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Sonntag, 16. Juni 2019

LE FOTO PROIBITE DI UNA SIGNORA PER BENE (1970)














FRAUEN BIS ZUM WAHNSINN GEQUÄLT

Italien, Spanien 1970
Regie: Luciano Ercoli
DarstellerInnen: Dagmar Lassander, Pier Paolo Capponi, Nieves Navarro (aka Susan Scott), Simón Andreu u.a.

Inhalt:
Minou versucht ihren Gatten (reicher Geschäftsmann) vor dem Gefängnis zu bewahren, indem sie sich auf die Erpressung durch einen mysteriösen Fremden einlässt und tappt dabei selbst in eine Falle. Doch als sie erkennt, dass sie hinters Licht geführt wurde, kann sie es nicht beweisen. Weder ihr Mann noch ihre beste Freundin und nicht einmal die Polizei schenken ihr Glauben. Nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Leben sind in Gefahr...


Minou (Lassander) im Zwielicht


Lebefrau Dominique (Scott)


Die schöne und sympathische Minou (Dagmar Lassander, u.a. bekannt aus Femina Ridens oder Sonne, Sand und heiße Schenkel) hat leider ein Problem. Sie ist nicht gerade das, was man als eine selbstbewusste, stabile Persönlichkeit bezeichnen könnte.
Der kontinuierliche Missbrauch von Beruhigungsmitteln in Kombination mit hochprozentigen Alkoholika ist außerdem ihrer allgemeinen Verfassung sowie ihrer psychischen Gesundheit nicht zuträglich. Den mit jedem erneuten Konsum von Rauschmitteln unweigerlich verknüpften Vorsatz, dieses Mal wirklich mit allem aufzuhören (nicht um ihrer selbst willen, sondern um ihrem Gatten eine Freude zu machen!), wirft sie alle paar Minuten kurzerhand wieder über Bord.
Generell wirkt die arme Minou sehr beeinflussbar und vor allen Dingen abhängig – nicht nur von Substanzen, sondern auch von der Aufmerksamkeit und Zuneigung ihres oft abwesenden Mannes Pier und ihrer Freundin Dominique.
Ihre Dependenzen und ihre Unselbständigkeit machen die gutgläubige Minou besonders vulnerabel. Aus diesem Grund wird sie auch zum perfekten Opfer des perversen Erpressers. Wie es das grausame Schicksal so will, passiert dies gerade in dem Moment, als sie endlich einmal etwas selbst in die Hand nehmen möchte und glaubt, ihren Angetrauten heldinnenhaft vor einem üblen Erpresser zu retten.

Die Rolle der labilen Minou ist nicht nur mit viel Feingefühl und Verständnis für den Charakter der Protagonistin konzipiert, sondern auch mit einer erstaunlichen Eleganz und Leichtigkeit von Dagmar Lassander gespielt. Dieser wahrlich großartigen Schauspielerin gelingt es, die gutgläubige Minou trotz ihrer vermeintlichen Schwächen so darzustellen, dass man gerne Anteil nimmt an dem Schicksal dieser Frau.
Trotz schlimmer Erlebnisse kippt sie nie in diese schier unerträgliche und überzogene Form schriller weiblicher Hysterie, mit der viele Filmemacher früher sehr unreflektiert und klischeehaft arbeiteten.
Das Rollenverständnis und das Talent von Dagmar Lassander ist meiner Meinung nach einer der großen Pluspunkte dieses Thrillers.

Während sich der chronisch überarbeitete und anderweitig beschäftigte Ehemann Pier (Pier Paolo Capponi, u.a. Note 7 - Die Jungen der Gewalt und Das Rätsel des silbernen Halbmonds) gerne etwas aus der Affäre zieht und durch (emotionale und tatsächliche) Abwesenheit glänzt, steht Minou vor allem ihre selbstbewusste Freundin Dominique zur Seite. Letztere wird gespielt von der wie immer erfrischend temperamentvollen und charakterstarken Susan Scott. Dominique kostet das Leben und ihre Sexualität in vollen Zügen aus und scheint tendenziell in erster Linie hedonistischen Prinzipien zu folgen.
Sie wartet nicht wie Minou auf ihren Beschützer, der für sie "Ehemann, Freund und Vater" (Minou über ihren Mann) in Personalunion verkörpert. Dominique nimmt sich, wen sie will und wann sie will. Sie lässt sich nichts vormachen und hat zu allem eine eigene Meinung.
Diese beiden ungleichen Frauen verbindet dennoch eine enge und liebevolle Freundschaft. Doch wird diese auch hart auf die Probe gestellt, als Minou merkt, dass ihre engste Vertraute sich bisweilen nicht so deutlich bei ihr positioniert, wie es notwendig wäre.

