THE FRIGHTENED WOMAN
THE LAUGHING WOMAN
THE LAUGHING WOMAN
Italien 1969
Regie: Piero Schivazappa
DarstellerInnen: Dagmar Lassander,
Philippe Leroy, Loranza Guerrieri, Varo Soleri, Maria Cumani
Quasimodo, Mirella Pamphili u.a.
Inhalt:
Dr. Sayer, der in einer wohltätigen
Organisation Mitglied ist, führt ein Doppelleben. In seiner Freizeit
bezahlt er Prostituierte dafür, dass sie sich von ihm erniedrigen
und misshandeln lassen. Eines Tages entführt er seine Mitarbeiterin
Maria und hält sie in seiner Luxuswohnung gefangen.
Doch Maria will sich dem Opfer-Dasein
nicht beugen...
"Töte sie, bevor sie dich verführt" scheint das Motto des sexuell fehlgeleiteten Akademikers (Leroy) zu sein |
Maria (Lassander), eine Frau mit vielen Facetten - Hyäne, Skorpion oder doch ganz harmlos? |
Dr. Sayers öffentliche Fassade ist die eines allseits respektierten Mannes, der sich für Menschenrechte engagiert. In seinem verborgenen Privatleben agiert er jedoch als ein sexuell frustrierter, vom weiblichen Geschlecht zutiefst verunsicherter Mann.
Er ist nicht in der Lage, eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe zu führen oder eine unbeschwerte Sexualität zu leben. Seine tief sitzende Angst vor Frauen versucht er mit Dominanzverhalten und Demütigungen bis hin zum Sadismus zu kompensieren.
Er ist nicht in der Lage, eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe zu führen oder eine unbeschwerte Sexualität zu leben. Seine tief sitzende Angst vor Frauen versucht er mit Dominanzverhalten und Demütigungen bis hin zum Sadismus zu kompensieren.
Kein Wunder, dass er sich ausgerechnet
Maria zur Befriedigung seiner niederen Instinkte aussucht. Maria ist nämlich jene Frau, die eines Tages selbstsicher in
seinem Büro steht und ihm aus tiefster
Überzeugung verklickern will, dass die Kastration von Männern
das einzige adäquate Mittel ist, die Welt vor einer Überbevölkerung
zu retten.
Also versucht er ihr auf diese Ansage hin zu zeigen,
wo der Hammer hängt und wer das stärkere Geschlecht ist.
Kaum in seiner ultramodernen, doch unpersönlich-steril
eingerichteten Luxuswohnung eingesperrt, verhält sich das freche Weibsbild so, dass sie
für ihn keine Bedrohung mehr darstellt. Maria unterwirft sich und
spielt die von Voyeurismus und Sadismus geprägten Rollenspiele des perversen Akademikers brav mit. Denkt er...
Bevor dem Mann ernsthafte Zweifel am Verhalten seines Entführungsopfers kommen, dreht sie den Spieß geschickt um und dirigiert die von ihm
vorgegebenen Situationen in eine von ihr definierte Richtung.
Doch sobald sie ihm körperlich zu nahe kommt, wittert er Gefahr und unterbindet das in ihm
entflammte sexuelle Begehren durch gewalttätige Aktionen gegenüber der Frau.
Ein erotisch aufgeladenes Katz- und
Maus-Spiel nimmt seinen (tragischen) Lauf...
Durch ausdrucksstarke Mimik und vollen
Körpereinsatz der Protagonisten Philippe Leroy (Yankee, Milano Kaliber 9) und Dagmar Lassander (Sonne, Sand und heiße Schenkel, "Hatchet for the Honeymoon") ist der Film
angenehm kurzweilig ohne sich in den Fängen unfreiwilliger Komik zu
verheddern.
Doch das i-Tüpfelchen auf diesem
ästhetisch stilsicheren Zeitdokument der 68-er Generation und der
sexuellen Revolution ist ohne Zweifel der Soundtrack von Stelvio
Cipriani.
Für "Femina Ridens" hat der hochbegabte Komponist einen vielseitigen und besonders
stimmungsvollen Soundtrack geschaffen, der leicht ins Ohr geht und sich durch die Ohrmuschel ganz tief bis in die innersten Gehirnwindungen quetscht, wo er sich beim Gros der HörerInnen dauerhaft einnistet.
Wäre der Film einem größeren
Publikum bekannt (geworden), wäre die Szene, in der Dagmar Lassander
nur notdürftig verhüllt zu dieser Lounge Music Nummer namens "Sophisticated Shake" lasziv vor den Augen des faszinierten Dr.
Sayer tanzt, wohl in die Filmgeschichte eingegangen.
