BARON BLOOD
Deutschland, Italien 1972
Regie: Mario Bava
DarstellerInnen: Elke Sommer, Joseph
Cotten, Antonio Cantafora, Massimo Girotti, Rada Rassimov, Umberto
Raho, Luciano Pigozzi, Nicoletta Elmi u.a.
Inhalt:
Es waren düstere Zeiten, als der
sadistische Baron Otto von Kleist noch in seinem Schloss hauste und seine
Folter- und Mordwerkzeuge an unschuldigen Bürgern testete. Doch diese sind schon lange vorbei.
Peter Kleist, seines Zeichens ein Nachfahre des berüchtigten Barons,
reist aus Amerika nach Österreich, um seinen Onkel zu besuchen und
das Schloss seines berüchtigten Ahnen zu besichtigen. Im Gepäck hat er eine Beschwörungsformel der Hexe Elisabeth Holly, die den blutrünstigen
Baron einst ins Jenseits befördert haben soll.
Da Peter ein
experimentierfreudiger junger Mensch ist, schleicht er sich mit
seiner neuen Bekannten Eva des nächtens ins Schloss, um die
magischen Worte vor Ort auszusprechen. Fortan geschieht Unheimliches
und die Morde rund um das Schloss mehren sich. Wurde der bösartige Baron durch die magischen Worte tatsächlich wiedererweckt?
Die HauptdarstellerInen in einem Bild |
Angst |
"Baron Blood" ist im Vergleich zu "Die Stunde wenn Dracula kommt" und anderen gotischen
Gruselfilmen des Meister-Regisseurs Mario Bava nur wenig populär.
Während andere seiner Filme mittlerweile Kultstatus erlangt haben, wird
"Baron Blood" selbst unter Genre-Kennern eher marginal, wenn
überhaupt, erwähnt.
Auch ich war von diesem Film über den
wiedererweckten bösen Vorfahren bei der ersten Sichtung etwas
enttäuscht. Und doch habe ich ihn über die Jahre und bei
wiederholtem Ansehen immer mehr zu schätzen gelernt und möchte ihn in
meiner persönlichen Film-Schatzkiste nicht missen.
Lieb gewonnen habe ich "Baron Blood" als ich gelernt habe, über schwache Drehbücher augenzwinkernd
hinweg zu blinzeln und als ich endlich die Erkenntnis erlangte, dass es der Sache
nicht dienlich ist, diese DVD nach 20 Uhr in den Player zu
schieben... Es sei denn, man hat Einschlafprobleme - was bei mir ganz
eindeutig nicht der Fall ist.
Heute sehe ich den Film mit anderen
Augen und erfreue mich an der sympathischen Elke Sommer, die in
aufreizenden kurzen Röcken und mit kunstvollem Augen-Make Up durch
die Kulissen stolziert und die drollige Angewohnheit hat, sich vor
Angst mehrere Finger in den Mund zu schieben und ihr Gesicht dadurch
zu einer lustigen Grimasse zu verzerren.
Joseph Cotten, dessen Tendenz zum
Over-Acting in diesem Film deutlich weniger ins Gewicht fällt als
in Insel der neuen Monster beeindruckt durch seine
bedrohliche Aura. Der amerikanische Schauspieler befand sich in dieser Phase seiner Karriere nicht gerade am Höhepunkt, und soll sich laut Insidern am Set sehr arrogant und zickig verhalten haben. Vermutlich benötigte er gerade etwas Geld, was erklären würde, weshalb er in den Siebzigern so manchem europäischen B-Movie auftaucht.
Rada Rassimov, die Schwester ihres ungleich bekannteren Bruders Ivan, gibt ihrer Rolle durch ihre enorme Leinwandpräsenz eine Glaubwürdigkeit, von der sich alle anderen Mitwirkenden mehr als eine Scheibe abschneiden könnten.
Rada Rassimov, die Schwester ihres ungleich bekannteren Bruders Ivan, gibt ihrer Rolle durch ihre enorme Leinwandpräsenz eine Glaubwürdigkeit, von der sich alle anderen Mitwirkenden mehr als eine Scheibe abschneiden könnten.
Faszinierend: Rada Rassimov |
Das unheimlichste rothaarige Mädchen,
das Italien zu bieten hatte, war ohne Zweifel Nicoletta Elmi. Die
augenscheinlich sehr begabte Kinderdarstellerin, die von einer Minute
auf die andere von einem einnehmenden kindlichen Charme zu einem
geheimnisvollen dämonischen Gesichtsausdruck wechseln konnte, mimt
ein übersinnlich begabtes Mädchen mit einer sinistren Aura.
Ähnlich wie in "Profondo Rosso" und Il medaglione insanguinato gibt Elmi ihren überzeugenden
finsteren Blick zum Besten und trägt einen wesentlichen Teil zur
schaurigen Atmosphäre von "Baron Blood" bei.
Einige im Vergleich zu anderen
Bava-Filmen blutrünstige, gut gemachte Effekte und geschickt
platzierte Eigenzitate (man vergleiche zum Beispiel das vermeintliche
Ende der bösen Hexe Asa Vajda in "Die Stunde wenn Dracula kommt" mit der Eisernen-Jungfrau-Szene Pigozzis in "Baron
Blood") bewahren den Film vor allzu vielen Belanglosigkeiten.
Dass "Baron Blood" stilistisch
nicht ganz so exakt durchkomponiert ist wie beispielsweise Blutige Seide oder Die drei Gesichter der Furcht wird wiederum durch die
besonders schöne österreichische Burg Kreuzenstein als Kulisse
wieder etwas ausgeglichen. (Fotos von der Burg findet ihr hier).
Wie man in der "Bava-Bibel" des Experten Tim Lucas nachlesen kann, soll der Maestro den Produzenten
Alfredo Leone vor Freude über die Wahl des Drehorts sogar umarmt und
geküsst haben. Kein Wunder beim Anblick dieses die Phantasie anregenden
Bauwerks.
Äußerst gelungen sind besonders die trippigen Töne des Soundtracks (besonders der Song "Black Magic"), komponiert vom vielseitigen Komponisten Stelvio Cipriani.
Äußerst gelungen sind besonders die trippigen Töne des Soundtracks (besonders der Song "Black Magic"), komponiert vom vielseitigen Komponisten Stelvio Cipriani.
"Baron Blood" ist der letzte Gotik-Film dieses Meisterregisseurs. Zugegeben kein Meisterwerk, aber
im Vergleich zu dem meines Erachtens in vielen Szenen peinlicheren Shock ein sehenswerter Gruselfilm. Empfohlen für
fortgeschrittene Bava KennerInnen.
Foto: Die Sammlung eines Fanatikers
Foto: Wunderschöne VÖ von Koch Media