Die Rolle der Dominique ist neben anderen etwas dubios erscheinenden Personen als roter Hering angelegt. Ebenso wie die Figur des Ehemanns, der einerseits ja tatsächlich - wie vom Erpresser behauptet - ein Mörder sein könnte, andererseits nicht in angemessener Form beunruhigt wirkt über die Schilderungen seiner Frau.
Das Motiv des Erpressers (gespielt von Simón Andreu), der Minou zu sexuellen Handlungen zwingt und zuerst ihre Würde, dann ihr Leben bedroht, bleibt ebenfalls bis zum Ende nebulös.
Dadurch entwickelt sich die spannendste Dynamik bei Minou selbst – sie wird zum Opfer ihrer eigenen psychischen Instabilität und steht vor allen anderen als unglaubwürdig da. Dies führt sogar so weit, dass selbst beim Zuschauer oder der Zuschauerin ab und an Zweifel an gewissen Wahrnehmungen Minous aufflammen.
Man fragt sich, ob die Protagonistin gerade ihren Verstand verliert oder zum Spielball in einem besonders perfiden Plan eines unbekannten Täters geworden ist.

Das Spiel mit der Wahrnehmung, Verzerrungen und das Phänomen des sogenannten "unzuverlässigen Erzählers/der unzuverlässigen Erzählerin" ist ein klassisches Motiv in vielen Gialli. Dadurch, dass gezielt Indizien für eine geistige Störung der Protagonistin angedeutet werden und diese Person oft die einzige ist, die gewisse Erlebnisse schildert, entsteht die Unsicherheit, ob eventuell eine paranoide Wirklichkeitsverzerrung die Ursache von den mysteriösen Vorkommnissen ist oder ob jemand gerade absichtlich in den Wahnsinn getrieben wird. Beispielhaft hierfür sind Genrefilme wie A lizard in a woman's skin, Der Killer von Wien oder Die Grotte der vergessenen Leichen.

Wer das Giallo Genre ausschließlich mit schwarzen Handschuhen und blutbesudelten Rasierklingen verbindet, ist mit "Le foto proibite..." eindeutig falsch beraten.


Zeit für einen Drink!


Wer italienische Thriller mit viel Stil, Eleganz und offen zur Schau gestellter Lasterhaftigkeit der High Society zu schätzen weiß, muss diesen Film einfach in sein Herz schließen.
Minou, Dominique und Pier hangeln sich von einem Whiskey zum nächsten. Das Einzige, was in diesem Film absolut vorhersehbar ist, sind die jeweils folgenden Drinks. Jede neue Szene scheint begossen werden zu müssen, es finden sich erstaunlich viele Anlässe, um sich ein Gläschen zu genehmigen. Dies wirkt herrlich belustigend und so typisch für die damalige Zeit.
Extravagante Kleidung der 70er Jahre und eine Inneneinrichtung wie aus einem Designerkatalog vervollständigen die beinahe karikaturistische Darstellung des gesellschaftlichen Besitzbürgertums.
Der wunderbare Easy Listening Soundtrack von Maestro Ennio Morricone unterstreicht das Lebensgefühl der Reichen und Schönen und suggeriert trotz an sich schwerer Thematik eine gewisse Lockerheit und Leichtigkeit.

Fazit: Luciano Ercoli vermochte es, bereits bei seinem Erstlingswerk beim geneigten Publikum einen wunderbares cineastisches Flow-Erlebnis zu erzeugen. Die etwas triviale Auflösung am Ende, die sich in bester Giallo Tradition befindet, gerät dabei eher ins Hintertreffen. Die Lösung des Rätsels driftet dabei in die Marginalität, denn "Der Weg ist das Ziel".
Habe ich schon mal geschrieben, dass ich fast alle Regiearbeiten Luciano Ercolis liebe? Ja, es ist so.




