ÜBER DEM JENSEITS
DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES
(Alternativtitel)
Italien 1981
Regie: Lucio Fulci
DarstellerInnen:
Catriona McColl, David Warbeck, Cinzia Monreale, Antoine Saint-John,
Veronica Lazar, Al Cliver, Maria Pia Marsala u.a.
Inhalt:
Der Maler Schweick,
der sich in Zimmer 36 eines Hotels niedergelassen hat, wird von ein paar
fackelschwingenden Dörflern der Hexerei bezichtigt, gefoltert und
auf grausame Weise ermordet.
50 Jahre später.
Die New Yorkerin
Liza zieht nach New Orleans, wo sie ein altes Hotel geerbt hat. Ihr
Plan ist es, die Villa zu renovieren und die Herberge wieder zu
eröffnen. Bereits während
der Renovierungsarbeiten geschehen Unfälle und unerklärliche
Phänomene. Alsbald wird Liza
von einer mysteriösen blinden jungen Dame namens Emily vor dem
Verbleib im Hotel gewarnt und inständig gebeten, wieder wegzuziehen.
Der Arzt John
versucht der zunehmend verwirrten Liza zur Seite zu stehen und die
Vorkommnisse rational zu erklären. Ein fataler Fehler...
Liza und ihre suspekte Haushälterin im Keller |
Das einladende Hotel |
"Über dem
Jenseits" ist wohl atmosphärisch der herausragendste Film der "Gates of Hell-Trilogie" rund um das Buch Eibon und die Tore zur Hölle (hierzu gehören des Weiteren Ein Zombie hing am Glockenseil und Das Haus an der Friedhofmauer).
Lucio Fulci
erweckt in diesem Werk nicht annähernd den Anschein, tatsächlich eine kohärente
Geschichte erzählen zu wollen. Vielmehr erscheint
die Szenenabfolge bei "Über dem Jenseits" wie eine
Aneinanderreihung alptraumhafter, mystischer und ekelerregender
Szenen. Die Gesetzmäßigkeiten der Realität werden aus den Angeln gehoben und unsere Hauptcharaktere befinden sich in einem nie enden wollenden Nachtmahr der übelsten Sorte.
Genau dafür wird der kreative Filmemacher bei seinen treuen (Splatter-)Fans auch geschätzt. Für die
unheilvollen Bilder, die erschreckend und manchmal malerisch
erscheinen. Für den Eindruck einer nahenden Apokalypse, die uns der
Film vermittelt.
Leider hat sich
meines Erachtens auch der ein oder andere zu gut gemeinte Gore-Effekt
in die Gesamtkomposition eingenistet wie eine Made im Speck. Einige der Szenen,
wie zum Beispiel die deutlich erkennbaren unbeweglichen
Fake-Vogelspinnen, die neben den echten "herlaufen" und so dezent
deplatziert wirken, die Hunde-Szene und die ein oder andere
Wachsmaske wirken etwas zu hastig improvisiert.
Natürlich finden
sich genug andere SFX, die dafür entschädigen. Doch leider büßt
die schön-schauerliche Atmosphäre dadurch ein Quäntchen ihres Reizes ein.
Etwas weniger wäre hier doch mehr gewesen.
Improvisation war
aufgrund des niedrigen Budgets und der zeitlichen Knappheit wohl an
allen Ecken und Enden nötig.
Da nicht genügend Statisten für die "Höllen-Szene" vorhanden waren, engagierte man kurzerhand einige Obdachlose von der Straße, die herumliegende Leichen mimen sollten. Um sie ruhig zu halten, sei vom Produktionsleiter großzügig Fusel an die Männer verteilt worden.
Da nicht genügend Statisten für die "Höllen-Szene" vorhanden waren, engagierte man kurzerhand einige Obdachlose von der Straße, die herumliegende Leichen mimen sollten. Um sie ruhig zu halten, sei vom Produktionsleiter großzügig Fusel an die Männer verteilt worden.
So zumindest
berichtete einst der sympathische, leider recht jung verstorbene
David Warbeck in einem Interview mit der Zeitschrift "Fangoria".
Seit Die sieben schwarzen Noten hatte Fulci sein gut
eingespieltes Team kaum mehr verändert. Auch dieses Mal setzte er
auf altbewährte kreative Wegbegleiter wie Kameramann Sergio
Salvati (u.a. Das Syndikat des Grauens, Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies), FX-Meister Giannetto De Rossi und
Fließband-Drehbuchautor Dardano Sacchetti.
Letzterer hat das
Drehbuch, das auf einer seiner Kurzgeschichten basiert, zwar
begonnen, aber aufgrund eines ihm damals wichtiger erscheinenden
Engagements und seiner abrupten Abreise nicht vollendet.
Fulci fühlte sich
von ihm im Stich gelassen und habe ihm, laut Aussage Sacchettis,
diese Aktion nie ganz verzeihen können. Das Drehbuch sei dann vom
Regisseur selbst vollendet worden.
Über ein
Wiedersehen mit der charismatischen Catriona MacColl (Ein Zombie hing am Glockenseil) als Liza und dem sympathischen Neuseeländer
David Warbeck (Draculas Hexenjagd) darf man sich ebenso freuen
wie über den Auftritt von Al Cliver (die "Rothaut" in Woodoo)
als Arzt und den mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatteten
Gianpaolo Saccarola (der eigenartige Bibliothekar in Das Haus an der Friedhofmauer).
Die
vernachlässigbaren technischen Ausrutscher (die prinzipiell nicht nur negativ
gesehen können werden, da sie dem Film eine liebenswürdige Schrulligkeit verleihen) werden ausgebügelt durch einen der
besten Horrorfilmsoundtracks aller Zeiten aus der Feder von Fabio
Frizzi.
Eine Melodie für
die Ewigkeit.
"And you will face the sea of darkness and all therein may be explored."
Eine der
Lieblingsdiskussionen in diversen Internetforen ist, ob "Über dem
Jenseits" oder Ein Zombie hing am Glockenseil der bessere
Film ist.
Ich kann und
möchte mich an dieser Stelle gar nicht entscheiden und bekenne, dass ich alle
Filme der "Gates of Hell-Trilogie" verehre und je nach Stimmung
mal den einen, mal den anderen favorisiere.
Tipp: die englische Synchronisation erhöht auch hier den Düsterkeits-Faktor.
Tipp: die englische Synchronisation erhöht auch hier den Düsterkeits-Faktor.
Tritt auch du ein in Zimmer 36, aus dem es keine Wiederkehr gibt!