NOTE 7 - DIE JUNGEN DER GEWALT
Italien 1969
Regie: Fernando Di Leo
DarstellerInnen: Pier Paolo Capponi, Nieves Navarro, Marzio Margine, Renato Lupi, Enzo Liberti u.a.
Inhalt
Eine Lehrerin, die straffällige
Jugendliche unterrichtet, wird während des Unterrichts von ihren
Zöglingen angegriffen, vergewaltigt und bestialisch ermordet.
Kommissar Duca Lamberti, der angesichts des grausamen Verbrechens der Jugendlichen sehr betroffen reagiert, möchte um jeden
Preis herausfinden, wer für die Tat verantwortlich ist. Trotz seiner ungewöhnlichen und recht
harten Verhör-Methoden bekommt er aus den beteiligten Jungen, die
alle über ein imposantes Vorstrafenregister verfügen, nur wenig
heraus.
Sein Chef rät ihm, die Akte zu
schließen, aber Kommissar Lamberti will um jeden Preis weiter
ermitteln.
Deshalb holt er Carolino Marassi, der mittlerweile wie alle
anderen Hauptverdächtigen in einer Besserungsanstalt für
Jugendliche untergebracht wurde, zu sich nach Hause.
Mithilfe von Livia Ussaro, der Sozialarbeiterin der Jugendlichen, möchte Lamberti dem in Bezug auf seine Zukunft desillusionierten Carolino
zeigen, wie ein Leben in Freiheit und geordneten Verhältnissen aussehen könnte. Sein Ziel ist es, den Jungen dazu zu bringen, den Täter bzw.
mögliche Hintermänner zu verraten.
Wird der Plan des Kommissars aufgehen? Wer ist tatsächlich für die barbarische Tat im Klassenzimmer verantwortlich? Kann Carolino überhaupt etwas zu den Nachforschungen beitragen?
"Note 7 - Die Jungen der Gewalt" ist einer meiner Lieblingsfilme von Fernando Di Leo, der - ähnlich wie Oben ohne, unten Jeans - trotz seiner Qualität leider relativ unbekannt ist und sein Dasein eher als Randnotiz in einschlägigen Publikationen fristet.
Er wurde zwar in den Achtzigern auf Video veröffentlicht. Die Vermarktung weckte allerdings absolut falsche Erwartungen, da das Cover eher an den damals populären Terror-Film "Die Klasse von 1984" erinnert und so wohl den Weg zu seinem eigentlichen Zielpublikum verfehlte.
"Signorina Matilde Crescenzaghi, Tochter des verstorbenen Michele Crescenzaghi und seiner Frau Ada Pirelli, unterrichtete an der Abendschule Andrea e Maria Fustagni. Fast alle ihrer dreizehn Schüler hatten bereits einen Teil ihres kurzen Lebens in der Besserungsanstalt verbracht. Mal war der Vater Alkoholiker, mal die Mutter im horizontalen Gewerbe. Einige der Jungen litten an Tuberkolose, andere an vererbter Syphilis. Vermutlich wäre es besser gewesen, einen Exfeldwebel der Fremdenlegion ans Lehrerpult dieser Klasse zu stellen, als sie einer zarten jungen Dame aus dem norditalienischen Kleinbürgertum zuzumuten."
Aus: Scerbanenco, Giorgio: "Der lombardische Kurier. Ein Duca-Lamberti-Roman." Die Originalausgabe erschien 1968 unter dem Titel "I ragazzi del massacro".
Wird der Plan des Kommissars aufgehen? Wer ist tatsächlich für die barbarische Tat im Klassenzimmer verantwortlich? Kann Carolino überhaupt etwas zu den Nachforschungen beitragen?
Duca und Livia beleuchten die Familienverhältnisse der Jungen |
Carolino - nicht ganz so cool, wie er vorgibt zu sein |
"Note 7 - Die Jungen der Gewalt" ist einer meiner Lieblingsfilme von Fernando Di Leo, der - ähnlich wie Oben ohne, unten Jeans - trotz seiner Qualität leider relativ unbekannt ist und sein Dasein eher als Randnotiz in einschlägigen Publikationen fristet.
Er wurde zwar in den Achtzigern auf Video veröffentlicht. Die Vermarktung weckte allerdings absolut falsche Erwartungen, da das Cover eher an den damals populären Terror-Film "Die Klasse von 1984" erinnert und so wohl den Weg zu seinem eigentlichen Zielpublikum verfehlte.
Wenn man bedenkt, dass"Note 7 - Die Jungen der Gewalt" in den 60er Jahren entstanden ist, kann man den
Film durchaus als revolutionär bezeichnen.
Wieder einmal scheint der liberal
denkende und talentierte Ausnahmeregisseur Regisseur Fernando Di Leo (u.a. Milano Kaliber 9 oder Der Mafiaboss)
seiner Zeit voraus gewesen zu sein.