Foto: Blue Underground DVD, Camera Obscura DVD



Arrow Blu Ray aus U.K.

Foto: Vinyl Soundtrack von Dagored



Sonntag, 7. Mai 2017

FEMINA RIDENS (1969)















THE FRIGHTENED WOMAN
THE LAUGHING WOMAN

Italien 1969
Regie: Piero Schivazappa
DarstellerInnen: Dagmar Lassander, Philippe Leroy, Loranza Guerrieri, Varo Soleri, Maria Cumani Quasimodo, Mirella Pamphili u.a.


Inhalt:
Dr. Sayer, der in einer wohltätigen Organisation Mitglied ist, führt ein Doppelleben. In seiner Freizeit bezahlt er Prostituierte dafür, dass sie sich von ihm erniedrigen und misshandeln lassen. Eines Tages entführt er seine Mitarbeiterin Maria und hält sie in seiner Luxuswohnung gefangen.
Doch Maria will sich dem Opfer-Dasein nicht beugen...


"Töte sie, bevor sie dich verführt" scheint das Motto des
sexuell fehlgeleiteten Akademikers (Leroy) zu sein


Maria (Lassander), eine Frau mit vielen Facetten - Hyäne,
Skorpion oder doch ganz harmlos? 


Dr. Sayers öffentliche Fassade ist die eines allseits respektierten Mannes, der sich für Menschenrechte engagiert. In seinem verborgenen Privatleben agiert er jedoch als ein sexuell frustrierter, vom weiblichen Geschlecht zutiefst verunsicherter Mann.
Er ist nicht in der Lage, eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe zu führen oder eine unbeschwerte Sexualität zu leben. Seine tief sitzende Angst vor Frauen versucht er mit Dominanzverhalten und Demütigungen bis hin zum Sadismus zu kompensieren.
Kein Wunder, dass er sich ausgerechnet Maria zur Befriedigung seiner niederen Instinkte aussucht. Maria ist nämlich jene Frau, die eines Tages selbstsicher in seinem Büro steht und ihm aus tiefster Überzeugung verklickern will, dass die Kastration von Männern das einzige adäquate Mittel ist, die Welt vor einer Überbevölkerung zu retten.
Also versucht er ihr auf diese Ansage hin zu zeigen, wo der Hammer hängt und wer das stärkere Geschlecht ist.

Kaum in seiner ultramodernen, doch unpersönlich-steril eingerichteten Luxuswohnung eingesperrt, verhält sich das freche Weibsbild so, dass sie für ihn keine Bedrohung mehr darstellt. Maria unterwirft sich und spielt die von Voyeurismus und Sadismus geprägten Rollenspiele des perversen Akademikers brav mit. Denkt er...
Bevor dem Mann ernsthafte Zweifel am Verhalten seines Entführungsopfers kommen, dreht sie den Spieß geschickt um und dirigiert die von ihm vorgegebenen Situationen in eine von ihr definierte Richtung.
Doch sobald sie ihm körperlich zu nahe kommt, wittert er Gefahr und unterbindet das in ihm entflammte sexuelle Begehren durch gewalttätige Aktionen gegenüber der Frau.
Ein erotisch aufgeladenes Katz- und Maus-Spiel nimmt seinen (tragischen) Lauf...