Der kaum verhohlene schwarze Humor, der dem Drehbuch zugrunde liegt, gipfelt schließlich in der finalen
Szene im Swimming Pool, die von Cipriani passenderweise mit einem
Score, der jedem Italowestern Duell die passende Atmosphäre
verleihen würde, unterlegt wurde.
Die italienischen Regisseure waren damals für ihre besonders unorthodoxen Methoden und originellen Produktionsbedingungen bekannt. Es wurde von anderen (oft amerikanischen) Filmen hemmungslos und ohne nur im Ansatz etwas zu verbergen geklaut, was das Zeug hielt. Drehen ohne Genehmigung galt beinahe als Kavaliersdelikt (eines der berühmtesten Beispiele lieferte wohl Lucio Fulci, der auf der Brooklyn Bridge in New York ohne Erlaubnis Szenen für Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies filmte) und Verfolgungsjagden in Mailand, Rom und anderen Städten wurden schon mal spontan in der Rush-Hour inszeniert.
In diesem Kontext erscheint es nicht verwunderlich, dass sich Schivazappa partout nicht erinnern kann, ob die namhafte Künstlerin Niki de Saint Phalle um Erlaubnis gefragt wurde, als sich das Filmteam daran machte, eine ihrer berühmtesten Skulpturen (vgl. "Hon" von Niki de Saint Phalle) für den Dreh nachzubauen und mit einem speziellen Extra (die mit Zähnen besetzte Tür) zu versehen. Der voluminöse Frauenkörper mit der begehbaren Vagina spielt zwar nur eine kurze, aber wichtige Rolle im Film.
Die italienischen Regisseure waren damals für ihre besonders unorthodoxen Methoden und originellen Produktionsbedingungen bekannt. Es wurde von anderen (oft amerikanischen) Filmen hemmungslos und ohne nur im Ansatz etwas zu verbergen geklaut, was das Zeug hielt. Drehen ohne Genehmigung galt beinahe als Kavaliersdelikt (eines der berühmtesten Beispiele lieferte wohl Lucio Fulci, der auf der Brooklyn Bridge in New York ohne Erlaubnis Szenen für Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies filmte) und Verfolgungsjagden in Mailand, Rom und anderen Städten wurden schon mal spontan in der Rush-Hour inszeniert.
In diesem Kontext erscheint es nicht verwunderlich, dass sich Schivazappa partout nicht erinnern kann, ob die namhafte Künstlerin Niki de Saint Phalle um Erlaubnis gefragt wurde, als sich das Filmteam daran machte, eine ihrer berühmtesten Skulpturen (vgl. "Hon" von Niki de Saint Phalle) für den Dreh nachzubauen und mit einem speziellen Extra (die mit Zähnen besetzte Tür) zu versehen. Der voluminöse Frauenkörper mit der begehbaren Vagina spielt zwar nur eine kurze, aber wichtige Rolle im Film.
"Femina Ridens" ist einer dieser unpopulären obskuren italienischen Filme, der jegliche Genregrenzen
sprengt und aus jedem Filmkorn das Flair der bunten
End-Sechziger und frühen Siebziger Jahre verströmt.
Ein Film, der die Intention des
Regisseurs, ganz und gar erfüllt. Denn laut Schiavazappa selbst ging
es ihm vorrangig um Unterhaltung.
Einen tiefgründigen Geschlechterkampf
oder Feminismus-Subtext anhand der seichten Handlung zu konstruieren wäre meiner Meinung nach ähnlich übers Ziel hinaus geschossen wie
diese überstrapazierten Gesellschaftskritik-Interpretationen, mit
denen manche Menschen ihrer Vorliebe für Zombie-Filme eine intellektuell gefärbte Rechtfertigung zu verleihen versuchen.
Doch zurück zu "Femina Ridens".
Diesen Film in den 60er Jahren, noch dazu in einem von Katholizismus
dominierten Land zu produzieren, würde ich als ordentlich risikofreudig bezeichnen.
Es kam naturgemäß, wie es kommen
musste – der Film wurde am 10. September 1969 in ganz Italien
kurzerhand beschlagnahmt und nachdem ein paar Bilder der Schere zum Opfer fielen am 03.
Oktober des selben Jahres wieder freigegeben. Ein besonderer Erfolg
war ihm nicht beschieden und es darf bezweifelt werden, dass viele
Kinos motiviert waren, "Femina Ridens" in ihr Programm aufzunehmen.
Dennoch hat er die Jahrzehnte überdauert und
ist nicht in Vergessenheit geraten, sondern hat sich zu einem Geheimtipp unter italophilen CineastInnenen gemausert.
Mit viel extravagantem Stil versehen
ist Schivazappa mit "Femina Ridens" ein Werk voller
augenzwinkernder Symbolik gelungen, an dem man als Fan des
italienischen Kinos nicht vorbeikommt.