Freitag, 7. Februar 2014

I GIORNI DELL'IRA (1967)














DER TOD RITT DIENSTAGS

Deutschland, Italien 1967
Regie: Tonino Valerii
DarstellerInnen: Lee van Cleef, Giuliano Gemma, Walter Rilla, Christa Linder, Yvonne Sanson u.a.

Inhalt
Scott gehört zu den Außenseitern in der Stadt Clifton. Als Kind einer Prostituierten und eines unbekannten Vaters, aufgezogen im örtlichen Freudenhaus, rangiert er ganz weit unten auf der Beliebtheitsskala. Er scheint gerade mal gut genug zu sein für Latrinendienst und Straßenreinigung.
Einzig sein Freund Murphy behandelt ihn respektvoll, von den anderen wird Scott nur gedemütigt.
Als eines Tages ein mysteriöser, Respekt einflößender Fremder namens Frank Talby in der Stadt auftaucht und Scott positive Aufmerksamkeit angedeihen lässt, beschließt Letzterer, sein bisheriges Leben aufzugeben und sich an die Fersen von Talby zu heften (er reitet ihm auf seinem Maultier hinterher). Talby nimmt Scott unter seine Fittiche und unterweist seinen eifrigen Schüler in der Kunst des Schießens. Als die beiden in Scotts Herkunftsstadt zurückkehren, um sie zu beherrschen, lässt Scott seinem angestauten Frust über die frühere Behandlung durch seine Peiniger freien Lauf. Doch nach einiger Zeit kommen ihm Zweifel auf an der Aufrichtigkeit Talbys. Sein alter Freund Murphy versucht, Scott vor Talby zu warnen.
Wird Scott die Freundschaft zu Murphy verleugnen und auf der Seite von Talby sogar gegen seinen früheren Freund kämpfen?


Charismatisch: Lee van Cleef


Scott Mary bekommt wieder einmal Prügel


"Der Tod ritt dienstags" ist ein hervorragender Italowestern mit dem grandiosen Lee van Cleef in der Rolle des brutalen und durchtriebenen Frank Talby.

Der Originaltitel "I giorni dell 'ira" bzw. der ins Englische übersetzte Titel "Day of Anger" beschreibt das zentrale Thema des Films bestens.
Scott, der sein Leben lang von der Bevölkerung Cliftons mit Füßen getreten wurde (und das nicht nur im übertragenen Sinn), kommt endlich in die Position, respektiert bzw. gefürchtet zu werden und allen anderen deren bisherige Geringschätzung ihm gegenüber heimzahlen zu können.
Sein Idol Talby, den er kritiklos vergöttert, hat ihn gelehrt wie man sich durch Gewalt Respekt verschafft. Der naive Scott kostet die neugewonnene Macht vollends aus.

Ähnlich wie in Von Angesicht zu Angesicht ist das eigentliche Kernstück der Geschichte die Beziehung zwischen Lehrer (van Cleef) und Schüler (Gemma). Auch die Transformation einer Persönlichkeit und die Verschiebung ihres Wertesystems durch neu gewonnene Macht sowie der dadurch verbundene Aufstieg in der Hierarchie der Gesellschaft wird eindrücklich dargestellt.
Doch Scott verliert sich selbst nie ganz. Er hat sich einen Funken Menschlichkeit bewahrt und kommt in einen Gewissenskonflikt, als er sich zwischen seinem früheren Freund Murphy und seinem Vorbild und Meister Talby entscheiden muss.

Giuliano Gemma... Böse Zungen (wie die der Autorin dieses Blogs) behaupten, der Name sei ein Garant für Langeweile. In der Tat ist er allerdings eine gute Besetzung für die Rolle des naiven Scott, der von seinem Vorbild geblendet vom Weg abkommt und schließlich auf die harte Tour lernen muss, dass Gewalt keine Lösung ist.

Die tragische Story unseres Antihelden ist hübsch verpackt im Gewand eines staubigen, spannenden und actiongeladenen Italowestern.
Tonino Valerii (ua. verantwortlich für "My dear killer" und Der Gorilla begleicht die Rechnung) hat mit "Der Tod ritt dienstags" einen Italowestern der obersten Liga geschaffen.
Der Film funktioniert nicht nur auf der psychologischen Ebene, sondern auch auf der Unterhaltungsschiene perfekt.
Wir bekommen alles geboten, was unser italophiles Herz begehrt: einen einprägsamen Score von Riz Ortolani, coole Dialoge, Schießereien und Duelle mit besonderem Schauwert, charismatische Darsteller mit zerfurchten und von der Sonne gegerbten Gesichtern, eine gehörigen Portion Staub und Blut sowie westerntypische Landschaftsaufnahmen.

Kurz und gut: "Der Tod ritt dienstags" ist ein Bilderbuch-Italowestern mit allen Elementen, die wir am Genre lieben und dem unvergleichlichen, unvergesslichen Lee van Cleef, der nicht nur eine imposante Erscheinung war, sondern auch mit seinen Blicken den Whiskey im Glas gefrieren lassen konnte.

Lieblingszitat: "Talby (nachdem er im Streit einen Bargast erschossen hat) zu Scott:
"Trink aus, Scott Mary. Ich trinke nicht gern, wo Tote rumliegen."

Das Bild der Kinowelt-DVD ist leicht unscharf, weswegen man schon etwas genauer hinsehen muss, um beispielsweise Romano Puppo in einer Barszene erkennen zu können und der Film ist dialog-gekürzt. Schade, da Valerii und Ernesto Gastaldi sehr viel Wert auf das Drehbuch und die Charakterisierung der Hauptfiguren gelegt haben. Glücklicherweise hat das Label Filmjuwelen im Frühjahr 2018 eine Veröffentlichung von wunderbarer Bildqualität auf den Markt gebracht. Ein Neukauf lohnt sich hier also definitiv.




Foto: DVD vom Label Kinowelt




Foto: Blu Ray von Filmjuwelen