THE OPIUM CONNECTION
Frankreich, Italien 1972
Regie: Ferdinando Baldi
DarstellerInnen: Ben Gazzara, José
Greci, Malisa Longo, Silvia Monti, Fausto Tozzi, Luciano Catenacci,
Luciano Rossi, Corrado Gaipa, Romano Puppo, Bruno Corazzari, Omero
Capanna u.a.
Inhalt:
Joseph Coppola, ein Amerikaner mit
italienischen Wurzeln, zieht sich aus dem Nachtclub-Business zurück, um sich fortan großen Deals im Drogenmilieu zu widmen. Schnell begreift er,
dass in diesem Geschäftsfeld nichts ohne Kontakte läuft. Mit seinem Assistenten
Tony reist er zuerst nach Istanbul. Vor Ort knüpft er Kontakte mit
einem Opium-Hersteller, der ihm hilft, die Ware nach Sizilien zu
schmuggeln.
In Italien erbittet Coppola Protektion vom Mafia
Oberhaupt Don Calogero, der ihm verspricht, die Ware sicher nach
New York zu verschiffen. Bald zeigt sich, dass Coppola niemandem
trauen darf und allen Feinden und Neidern immer einen Schritt voraus
sein muss, um den großen Drogendeal nicht mit seinem Leben zu bezahlen...
Regisseur Ferdinando Baldi, der neben dem superben Genre-Klassiker "Blindman, der Vollstrecker" einige andere sehenswerte
Italowestern auf die große Leinwand gezaubert hat, widmete sich im Jahr 1972 mit "The Opium Connection" intensiv der Mafia Historie.
Wir verfolgen den mühsamen Weg Joseph
Coppolas (Ben Gazzara) vom kleinen Fisch zum großen Hecht (was sein
Verhältnis zu Frauen betrifft wäre der Begriff "Hengst" passender) im Drogengeschäft.
Offenbar stand für die Produktion
etwas mehr Geld zur Verfügung als in Anbetracht der Entstehungszeit
und des Genres üblich. Gefilmt wurde neben Istanbul, Kappadokien und Sizilien auch in New York City.
"Klotzen, nicht kleckern" lautete wohl die Devise Baldis. Das ist zugleich auch das Motto des Hauptprotagonisten Coppola, der im großen Stil Opium kauft und dieses später in James Bond Manier vom Transportschiff klaut.
"Klotzen, nicht kleckern" lautete wohl die Devise Baldis. Das ist zugleich auch das Motto des Hauptprotagonisten Coppola, der im großen Stil Opium kauft und dieses später in James Bond Manier vom Transportschiff klaut.
Neben einem Einblick in mafiöse Strukturen, undurchsichtige hinterlistige Machenschaften und hierarchische Verhältnisse innerhalb der Onorata Società erfährt man in "The Opium Connection" Details über die Herstellung und Verarbeitung von Mohn zu Opium und letztendlich zur hochwirksamen Droge Heroin.
Der ganze Prozess ist mitunter leider ein bisschen zäh
inszeniert und manche Charaktere (beispielsweise der türkische
Inspektor, der Coppola genaustens beobachtet) verlaufen ins Leere
oder wirken befremdlich unmotiviert.
Die famos inszenierten Gewaltszenen und die Darstellung subtiler und offensichtlicher Bedrohung von konkurrierenden Mafiosi
wären bei einer etwas strafferen Inszenierung sicherlich
aussagekräftiger gewesen. Hätte sich Baldi doch ein Beispiel an
Fernando Di Leo nehmen können...
Glücklicherweise tut dies der Unterhaltung aber keinen besonders nachteiligen Abbruch.
Zu meiner Verzückung und Entschädigung für den ein oder anderen Leerlauf geben sich aber
scharenweise populäre und legendäre DarstellerInnen des italienischen
Genrekinos der Siebziger die Ehre.
Wer freut sich nicht über ein
Wiedersehen mit Malisa Longo (Der Clan der Killer), Silvia
Monti (Una lucertola con la pelle di donna), Corrado Gaipa (der
schmierige Anwalt aus Das Syndikat gibt hier den großen Mafiaboss Don Calogero), Omero Capanna (der als der
Taubenspucker in Milano Kaliber 9 in die Filmgeschichte
einging), Luciano Rossi (der sadistische Hans Krutzer in La morte accarezza a mezzanotte), Romano Puppo
(der Amokläufer von Mailand in Racket), Bruno Corazzari
(wirkte in 63 Filmen mit, u.a. als dubioser Rotzkopf in Der Mann ohne Gedächtnis) oder Luciano Catenacci (der glatzköpfige Bürgermeister in Die toten Augen des Dr. Dracula)?
Bei dieser Besetzung würde ich mich
von keinem Genre abschrecken lassen. Nicht einmal von einer seichten
Liebeskomödie. Oder vielleicht doch? Egal.
"The Opium Connection" hat neben
einem ernsten und realitätsnahen Grundtenor auch Originelles zu
bieten.
Neben dem sehr eigentümlichen Soundtrack
der De Angelis Brüder (nicht der Prog-Rock, sondern die
undefinierbare Musik, die mit männlichem Grunzen oder Stöhnen
unterlegt wurde) delektiert man sich an Absonderlichem (z.B. die
Sahne-Szene...) und Amüsantem (z.B. die Mafiosi aus Marseille, die
lieber eine französische Sauce gehabt hätten...).
Baldi zeigt dem geneigten Publikum auf
realistische und zugleich dennoch leicht naive Weise den Werdegang (Aufstieg oder
Untergang?) des Joseph Coppola.
Dieser ergötzliche Mafia-Film ist auf jeden Fall mehr als einen Blick wert und hätte definitiv eine Veröffentlichung verdient!
Dieser ergötzliche Mafia-Film ist auf jeden Fall mehr als einen Blick wert und hätte definitiv eine Veröffentlichung verdient!
(Nachtrag vom Dezember 2020: Dank dem Label FilmArt ist "Opium Connection" nun in bester Qualität im Handel erhältlich)
Foto: Blu Ray vom Label FilmArt