Durch ausdrucksstarke Mimik und vollen Körpereinsatz der Protagonisten Philippe Leroy (Yankee, Milano Kaliber 9) und Dagmar Lassander (Sonne, Sand und heiße Schenkel, "Hatchet for the Honeymoon") ist der Film angenehm kurzweilig ohne sich in den Fängen unfreiwilliger Komik zu verheddern.
Doch das i-Tüpfelchen auf diesem ästhetisch stilsicheren Zeitdokument der 68-er Generation und der sexuellen Revolution ist ohne Zweifel der Soundtrack von Stelvio Cipriani.
Für "Femina Ridens" hat der hochbegabte Komponist einen vielseitigen und besonders stimmungsvollen Soundtrack geschaffen, der leicht ins Ohr geht und sich durch die Ohrmuschel ganz tief bis in die innersten Gehirnwindungen quetscht, wo er sich beim Gros der HörerInnen dauerhaft einnistet.
Wäre der Film einem größeren Publikum bekannt (geworden), wäre die Szene, in der Dagmar Lassander nur notdürftig verhüllt zu dieser Lounge Music Nummer namens "Sophisticated Shake" lasziv vor den Augen des faszinierten Dr. Sayer tanzt, wohl in die Filmgeschichte eingegangen.
Der kaum verhohlene schwarze Humor, der dem Drehbuch zugrunde liegt, gipfelt schließlich in der finalen Szene im Swimming Pool, die von Cipriani passenderweise mit einem Score, der jedem Italowestern Duell die passende Atmosphäre verleihen würde, unterlegt wurde.

Die italienischen Regisseure waren damals für ihre besonders unorthodoxen Methoden und originellen Produktionsbedingungen bekannt. Es wurde von anderen (oft amerikanischen) Filmen hemmungslos und ohne nur im Ansatz etwas zu verbergen geklaut, was das Zeug hielt. Drehen ohne Genehmigung galt beinahe als Kavaliersdelikt (eines der berühmtesten Beispiele lieferte wohl Lucio Fulci, der auf der Brooklyn Bridge in New York ohne Erlaubnis Szenen für Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies filmte) und Verfolgungsjagden in Mailand, Rom und anderen Städten wurden schon mal spontan in der Rush-Hour inszeniert.
In diesem Kontext erscheint es nicht verwunderlich, dass sich Schivazappa partout nicht erinnern kann, ob die namhafte Künstlerin Niki de Saint Phalle um Erlaubnis gefragt wurde, als sich das Filmteam daran machte, eine ihrer berühmtesten Skulpturen (vgl. "Hon" von Niki de Saint Phalle) für den Dreh nachzubauen und mit einem speziellen Extra (die mit Zähnen besetzte Tür) zu versehen. Der voluminöse Frauenkörper mit der begehbaren Vagina spielt zwar nur eine kurze, aber wichtige Rolle im Film.

"Femina Ridens" ist einer dieser unpopulären obskuren italienischen Filme, der jegliche Genregrenzen sprengt und aus jedem Filmkorn das Flair der bunten End-Sechziger und frühen Siebziger Jahre verströmt.
Ein Film, der die Intention des Regisseurs, ganz und gar erfüllt. Denn laut Schiavazappa selbst ging es ihm vorrangig um Unterhaltung.
Einen tiefgründigen Geschlechterkampf oder Feminismus-Subtext anhand der seichten Handlung zu konstruieren wäre meiner Meinung nach ähnlich übers Ziel hinaus geschossen wie diese überstrapazierten Gesellschaftskritik-Interpretationen, mit denen manche Menschen ihrer Vorliebe für Zombie-Filme eine intellektuell gefärbte Rechtfertigung zu verleihen versuchen.

Doch zurück zu "Femina Ridens". Diesen Film in den 60er Jahren, noch dazu in einem von Katholizismus dominierten Land zu produzieren, würde ich als ordentlich risikofreudig bezeichnen.
Es kam naturgemäß, wie es kommen musste – der Film wurde am 10. September 1969 in ganz Italien kurzerhand beschlagnahmt und nachdem ein paar Bilder der Schere zum Opfer fielen am 03. Oktober des selben Jahres wieder freigegeben. Ein besonderer Erfolg war ihm nicht beschieden und es darf bezweifelt werden, dass viele Kinos motiviert waren, "Femina Ridens" in ihr Programm aufzunehmen.
Dennoch hat er die Jahrzehnte überdauert und ist nicht in Vergessenheit geraten, sondern hat sich zu einem Geheimtipp unter italophilen CineastInnenen gemausert.
Mit viel extravagantem Stil versehen ist Schivazappa mit "Femina Ridens" ein Werk voller augenzwinkernder Symbolik gelungen, an dem man als Fan des italienischen Kinos nicht vorbeikommt.




