THE NIGHT CHILD
THE CURSED MEDALLION
(Alternativtitel)
Italien 1975
Regie: Massimo Dallamano
DarstellerInnen: Richard Johnson, Ida
Galli (Evelyn Stewart), Nicoletta Elmi, Lila Kedrova, Joana Cassidy
u.a.
Inhalt:
BBC Dokumentarfilmer und Kunstexperte
Michael Williams reist in Begleitung seiner Tocher Emily und dessen
Kindermädchen Jill nach Spoleto, Italien. Hier soll sein nächster
Film gedreht werden, in dem es um die Darstellung des Teufels in
Gemälden geht. Besonders das Gemälde mit einer brennenden Frau zieht
Michael in seinen Bann. Es ist noch nicht lange her, dass seine eigene Frau,
Emilys Mutter, bei einem Brandunfall ungeklärter Ursache ums Leben
kam.
Emily verhält sich gegenüber ihrem
Vater immer vereinnahmender und besitzergreifender. Auch ihre
Anfälle, bei denen sie schreit und aggressiv wird, treten in Spoleto häufiger auf.
Contessa Cappelli, Kunstkennerin und
Medium, warnt Michael vor dem Gemälde und dem Aufenthalt in
Spoleto...
Verängstigte Emily |
Gräfin Cappelli warnt vor dem Gemälde |
Als wir in einem Kaufhaus in Genua im
Jahr 2007 die italienische Silberling-Veröffentlichung von "Il
medaglione insanguinato" in den Händen hielten, war unsere
Vorfreude auf den Film immens.
Wir hatten das erhabene Gefühl, gerade einen kleinen cineastischen Schatz aus den Untiefen der DVD Abteilung gehoben zu haben. Immerhin galt dieses Massimo Dallamano Werk damals noch als Geheimtipp. Zuerst nur in Japan in digitaler Form veröffentlicht, wurde "Il medaglione insanguinato" 2005 auf der Biennale anlässlich der Ausstellung "Storia segreta del Cinema Italiano" gezeigt und war seitdem auch in Italien erhältlich.
Wir hatten das erhabene Gefühl, gerade einen kleinen cineastischen Schatz aus den Untiefen der DVD Abteilung gehoben zu haben. Immerhin galt dieses Massimo Dallamano Werk damals noch als Geheimtipp. Zuerst nur in Japan in digitaler Form veröffentlicht, wurde "Il medaglione insanguinato" 2005 auf der Biennale anlässlich der Ausstellung "Storia segreta del Cinema Italiano" gezeigt und war seitdem auch in Italien erhältlich.
Wir sollten nicht enttäuscht werden.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Die leicht verworrene Story rund
um das verfluchte Medaillon und Emilys Besessenheitszustände klärt sich bis
zum Ende nicht bis ins Detail auf. Aber sie dient als gelungener Rahmen für
die atmosphärischen Bilder von Spoleto und das stimmungsvolle
Schauspiel von Kinderstar Nicoletta Elmi in der Rolle der Emily (The Child - Die Stadt wird zum Alptraum, Spuren auf dem Mond, Baron Blood u.a.).
Die junge Elmi beweist auch in "Medaglione", dass sie ihrer kindlichen Unschuld zum Trotz die
zwielichtige, dämonische Seite ausdrucksstark auf der Leinwand zur
Geltung bringen kann.
Durch das intensive Schauspiel Elmis und den Verzicht auf reißerische Effekte wird Emily
als innerlich zerrissene, leidende Seele dargestellt.
Über einen längeren Zeitraum wird
nicht klar, ob das frühpubertäre Mädchen unter einem Problem
lediglich psychologischer Natur leidet oder ob tatsächlich
übernatürliche Kräfte oder gar der Teufel selbst mitmischen.
Woher der häufig bemühte Vergleich mit "Der Exorzist" oder Das Omen kommt, erschließt sich mir auch nach wiederholter Sichtung nicht wirklich. Die diabolische Besessenheit wird in Dallamanos Film weniger plakativ und exploitativ als in "Der Exorzist" oder ähnlichen Werken präsentiert.
Für mich steht bei "Il medaglione insanguinato" keine Besessenheits-Geschichte im Vordergrund und Emily ist auch sicher nicht die Antichristin. Eher die Reinkarnation einer gewissen Emilia, deren Geschichte sich durch Emily wiederholen soll/wird...
Der britische Schauspieler Richard the boat can leave now – tell the crew Johnson überzeugt in der
Rolle des Vaters und die in anderen Filmen tendenziell extravagant wirkende Ida Galli (Un bianco vestito per Marialé) bleibt tatsächlich in ihrem Auftreten so blass wie das unscheinbare Kindermädchen, das sie mimt.
Lila Kedrova, die im selben Jahr
gemeinsam mit Nicoletta Elmi für Bazzonis Meisterwerk Spuren auf dem Mond vor der Kamera stand, überzeugt als medial begabten Gräfin.
Spoleto düster |
Spoleto in der Vergangenheit |
Die Ausleuchtung der verwinkelten
Gassen und historischen Gemäuer Spoletos und die von diffusem Licht dominierten Traum- und Vergangenheits-Szenen zeugen von Liebe zum
ästhethischen Detail. Sonnenuntergänge, die den Himmel in
phantastischen Farben zum Leuchten bringen sind ebenso morbide in
Szene gesetzt wie die von Verfall bedrohten Gemäuer. Das Spiel von Licht
und Schatten, das in dem diabolischen Gemälde, das Michael so
fasziniert, sehr prägnant ist, begegnet uns wieder in den changierenden Farben und Lichtverhältnissen des Films.
Der etwas beschwingt wirkende
Soundtrack aus der Feder Stelvio Ciprianis täuscht nur in Ansätzen und vor allem durch sein Tempo über das eher von Melancholie bestimmte Thema der Musik hinweg und
gehört für mich zweifelsohne zu Ciprianis besten Scores.
Das Ende ist von unglaublichem
Fatalismus geprägt. Niemand kann und soll seiner Vorherbestimmung
entfliehen.
Massimo Dallamano hat mit "Il medaglione insanguinato" einen Film geschaffen, der ganz in der Tradition des Gotik-Kinos eines Mario Bava oder Riccardo Freda steht und einen Vergleich mit den genannten Regisseuren nicht scheuen muss.
Unverständlicherweise wird diesem Film nach wie vor auch in der Italokino-Fangemeinde nicht die gebührende Wertschätzung zuteil.
Fotos vom Drehort Spoleto gibt es hier zu sehen.
Foto: IIF Home Video, Arrow Video (vlnr.)
Massimo Dallamano hat mit "Il medaglione insanguinato" einen Film geschaffen, der ganz in der Tradition des Gotik-Kinos eines Mario Bava oder Riccardo Freda steht und einen Vergleich mit den genannten Regisseuren nicht scheuen muss.
Unverständlicherweise wird diesem Film nach wie vor auch in der Italokino-Fangemeinde nicht die gebührende Wertschätzung zuteil.
Fotos vom Drehort Spoleto gibt es hier zu sehen.
Foto: IIF Home Video, Arrow Video (vlnr.)