Freitag, 14. Februar 2014

NIGHTBREED (1990)














CABAL - DIE BRUT DER NACHT

USA 1990
Regie: Clive Barker
DarstellerInnen: Craig Sheffer, Anne Bobby, David Cronenberg, Charles Haid, Doug Bradley u.a.


Inhalt
Aaron Boone hat einen immer wiederkehrenden Traum: er befindet sich darin an einem mysteriösen Ort namens Midian. Ein Ort, an dem Monster und andere Kreaturen leben.
Boone weiß, dass an diesem Ort alle Sünden vergeben werden und spürt tief in seinem Inneren, dass er genau dort hingehört. Eines Tages erfährt er von seinem Psychiater Decker, dass er für eine sadistische Mordserie verantwortlich sein soll. Boone, der sehr labil ist und sich aufgrund belastender unheimlicher und grausiger Träume schon länger in psychiatrischer Behandlung befindet, hat keine Erinnerung an die angeblich von ihm begangenen Gräueltaten. Kein Wunder - diese hat in Wahrheit Decker begangen, dem es gelingt, die Polizei zu täuschen und auf die Fährte von Boone zu setzen.
Boone gelangt auf seiner Flucht endlich ans Ziel seiner Träume. Doch er hat nicht mit Decker gerechnet, der nicht nur den Tod Boones möchte, sondern auch plant, Midian und all die dort lebenden Kreaturen, die für ihn unerträgliche Abartigkeiten der Natur sind, zu zerstören. Decker und die Polizei sind Boone dicht auf den Fersen und schließlich kommt es zum erbitterten Krieg zwischen Menschen und Monstern ...  






"Everything is true.
God's an Astronaut.
Oz is over the Rainbow,
and Midian is where the monsters live."
Peloquin


"Cabal - Die Brut der Nacht" basiert auf einer nicht einmal ganz 200 Seiten umfassenden Kurzgeschichte von Clive Barker und ist ein Film, der im Vergleich zu "Hellraiser" nur eine kleine Fangemeinde zu haben scheint. In den meisten Nachschlagewerken über Horrorfilme wird "Cabal" entweder nur stiefmütterlich behandelt oder gar nicht erst erwähnt.

Barkers zweiter Spielfilm nach "Hellraiser" ist trotz Einmischung und massiver Kürzungen seitens des Produktionsstudios Morgan Creek Productions ein episch anmutendes Werk voller morbider Ästhetik und Tiefgründigkeit.
Midian, eine Stadt unterhalb eines alten Friedhofs, mitten im Nirgendwo, ist ein Rückzugsort für die von der Gesellschaft Unerwünschten und Verbannten: Freaks, Monster, Gestaltwandler, Magier und andere Kreaturen der Nacht (The Nightbreed, The Tribes of the Moon).

Jahrhundertelang wurden sie von den Menschen geächtet, gefürchtet, verfolgt, gequält und hingerichtet.
Nun gibt es nur noch wenige von Ihnen. Sie haben sich für einen Rückzug aus der Gesellschaft entschlossen und Midian ist ihre selbstgewählte Heimat.
Sowohl der obere Teil von Midian (ein verwitterter, moosbewachsener Friedhof mit alten Gruften und halb verfallenen Grabsteinen) als auch der untere Teil der geheimnisvollen Stadt (eine Art Höhlensystem) sind bis ins Detail atemberaubend schön gestaltet.
Umso schmerzlicher ist es, ansehen zu müssen, wie Decker und die örtliche Polizei dieses friedvolle Refugium heimsuchen und es mit unglaublicher Brutalität zerstören.
Maskenbildner Bob Keen hat exzellente Arbeit geleistet. Diversen Quellen ist zu entnehmen, dass für "Cabal" an die dreihundert Monster entworfen wurden. Leider haben nicht alle künstlerisch gestalteten Kreaturen im Film Platz gefunden.

Der Regisseur David Cronenberg (u.a. Die Brut, Die Fliege) spielt den Psychiater Boones, der außerhalb der Arbeitszeit ungeniert seiner Mordlust frönt. Er erwies sich als Top-Besetzung für die Rolle des Dr. Decker. Cronenberg strahlt nicht nur durch sein Äußeres, sondern auch durch die Intonation seiner Stimme eine intensive Bedrohlichkeit aus. Seine verbale Ausdrucksweise wirkt genauso glatt und kalt wie das Skalpell, mit dem er seine Opfer vorzugsweise tötet.

Cabal ist ein Film, der trotz der ein oder anderen Gore-Szene einen eher leisen, sanften Horror versprüht und für mich ist er schlichtweg eine Hommage an morbide Ästhetik. Die Grundstimmung wird durch den intensiven, aber unaufdringlichen Soundtrack von Danny Elfman zusätzlich verstärkt.
Für mich ist die Geschichte aufgrund der behandelten Themen besonders faszinierend. Boone verkörpert das tiefgreifende Gefühl der Einsamkeit inmitten von anderen Menschen, das Außenseitertum, die Sehnsucht nach einem Ort der Akzeptanz trotz gefühlter oder tatsächlicher Andersartigkeit.
Als der "Krieg" in Midian ausbricht, wird sichtbar, wer die vermeintlichen (die, die sich Nightbreed nennen) und wer die tatsächlichen Monster (die, die sich Menschen nennen) sind. Auf welcher Seite würdet ihr gerne kämpfen?

"Cabal" ist ein schauriges Märchen für Erwachsene, ein melancholisch-düsteres Gemälde, eine Parabel von Menschlichkeit und Unmenschlichkeit  (nicht nur im eigentlichen Sinn) und eine zynische Karikatur der sogenannten zivilisierten Gesellschaft.
Zur Ergänzung und um eine bessere Vorstellung von der Geschichte zu bekommen, empfiehlt es sich, die Romanvorlage zu lesen.

Der in den USA erschienene Cabal-Cut wurde um 45 Minuten an Film-Material ergänzt.
Aufgrund der veränderten Fassung und der Kürzung einiger bisher enthaltenen Szenen, wirkt die Geschichte um die "Tribes of the Moon" wesentlich runder und kommt der literarischen Vorlage eindeutig näher als der bisher bekannte Cut. Für Letzteren wurden auf Anweisung des Studios Morgan Creek Produktion zusätzliche Szenen gedreht und der formelle Schwerpunkt des Films mehr auf "Slasher" und "Horror" festgelegt.


"But the monsters were forever.
Part of her forbidden self.
Her dark, transforming midnight self.
She longed to be numbered among them."

aus Clive Barker's Buch "Cabal"





Foto: U.S. DVD von Warner




Foto: Die empfehlenswerte auf 10.000 Stück limitierte Box von Scream Factory




Foto: Barkers literarische Vorlage (sollte in keinem ordentlichen Haushalt fehlen)