Foto: "Femina Ridens" wurde erfreulicherweise in die Giallo-Box von Koch Media "gemogelt"
           Mitte oben: DVD von "Shameless"




Für alle EnthusiastInnen und Fanboys und - girls des Italienischen Kinos: "Femina Ridens" - Auszug des Cineromanzo, abgebildet im Buch "Psychopathia Sexualis in Italian Sinema"




Samstag, 12. Dezember 2015

PECCATI DI GIOVENTU` (1975)














SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL
JUNG, SCHÖN UND LASTERHAFT (Alternativtitel)

Italien 1975
Regie: Silvio Amadio
DarstellerInnen: Gloria Guida, Dagmar Lassander, Silvano Tranquilli, Fred Robsahm (als Fred Robsham), Felicita Ghia, Rita Orlando u.a.


Inhalt:
Angela ist zwar schon ein großes Mädchen, will aber ihrem Vater um jeden Preis gefallen und wünscht sich von diesem wesentlich mehr Aufmerksamkeit. Da kommt es der jungen Frau mehr als ungelegen, dass der Herr Papa plötzlich mit der schönen Irene auftaucht, die er auch noch beabsichtigt zu ehelichen.
Angela will die Stiefmutter in spe um jeden Preis so schnell wie möglich loswerden und zieht dafür alle Register...


Vater und Tochter (Guida)


Eleganz und Charisma: Lassander


Bereits bei "Avere vent'anni" ärgerte ich mich sehr über den unpassenden Titel Oben ohne, unten Jeans. Bei "Peccati di gioventù" lerne ich nun, dass es eine Steigerungsform von dämlichen, unpassenden Titeln gibt.
"Sonne, Sand und heiße Schenkel" war wohl ein verzweifelter deutscher Vermarktungs-Versuch, der eigentlich nur nach hinten losgehen konnte. Wer sich nämlich einen netten Erotikfilm erwartet, wird durch die Handlung dieses weichgespülten Dramas ziemlich vor den Kopf gestoßen.

Doch für welches Publikum ist dieser Film denn eigentlich geeignet? Mich hat er ausreichend unterhalten und ich würde ihn sogar ein zweites Mal anschauen, weil Gloria Guida eine hinreißend natürliche Schönheit ist (egal ob mit oder ohne Klamotten, zu sehen gibt es beide Varianten).
Weil Dagmar Lassander (Femina Ridens) eine beeindruckende Eleganz und Erotik ausstrahlt und allein durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten in der Lage ist, den Schund- und Peinlichkeitsfaktor des Drehbuchs wesentlich zu minimieren.
Weil ausreichend J&B getrunken und die Flaschen schön ins Bild gehalten werden und nicht zuletzt , weil er in Sardinien gedreht wurde und ein herrliches Urlaubsflair verströmt.


Sehe ich aus wie ein Frauenheld?


Fred Robsahm stört ein kleines bisschen in der Rolle des Womanizers, dem die Frauen zu Füßen liegen. Aber vielleicht hat er etwas zu bieten, was auf den ersten und zweiten Blick nicht erkennbar ist??
Regisseur Amadio griff für "Sonne, Sand und heiße Schenkel" gaaanz tief in die Klischee-Kiste und zauberte daraus einen melodramatischen, sehr vorhersehbaren, doch aufgrund der oben genannten Pluspunkte für Fans des italienischen Kinos durchaus sehenswerten Film hervor.


Fotos der Drehorte auf Sardinien und Screenshots findet ihr hier


Das peinliche Plakat passend zum Titel


Foto: VÖ von Raro Video und Donaufilm



Samstag, 15. Februar 2014

QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO (1981)














DAS HAUS AN DER FRIEDHOFMAUER

Italien 1981
Regie: Lucio Fulci
DarstellerInnen: Catriona MacColl, Paolo Malco, Ania Pieroni, Giovanni Frezza, Carlo De Mejo, Dagmar Lassander u.a.


Inhalt
Wissenschaftler Norman zieht mit seiner Frau Lucy und seinem Sohn Bob von New York nach New Whitby in die Villa seines ehemaligen Professors, der dort offenbar seine Freundin ermordete und anschließend Selbstmord beging.
Er möchte Nachforschungen anstellen, warum der Professor sich umgebracht hat und dessen unvollendete Arbeit fortführen. Die hypernervöse Lucy ist gar nicht begeistert von dem abgelegenen alten Haus.
Besonders der verriegelte Keller versetzt sie in Angst. Die unheimlichen Ereignisse lassen nicht lange auf sich warten...