Dies stellt er bereits vor dem
eigentlichen Beginn des Films unter Beweis. Der bestialische Mord an
der Lehrerin mitten im Klassenzimmer wird noch während dem Vorspann
gezeigt - ein für die damalige Zeit ungewöhnliches Stilmittel.
Als Endbild nach den Credits und bevor
die eigentliche Handlung beginnt, gibt es noch eine Nahaufnahme der
geschändeten Frauenleiche - mit deutlichen Spuren von körperlicher
und sexueller Gewalt - zu sehen.
Ein ganz schön radikaler Anfang.
Das Drehbuch ist offensichtlich von der
ersten bis zur letzten Seite durchdacht. Das Hauptaugenmerk liegt
neben der Darstellung der Ermittlungsarbeit auf der Charakterisierung der
delinquenten Jugendlichen und deren jeweiligem familiären
Hintergrund.
Fernando Di Leo war es augenscheinlich wichtig, sich stark am Roman des Autors Giorgio Scerbanenco (eine weitere Buch-Verfilmung siehe Das Grauen kam aus dem Nebel) zu orientieren. Dennoch ist er seinem eigenen Stil treu geblieben.
"Signorina Matilde Crescenzaghi, Tochter des verstorbenen Michele Crescenzaghi und seiner Frau Ada Pirelli, unterrichtete an der Abendschule Andrea e Maria Fustagni. Fast alle ihrer dreizehn Schüler hatten bereits einen Teil ihres kurzen Lebens in der Besserungsanstalt verbracht. Mal war der Vater Alkoholiker, mal die Mutter im horizontalen Gewerbe. Einige der Jungen litten an Tuberkolose, andere an vererbter Syphilis. Vermutlich wäre es besser gewesen, einen Exfeldwebel der Fremdenlegion ans Lehrerpult dieser Klasse zu stellen, als sie einer zarten jungen Dame aus dem norditalienischen Kleinbürgertum zuzumuten."
Aus: Scerbanenco, Giorgio: "Der lombardische Kurier. Ein Duca-Lamberti-Roman." Die Originalausgabe erschien 1968 unter dem Titel "I ragazzi del massacro".
Trotz der Beleuchtung des Milieus, in dem
die Jugendlichen aufwachsen, wird die grausame Tat nicht relativiert und glücklicherweise bemühte sich der Drehbuchautor nicht um
eindimensionale Erklärungsmodelle à la "Die Täter sind
lediglich ein Produkt der Gesellschaft und im Grunde genommen selbst
Opfer".
Die Hauptrolle spielt Kommissar
Lamberti (Pier Paolo Capponi, u.a. zu bewundern in Jonny Madoc), der nicht akzeptieren will, dass die
für den Mord verantwortlichen Personen keine oder nur eine geringe
Strafe bekommen und der den Verdacht hegt, dass es irgendeine Verbindung zu einem
außenstehenden Mittäter oder Auftraggeber geben muss.
Etwas unausgegoren erscheint leider die
Charakterisierung von Livia Ussaro (die schöne Susan Scott aka
Nieves Navarro), die als Sozialarbeiterin den Kommissar bei seinem
Vorhaben unterstützt und Carolino betreut.
Sie hat wenig Dialogszenen und wirkt
mehr wie eine zufällige Beobachterin als dass sie ihr fachliches
Wissen oder ihre Persönlichkeit einbringt. Etwas untypisch für Di Leo, der in diversen
Interviews immer wieder versichert hat, großen Wert auf
selbstbewusste und selbstbestimmte Frauencharaktere in seinen Filmen
zu legen.
In seinem Ablauf erinnert der Film
phasenweise sehr an (das später entstandene und in den 70er Jahren
boomende) Poliziottesco-Genre, nimmt aber auch einige Anleihen am
Giallo.
Ähnlich wie Der Tod trägt schwarzes Leder könnte man "Note 7 - Die Jungen der Gewalt"
als "Poliziottesco-Giallo-Hybrid" bezeichnen.
Und doch wäre das wieder zu eng gefasst.
Am ehesten trifft meiner Meinung nach die Bezeichnung "ein typischer Fernando Di
Leo-Film" zu.
" I ragazzi del massacro" ist
ein kleines Meisterwerk von Di Leo, in dem wie in
seinen anderen Filmen diverse Elemente geschickt miteinander kombiniert werden. In diesem Fall vereinen sich die Sozial- bzw. Charakterstudie und die
Darstellung polizeilicher Ermittlungsarbeit.
Empfehlenswert ist die Blu Ray Auswertung in der "Fernando Di Leo - The Italian Crime Collection Vol. 2" von Raro Video. Diese Sammlung beinhaltet neben "Note 7 - Die Jungen der Gewalt" die ebenfalls absolut sehenswerten Filme Auge um Auge und Il poliziotto è marcio.
Foto: Crime Box
Foto: Roman