DAS SYNDIKAT DES GRAUENS
Italien 1980
Regie: Lucio Fulci
DarstellerInnen: Fabio Testi, Ivana Monti, Guido Alberti, Venantino Venantini, Ofelia Meyer, Saverio Marconi, Salvatore Billa, Romano Puppo, Luciano Rossi, Nello Pazzafini u.a.
Inhalt:
Luca und sein Bruder Michele
gehören einem neapolitanischen Zigarettenschmugglerring an.
Als sie bei der Abholung einer
Lieferung plötzlich von der Zollwache verfolgt werden, dämmert
ihnen, dass es in ihrem direkten Umfeld einen Verräter geben muss.
Michele hat bereits einen Verdacht und
wendet sich damit an den Nachtclubbesitzer und Schmuggler Perlante.
Kurz darauf wird Michele im Beisein seines Bruders Luca auf offener
Straße hingerichtet.
Luca, der sich an den Verantwortlichen
für den grausamen Mord an seinem geliebten Bruder rächen möchte,
findet heraus, dass es sich bei den Übeltätern um Konkurrenten
handelt, aber auf einem ganz anderen Gebiet: dem "Mann aus
Marseille" geht es um Drogenhandel im großen Stil und es gibt
keine brutale Methode, die er nicht kennt.
Eine Nummer zu groß für Luca?
Eine Nummer zu groß für Luca?
Abschied für immer? Luca und seine Frau |
Der charismatische Perlante |
Verantwortlich für "Das Syndikat
des Grauens" ist niemand Anderer als der umstrittene exzentrische
italienische Regisseur Lucio Fulci, verrufen wegen seiner Neigung zum
Morbiden, zu Gewaltexzessen und seinem angeblichen Hass auf männliche Schauspieler (hartnäckigen Gerüchten zufolge soll seine Frau ihn für einen Mimen verlassen haben).
Fulcis Hang zum Extremen hat der Maestro mit seinen Horror-Klassikern Woodoo - Schreckensinsel der Zombies, Über dem Jenseits, Ein Zombie hing am Glockenseil und Haus an der Friedhofmauer (von manchen Kollegen auch "Die vier Evangelien des Fulci"
genannt) unter Beweis gestellt. Jeder, der seine Filme kennt, weiß, dass der gute Mann nicht nur
Effekte mit viel Blut, sondern auch Nahaufnahmen von Verstümmelungen
und Wunden besonders schätzte.
Fulci, der sowohl für Gialli der
höchsten Güteklasse (Non si sevizia un paperino, Una lucertola con la pelle di donna) als auch den herausragenden Spät-Italowestern
Verdammt zu leben - verdammt zu sterben verantwortlich
war, hat mit "Das Syndikat des Grauens" einen Exploitation-Poliziottesco nach bewährter Manier geschaffen.
Mit einer Einschränkung allerdings:
der Film fällt eher in die Kategorie "nicht zu empfehlen für
Zartbesaitete". Ein radikaler Fulci-Film eben. Einige Szenen sind etwas härter und
brutaler als man es sich gemeinhin vom Genre erwartet.
Es handelt sich bei "Das Syndikat des Grauens" um ein Spätwerk (1980), genauer gesagt um
einen der letzten wichtigen Vertreter des italienischen
Polizei- bzw. Mafiafilms, bevor das Genre mehr und mehr verflachte und
schließlich ganz in den Sümpfen des Zelluloid-Friedhofs versank.
"Das Syndikat des Grauens" wirkt beinahe so, als ob sich
alle Genre-Schauspieler (das "Who is Who" des italienischen
Polizeifilms) noch einmal zu einem letzten großen Treffen versammelt
hätten.
Die Besetzungsliste spricht für sich -
Fabio Testi in der Hauptrolle, zahlreiche "prominente Schurken"
wie Romano Puppo, Nello Pazzafini, Luciano Rossi, Guido Alberti -um
nur einige wenige zu nennen- waren ebenfalls mit von der Partie.
Die Geschichte um den Schmuggler Luca,
der nach dem Mord an seinem Bruder zum verzweifelten Einzelkämpfer mutiert, bietet nicht
nur actionreiche Unterhaltung, sondern auch inhaltlich realitätsnahe
Aspekte.
Manche Zigarettenschmuggler in Neapel,
deren Organisation eher familiären Charakter hatte, waren
tatsächlich gegen illegale Rauschmittel und verweigerten den
Drogenbaronen die Zusammenarbeit.
(Anmerkung: Gerüchten zufolge sollen
Schmuggler nach dem Tod des Produzenten sogar einen finanziellen
Beitrag zur Fertigstellung des Films geleistet haben.)
Einige Szenen in "Das Syndikat des
Grauens" sind wirklich herausragend, wie zum Beispiel die
Anfangssequenz, in der sich Testi und Co. eine wilde
Boot-Verfolgungsjagd mit der Zollwache liefern.
Die Inszenierung des Begräbnisses von
Michele auf dem Wasser, für das sich alle in der Organisation
wichtigen Männer und deren engste Angehörige versammelt haben und
Blumenkränze ins Wasser gleiten lassen, ist wahrlich eindrucksvoll.
Einen weiteren Pluspunkte sammelt
dieser storytechnisch ausgeklügelte Mafia-Thriller klarerweise durch die überraschende Wendung am
Ende, die sich zwar schon durch kurze Einblendungen während der
gesamten Laufzeit langsam ankündigt, aber dennoch unvorhersehbar und
dafür umso wirkungsvoller ist.
Alles in allem ist "Das Syndikat des
Grauens" ein Film, der in das obere Drittel der
Qualitäts-Klassifizierung des Genres gehört, aber zu stark in die
Exploitation-Schiene abrutscht, als dass er sich mit einem Das Syndikat oder einem Milano Kaliber 9 messen könnte.
Dennoch handelt es sich hierbei um
einen der wirklich sehenswerten Poliziotteschi.