DJANGO – UNBARMHERZIG WIE DIE
SONNE
Italien 1968
Regie: Mario Lanfranchi
DarstellerInnen: Robin Clarke, Enrico
Maria Salerno, Richard Conte, Adolfo Celi, Tomas Milian, Lilli Lembo,
Luciano Rossi, Eleonora Brown, Monica Pardo u.a.
Inhalt
Diaz, Montero, Bruder
Baldwin und O'Hara. Das sind die Namen, die auf der Todesliste von Django (im
Originalton: "Cash") stehen. Sie haben einst seinen Bruder
ermordet und jetzt soll einer nach dem anderen dafür mit seinem
Leben bezahlen...
Die Sonne - unbarmherzig zu Django |
Gegner leben nicht lange |
Regisseur Mario Lanfranchi wollte nach
eigenen Angaben einen Western drehen, da ihn "die Poesie der
Gewalt" thematisch faszinierte und er sich auf theoretischer und
praktischer Ebene damit befassen wollte.
Der unter seiner Federführung (er war
nicht nur verantwortlich für die Regie, sondern auch für Drehbuch und Casting) im Jahr 1968 entstandene Film ist
augenscheinlich keiner der beliebtesten Italowestern und eignet sich
mehr für alteingesessene Fans des italienischen Kinos als für
Genre-Neulinge.
Zugegebenermaßen kann er sich nicht
mit einem Leichen pflastern seinen Weg, Satan der Rache oder Friedhof ohne Kreuze messen. Für mich zählt er aber
dennoch zu den besseren Rache-Western.
Der treffende und nihilistische
Originaltitel "Sentenza di morte" (Todesstrafe) passt
hervorragend. Leider wurden aber seit Sergio Corbuccis Kultwestern "Django" viele deutsche Italowestern durch Synchronisation und deutschen Titel "ver-djangot", um einen Zusammenhang mit dem Erfolgsfilm zu suggerieren.
Bei "Django – unbarmherzig wie die
Sonne" wurde zugunsten der sorgfältig choreographierten und
detailreichen Konfrontationen unseres Antihelden mit seinen
Gegnern auf Nebensächliches wie beispielsweise die Suche nach den
Bösewichten oder der Ritt von einem Ort zum anderen gänzlich
verzichtet.
Deshalb wird der Film häufig als "episodenhaft" bezeichnet, obwohl er eine an sich stringente
Story erzählt.
Django wirkt unnahbar und unantastbar.
Seine Gedankenwelt und Emotionen scheinen unergründlich. Nicht nur,
dass er keine Gnade kennt, er weist auch jegliche Annäherungsversuche
von Frauen zurück und scheint weder Freundschaften noch Bindungen
eingehen zu wollen.
Alles, was ihm auf irgendeine Art
gefährlich werden und ihn an der Umsetzung seines Racheplans
hindern könnte, weist er von sich und seine Gegner eliminiert er ohne zu zögern mit
seinem schnellen Finger am Abzug.
Eindeutig im Vordergrund stehen die
Duelle, die nicht nur mit dem Schießeisen ausgetragen werden,
sondern auch psychologischer Natur sind. Wie Django seine Widersacher
aus ihren Verstecken hervorlockt, demütigt und peinigt ist nämlich
auf's Genauste ausgeklügelt.
Lanfranchi hat sich für seinen Western vier der professionellsten und ausdrucksstärksten Schauspieler,
die das italienische Kino zur damaligen Zeit zu bieten hatte, ans Set
geholt.
Alle verkörpern eindringlich ihre
Rolle als Bösewicht und einer scheint dabei den anderen übertrumpfen
zu wollen.
Diaz (Richard Conte) |
Diaz – gespielt von Richard Conte,
(u.a. bekannt als Mafiapate in Der Teufel führt Regie), liefert sich
einen gnadenlosen Kampf auf seinem Grundstück, bevor der Unterlegene
in die Wüste fliehen muss wo er einen qualvollen Tod erleidet.
Montero (Enrico M. Salerno) |
Den eitlen und skrupellosen Spieler
Montero verkörpert niemand Geringerer als Enrico Maria Salerno (u.a. zu sehen als Kommissar in Das Syndikat oder Fango Bollente).
Montero geht es weniger um den Geldgewinn beim Pokern. Es befriedigt ihn, seine Gegner zu erniedrigen.
Django lässt sich mit ihm nicht nur auf ein Pokerspiel, sondern auch auf ein zermürbendes Psychoduell ein. Es geht um alles oder nichts.
Montero geht es weniger um den Geldgewinn beim Pokern. Es befriedigt ihn, seine Gegner zu erniedrigen.
Django lässt sich mit ihm nicht nur auf ein Pokerspiel, sondern auch auf ein zermürbendes Psychoduell ein. Es geht um alles oder nichts.
Der letzte von ihm geforderte Einsatz
ist das eigene Leben.
Baldwin (Adolfo Celi) |
"Du trägst das Gewand eines Priesters, aber du bist der Teufel!" (Ein zum Tode Verurteilter zu Baldwin)
Der äußerst scheinheilige und
gefürchtete Bruder Baldwin wird von Adolfo Celi (auch grandios in Yankee und sehr lässig in Der Mafiaboss) dargestellt.
Celi beeindruckt in dieser Rolle durch sein theatralisch-pathetisches
Geschwätz und die dazu passenden Gesten.
Bruder Baldwin bastelt sich eine eigene
Welt zurecht, in der seine kruden Moralvorstellungen seine
Gewalttätigkeit (vor Gott) rechtfertigen.
Er ist aufgrund seiner Skurpellosigkeit ein harter Gegner für Django.
Er ist aufgrund seiner Skurpellosigkeit ein harter Gegner für Django.
O'Hara (Tomas Milian) |
Und wenn man nach den ersten Duellen denkt, dass sich kein gemeinerer und verrückterer Gegner
mehr finden lässt, so hat man die Rechnung ohne Tomas Milian (u.a.
bekannt aus Der Berserker oder Der Todesengel) gemacht.
Milian ist(!) O'Hara, ein neurotischer
und fanatischer Albino, der ebenso irre und gefährlich wie
unberechenbar scheint. Milians Schauspiel ist wie immer intensiv und
authentisch.
Der psychisch gestörte O'Hara ist einzig durch seine zwei
Fetische angreifbar: Gold und blonde Frauen.
Und beide bringt Django gezielt zum
Einsatz. Es kommt zum Showdown in einer verlassenen Ruine einer Kirche
inmitten der Wüste. Die Abend und Nachtszenen erzeugen eine fast
apokalyptische Stimmung.
O'Hara lässt Django sein eigenes Grab schaufeln - wer von beiden wird darin enden?
O'Hara lässt Django sein eigenes Grab schaufeln - wer von beiden wird darin enden?
Wen die klingenden Namen sowie die
Erscheinung von Parade-Bösewicht Luciano Rossi erfreut, der macht
mit "Django – unbarmherzig wie die Sonne" einen guten Griff.
Der passende Soundtrack von Gianni
Ferrio (u.a. komponierte er für Blutspur im Park oder Das Grauen kam aus dem Nebel) ist eine nette Untermalung und wird zum
Ende hin regelrecht düster, kann sich aber qualitativ nicht deutlich genug von anderen Western Soundtracks hervorheben.