Ein Haus wie ein düsteres Gemälde



Das Grauen lauert überall...


Vor einigen Jahren schrieb einmal ein Freund, der (genauso wie ich) ein großer Verehrer dieser Filme ist:
"Lucio Fulci schenkte uns vier heilige Evangelien."

Diese Werke, die der von seiner Filmcrew als exzentrisch und cholerisch betitelte Römer Lucio Fulci in der Zeit von 1979 bis 1981 drehte, werden in Fankreisen auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung noch angebetet.
Von wahrscheinlich einer größeren Fraktion aber nicht verstanden, belächelt oder gar verschmäht.
"Haus an der Friedhofmauer" wird unter Splatterfans und Horror-Nerds meist als der schwächste Film der "fulcischen" Splatter-Ära (dazu gehören noch Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, Ein Zombie hing am Glockenseil und Über dem Jenseits) bezeichnet und hat im Vergleich mit den anderen erwähnten Titeln kaum glühende Verehrer.

Einen Zugang zu Fulcis Meisterwerken und im Speziellen zu " Das Haus an der Friedhofmauer", bekommt man grundsätzlich nicht über den Kopf, sondern über das Herz. Entweder man kann sich einlassen auf die emotionale Verstrickung mit dem Film und setzt sich den Bildern ungefiltert aus oder man sucht nach den häufig zitierten "Logiklöchern" und unbeantworteten Fragen.
In beiden Fällen wird man ein beachtliches Ergebnis erzielen.

Unlängst musste ich amüsiert feststellen, dass es einem (wohl kopflastigen) Kritiker in der ofdb nicht zu blöd war, neben zahlreichen von ihm aufgedeckten "Ungereimtheiten" auch noch zu bemängeln, dass das Haus ja nicht einmal an einer Friedhofsmauer steht, ergo: sogar der Titel falsch ist.
Liebe Leute, im Originaltitel "Quella villa accanto al cimitero" ist ja auch nicht die Rede von einer Mauer...
Aber manche haben scheinbar eine Mauer vor dem Kopf, wenn es um diesen Film geht.

"Das Haus..." ist eindeutig der poetischste und mystischste Film Fulcis.
Die alte Villa neben den verfallen Grabsteinen im Nebel, die mysteriöse rothaarige Mae, die beizeiten aus dem Nichts auftaucht, um Bob telepathisch zu warnen und die sich immer wieder wie von Geisterhand öffnende Kellertüre sorgen für stimmungsvollen Grusel im Stil von gotischen Schauerromanen.

Die Geschichte wird eher langsam erzählt. Bewusst wurde in vielen Einstellungen auf scharfe Schnitte verzichtet und stattdessen Überblendungen, Unschärfen und Zooms als Stilmittel gewählt.
Besonders schön inszeniert ist zum Beispiel die Szene am Beginn der Erzählung, in der der kleine Bob vor dem alten Foto des Hauses sitzt und seiner Mutter berichtet, dass da ein Mädchen ist, das ihn vor dem bevorstehenden Umzug warnt.
Die Kamera bleibt während des Gesprächs in derselben Position. Je nachdem, wer gerade spricht, wird entweder Lucy oder Bob fokussiert und der jeweilig andere bleibt im Bild unscharf.

Es ist tatsächlich so, dass am Ende viele Fragen offen bleiben. Einzelne Handlungsstränge und so manche Dialoge laufen ins Leere. Die Mehrdeutigkeit der Geschichte lässt einigen Interpretationsspielraum zu. Gerade dies macht den besonderen Reiz von "Haus an der Friedhofmauer" aus.
Fulcis symbolische Bildsprache und subtile Andeutungen erzeugen eine traumartige Atmosphäre, die zwar von den für den Regisseur typischen derben Splatterszenen stilistisch etwas unterbrochen, aber am "schönen" Ende des Films wieder konsequent aufgenommen wird.
Was bei Dario Argento (der nie müde wurde zu betonen, in seinen Filmen seine Alpträume zu verarbeiten) als Geniestreich hingestellt und wofür er fanatisch verehrt wird, soll bei Fulci Stümperei sein?

