich gut in die Rolle passt.
Das amerikanische Model Barbara Bach (Mira) begann ihre kurze Filmkarriere Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger in Italien. Sie stellte außer in "Malastrana" ihr Talent in Filmen wie "Der schwarze Leib der Tarantel" und Ein Bürger setzt sich zur Wehr unter Beweis und setze sich 1977 in "Der Spion, der mich liebte" als legendäres Bond Girl ein filmisches Denkmal.
Hauptdarsteller Jean Sorel in der Rolle des Gregory Moore, ist bekannt für seine Rollen in zahlreichen Eurocult-Filmen (z.B. in Fulcis wunderschönem Giallo Una lucertola con la pelle di donna oder in Infascellis klassischem Poliziottesco Der unerbittliche Vollstrecker).
Mit seinem für ihn untypischen Schnauzbart ist er hier nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen, muss aber erwähnt werden, weil er wirklich gut in die Rolle passt.
Das amerikanische Model Barbara Bach (Mira) begann ihre kurze Filmkarriere Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger in Italien. Sie stellte außer in "Malastrana" ihr Talent in Filmen wie "Der schwarze Leib der Tarantel" und Ein Bürger setzt sich zur Wehr unter Beweis und setze sich 1977 in "Der Spion, der mich liebte" als legendäres Bond Girl ein filmisches Denkmal.
"Malastrana" hat keine logisch stringente
oder völlig schlüssige Handlung.
Das Hauptaugenmerk wurde vielmehr auf die psychologischen Elemente gelegt: Die Angst davor, für tot gehalten zu werden, obwohl man noch imstande ist zu denken ("Vielleicht ist es so, wenn du tot bist. Du siehst alles. Du kannst es nur den anderen nicht mehr mitteilen."), Fremdheit, Isolation, die Zweifel an der eigenen Wahrnehmung und das Gefühl, Niemandem trauen zu können, stehen im Vordergrund.
Das Hauptaugenmerk wurde vielmehr auf die psychologischen Elemente gelegt: Die Angst davor, für tot gehalten zu werden, obwohl man noch imstande ist zu denken ("Vielleicht ist es so, wenn du tot bist. Du siehst alles. Du kannst es nur den anderen nicht mehr mitteilen."), Fremdheit, Isolation, die Zweifel an der eigenen Wahrnehmung und das Gefühl, Niemandem trauen zu können, stehen im Vordergrund.
Vieles wird bis zum Ende nicht
aufgelöst, aber genau das ist es, was "Malastrana" einen
besonderen Reiz verleiht.
Angerissene Erklärungen und symbolhaft
dargebotene Deutungsmöglichkeiten, die nicht von einem platten Ende
zunichte gemacht werden, sondern zum Nachdenken anregen.
Andeutungen, Vorahnungen und Verdächtigungen
Gregory: "Ich weiß nicht,
aber: immer wenn wir uns treffen, hab ich das komische Gefühl,
gleich ist es wieder vorbei. Gleich tut sich die Erde auf und
verschluckt dich."
Mira: "Vielleicht meinst du,
dass irgendwer oder irgendwas zwischen uns kommt?"
Gregory: "Vielleicht."
Mira: "Weißt du, manchmal,
wenn ich versuche mir vorzustellen, was in einem oder in zehn Jahren
sein wird, kommt es mir vor, ich gehe auf einer endlosen Straße mit
fensterlosen Häusern auf beiden Seiten, die immer höher werden."
Aldo Lado spielt mit den Erwartungen
des Publikums, wenn er geschickt andeutet, dass Moores Freund Jacques
(hier noch schmieriger als Zuhälter Luca Canali in Der Mafiaboss:
Mario Adorf) etwas zu verbergen hat und auch Moores verflossene
Liebschaft Jessica es am liebsten sehen würde, wenn die
verschwundene Mira nie mehr zurückkehrt.
Sein Bekannter Valinsky (José
Quaglio), der uns im nachfolgenden Lado-Meisterwerk The Child - Die Stadt wird zum Alptraum als pädophiler Anwalt das Blut in den Adern gefrieren lässt, sieht
schon allein wegen seines äußeren Erscheinungsbilds per se
mehr als suspekt aus.
Moore begegnet auf der Suche nach Mira
vielen Menschen, die etwas zu sagen hätten, aber aus Angst (oder aus
Berechnung?) konkretere Angaben verweigern.
Ihm wird verdeutlicht, dass er ein
Fremder ist, der nicht hier her gehört und der auch nicht imstande
ist, die eigentlichen Hintergründe von Miras Verschwinden zu
verstehen.
Diese Verhaltensweise und offene Feindseligkeit ist nicht nur der Fremdheit Moores geschuldet, sondern auch Zeichen des damaligen totalitären Systems, der Prägung von Menschen, die hinter dem "Eisernen Vorhang" lebten.
Diese Verhaltensweise und offene Feindseligkeit ist nicht nur der Fremdheit Moores geschuldet, sondern auch Zeichen des damaligen totalitären Systems, der Prägung von Menschen, die hinter dem "Eisernen Vorhang" lebten.
Bereits in den ersten Minuten, als sich
der Gärtner über den leblosen Körper Moores beugt, um
festzustellen, ob ein Herzschlag zu hören ist, zeigt Lado seine
Genialität. Der Ton, den wir hören und als Herzton identifizieren,
ist nämlich in Wahrheit etwas ganz anderes...
Vielleicht wollte uns Lado damit bereits ankündigen, dass in diesem Film nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint und dass voreilige Rückschlüsse unweigerlich in einer rationalen Sackgasse enden.
Vielleicht wollte uns Lado damit bereits ankündigen, dass in diesem Film nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint und dass voreilige Rückschlüsse unweigerlich in einer rationalen Sackgasse enden.
Während des gesamten Handlungsverlaufs finden
sich immer wieder Hinweise auf das Schicksal Moores. Das
expressionistische Gemälde, das im Haus eines Mannes hängt, der
etwas über das Verschwinden Miras wissen könnte, nimmt auf gewisse
Weise das Ende des Films vorweg.
Besagtes Gemälde |
Gregory: "Für mich hat es hier
immer etwas Magisches. An dieser Stadt und ihren Menschen scheint die
Zeit vorübergegangen zu sein."
Malà Strana ist
ein Stadtteil Prags. Diversen Quellen zufolge wurde nicht
ausschließlich in der tschechischen Hauptstadt gedreht. Dennoch hat
Lado viel Wert auf die Zur-Schau-Stellung der städtischen Kulisse gelegt.
Wen die traumähnliche Atmosphäre des
Films anspricht, der wird mit "Malastrana" in die melancholische und desperate Welt des Gregory Moore eintauchen, in der ringsum alle und
alles feindlich gesinnt zu sein scheint.
(Anmerkung: Wenngleich ich selbst bei der ersten
Sichtung noch nicht sehr angetan war, hat er mich doch beim zweiten
und spätestens dritten Ansehen überzeugt!)