DIE KILLER DER APOKALYPSE
Italien 1976
Regie: Stelvio Massi
DarstellerInnen: John Saxon, Renzo
Palmer, Rosanna Fratello, Lino Capolicchio, Lee J. Cobb u.a.
Inhalt
Schauplatz Bari (Apulien): Polizeikommissar
Jacovella liefert sich eine Privatfehde mit dem Journalisten Maselli.
Der junge und noch recht unerfahrene
Gangster Antonio Blasi erschießt bei einem Geldtransporter-Überfall einen Polizisten. Während der Flucht klaut er
ausgerechnet das Auto eines mächtigen Mafia-Mitglieds und gelangt
so (in Form eines Schriftstücks mit pikantem Inhalt) zu
Informationen, die nicht nur der Mafia, sondern auch einem
hochrangigen Politiker gefährlich werden können.
Und auch der desillusionierte Polizist
Jacovella ist eher bekannt für einen "nervösen Finger" am
Abzug als dafür, kriminelle Individuen dem Richter vorzuführen.
Ist das Blasis Todesurteil?
Ein interessanter und sehenswerter
Poliziottesco mit einem John Saxon, wie er mir eindeutig am besten
gefällt: in der Rolle eines Polizisten.
Egal ob in Jessy - Die Treppe in den Tod,
"Nightmare on Elm Street" oder hier - der breitschultrige
und südländisch aussehende Saxon macht als gewissenhafter Gesetzeshüter einfach eine gute Figur.
Der Film beginnt mit einer
enttäuschenden Niederlage Jacovellas. Er hat einen Mord im
Mafia-Milieu aufgeklärt und der Hauptangeklagte, Mitglied des
berüchtigten Ragusa-Clans, wird am Ende in allen Punkten
freigesprochen.
Der Grund dafür ist (wie man es von
realen Mafia-Prozessen kennt), dass die wichtigsten Zeugen aufgrund
von Bedrohungen vor dem Kadi plötzlich alle bisher getätigten
Aussagen widerrufen und nichts gesehen haben wollen.
Ein harter Schlag für den engagierten
Jacovella.
Journalist Maselli (sympathisch wie
immer: Renzo Palmer) trägt mit seinen Negativ-Schlagzeilen über
Jacovella auch nicht gerade zur Verbesserung seiner Stimmung
bei.
Maselli hängt der Überzeugung an,
dass die Polizei, insbesondere Jacovella, unethisch handelt, auf Gesetze pfeift und wegen der Unkontrollierbarkeit ihrer Handlungen eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt.
Bei jedem Polizeieinsatz, bei dem ein
Delinquent umkommt, unterstellt Maselli der Exekutive niedrige
Rache-Instinkte und das vordergründige Motiv der Selbstjustiz.
Völlig geblendet von seiner
persönlichen Wahrheit handelt Maselli in der irrigen Annahme, Gutes
zu tun und den jungen Verbrecher (vor der Polizei) zu beschützen,
als er den Namen und das Foto von Antonio Blasi (Lino Capolicchio)
veröffentlicht.
Immerhin ist dieser als Polizisten-Mörder in höchster Gefahr. Wie so oft bewährt sich hier das Sprichwort "Das Gegenteil von 'gut' ist 'gut gemeint'.
Immerhin ist dieser als Polizisten-Mörder in höchster Gefahr. Wie so oft bewährt sich hier das Sprichwort "Das Gegenteil von 'gut' ist 'gut gemeint'.
Durch seine Aktion bringt er nun nämlich auch die
Mafia auf die Fährte des Mannes.
Bis zum Schluss unterschätzt Maselli
die Gefahr und sieht einzig und allein Jacovella als potentiellen
Mörder von Blasi.
Der Poliziottesco von Stelvio Massi ist
im Vergleich zu seinen ansonsten sehr actionlastigen Werken eher
ruhiger und nachdenklicher.
Ich würde sogar so weit gehen und ihn
als Polizei-bzw. Mafia-Drama bezeichnen.
Klar gibt es einige Szenen, in der mit
der Darstellung von Gewalt nicht gerade gegeizt wird, aber alles in
allem dümpelt die Geschichte etwas gemächlicher dahin, als man es
von Massi gewohnt ist.
Zur Zeit seines Erscheinens kam "La
legge violenta della squadra anticrimine" bei der italienischen
Presse mehr schlecht als recht weg.
Vermutlich war die Rolle der Medien als
machtvolle und von eigenen Vorstellungen verblendete Stimmungsmacher
nicht gerade unwesentlich für die schlechten Kritiken.
Man kann dem Film durchaus ankreiden,
dass er nicht besonders innovativ und im Grunde genommen in seiner
Darstellung relativ oberflächlich ist.
Aber er greift die üblichen Hauptthematiken vieler Poliziotteschi charmant auf und muss sich, was den Unterhaltungswert betrifft, nicht vor anderen Genre-Filmen verstecken.
Besonders die Figur des Kommissar
Jacovella wirkt wie eine gelungene Mischung zwischen ultrahartem
Bullen à la Maurizio Merli und rechtschaffenem, aber
missverstandenen Kommissar Bertone (Salerno in Das Syndikat).
Sehr lobenswert ist übrigens auch der
Soundtrack, der in einigen Szenen nicht dominiert, sondern seine
Wirkung auf angenehme Weise dezent im Hintergrund entfaltet.
Der Titelsong "Amare senza mai pensare" (und die Küstenbilder) lässt das Herz von Italien-LiebhaberInnen um einige Takte höher schlagen.
Einen kleinen Bildvergleich mit zwei Screenshots aus dem Film und Fotos von mir gibt es hier
Der Titelsong "Amare senza mai pensare" (und die Küstenbilder) lässt das Herz von Italien-LiebhaberInnen um einige Takte höher schlagen.
Einen kleinen Bildvergleich mit zwei Screenshots aus dem Film und Fotos von mir gibt es hier
Liebe Leserinnen und Leser, lasst uns
auf eine deutschsprachige digitale Veröffentlichung hoffen!