Gesplattert wird selbstverständlich auch.
Ganz in Fulci-Manier werden Köpfe abgetrennt oder Messer von hinten mit solcher Wucht durch Schädel gejagt, dass die Klinge vorne aus dem Mund wieder austritt.
Abgetrennte Körperteile und ausgehöhlte Leichen dürfen natürlich nicht fehlen und die vom morbiden Lucio allzu gerne verwendeten Maden haben wieder ihren großen Moment. Nicht zu vergessen: viel, viel Blut.
Bis auf die adipöse Fledermaus, die sich auf dem Handrücken von Norman festbeißt, und deren Unförmigkeit wohl dem Budget geschuldet war, sind die Effekte von Meister Giannetto de Rossi (verantwortlich u.a. für die Effekte bei Woodoo, die stylischen Zombies in Das Leichenhaus der lebenden Toten oder gar "High Tension") auf gewohnt hohem künstlerischen Niveau.

Besonders der ausgemergelte, kaum mehr als Mensch zu identifizierende Dr. Freudstein wirkt imposant. Er erinnert in seiner Gestalt sehr an das "Monster" in Das Schloss des Grauens (1963).
In Letztgenanntem treibt, vereinfacht formuliert, ebenfalls ein alter vergammelter Mann sein Unwesen in einem Keller. Es finden sich des Weiteren inhaltliche und stilistische Parallelen zu Filmen wie "Amityville" und Kubricks "Shining".
Die legendäre Szene, in der Norman versucht, seinen Sohn zu retten und diesen mit der Axt beinahe selbst schnetzelt, kommt in ähnlicher Form auch bei der "Sarg-Befreiungsszene" in Ein Zombie hing am Glockenseil vor. Und der Fledermaus-Angriff dürfte Fans von Fulcis herausragenden Giallo Una lucertola con la pelle di donna Erinnerungen an Florinda Bolkan in der Kirche wecken.
Der Soundtrack passt perfekt zur immer wieder vorherrschenden melancholischen und mystischen Grundstimmung des Films.

Am besten gefällt mir persönlich das Bild der CMV-Fassung, da die Farbgebung dort besonders intensiv ausfällt und einige Szenen beinahe aussehen, als hätte Mario Bava sie ausgeleuchtet.
Leider geht bei der deutschen Synchro inhaltlich Einiges an Substanz verloren.
Ganz misslungen ist das Ende, in dem Mary Freudstein auf Deutsch sinngemäß so einen banalen Satz wie "Jetzt sind wir alle glücklich" sagt, auf Englisch in Wahrheit aber das zukünftige Schicksal eines neuen erbarmungswürdigen Mieters ankündigt.
Während die deutsche Synchro von Ein Zombie hing am Glockenseil mit ihren markanten Sprüchen stellenweise zum Niederknien komisch und selbst zum Kult geworden ist ("Ich schmeiß mich mal schnell in den Wagen."), ist die Synchronisation bei "Das Haus..." leider nur mäßig gelungen.

Lucy (besorgt): "Wir finden vielleicht ein anderes Haus. Ich meine, ist es so wichtig in diesem Haus zu wohnen? Es kann doch nicht normal sein, in einem Haus zu wohnen, das eine Gruft als Fußboden hat."
Norman: "Nicht normal, aber auch nicht dramatisch. Da kommen ja keine Leichen raus."


Ein Schauer-Splatter-Märchen, das uns im besten Fall für 82 Minuten zu Traumwandlern werden lässt, im schlechtesten Fall schlichtweg frustriert.
Was gilt für euch?





Foto: LP VÖ, Astro, NoShame IT, CMV, XT Video Blu Ray, Blue Underground Blu Ray




Foto: 4K Abtastung von Blue Underground




Foto: UHD VÖ von Blue Underground




Foto: In dieser Creepy Images Ausgabe ist der deutsche Kinoaushangsatz abgebildet




Foto: Soundtrack





Foto: CMV Soundtrack