RACKET
Italien 1976
Regie: Enzo G. Castellari
DarstellerInnen: Fabio Testi, Vincent Gardenia, Renzo Palmer, Orso Maria Guerrini, Glauco Onorato, Marcella Michelangeli, Romano Puppo, Salvatore Borghese, u.a.
Inhalt
Italien 1976. Nicht ein alteingesessener Mafiaclan, sondern eine neue Form von organisiertem Verbrechen in der Gestalt eines Rings von Schutzgelderpressern (Racket), versetzt ganze Städte in eine Art Ausnahmezustand.
Brutalste Überfälle auf offener Straße und durch Feuer oder zügellose Gewalt zerstörte Geschäfte versetzen viele Bürger in Angst und Schrecken.
Nico Palmieri, mit Leib und Seele Polizist, legt viel Ehrgeiz bei der Verfolgung des sich gerade in Rom etablierenden Rackets an den Tag.
Zu viel für den Geschmack seiner Vorgesetzten und eines schmierigen Anwalts, dem es jedes Mal gelingt, die Verdächtigen einer gesetzlichen Verfolgung zu entziehen.
Nach vielen kreativen Ermittlungsversuchen und noch mehr herben Rückschlägen wird Palmieri zu allem Übel auch noch von seinem Vorgesetzten suspendiert.
Doch dies hindert ihn nicht daran, die Verfolgung der Verbrecher fortzusetzen. Immerhin war er den Hintermännern des Rackets gerade dicht auf der Spur.
Getrieben von Fanatismus und Rachsucht schmiedet Palmieri einen radikalen Plan, um den gut organisierten Schurken endgültig den Gar aus zu machen…
Palmer: Trauer um die Tochter |
Zoff in der Truppe |
Verantwortlich für „Racket“ ist niemand geringerer als der talentierte italienische Regisseur Enzo G. Castellari ("Ein Haufen verwegener Hunde", "Keoma", Ein Bürger setzt sich zur Wehr).
Castellari, von Quentin Tarantino in einigen Interviews als eines seiner Vorbilder deklariert, hat mit "Racket" einen kultigen Exploitation-Kracher im Gewand eines Poliziottesco geschaffen.
Enzo Castellari + Film = Action! |
Seine überspitzte Darstellung mit dem einer unverkennbaren Neigung zu Superlativen war genau das, was das italienische Publikum damals in den Kinosesseln vor Begeisterung jubeln ließ.
Und ihm gleichzeitig negative Kritik einbrachte.
Man könnte Castellari fast schon als "verkanntes Genie" bezeichnen, denn allzu oft wurde er von der italienischen Kritiker-Riege für seine vermeintliche Misogynie kritisiert und ihm sogar Rechtsradikalität und Rassismus vorgeworfen.
Allgemein gab es zur Blütezeit des Poliziottesco viele paranoide Journalisten mit Moralapostel-Keule, die hinter jedem Film, der das Thema Selbstjustiz deren Meinung nach zu unkritisch behandelte, faschistoide Stimmungsmache der verantwortlichen Regisseure witterten.
Man hätte Castellari natürlich auch dazu interviewen bzw. ihm einfach einmal zuhören können, bevor man derart rufschädigende Zuschreibungen macht.
Aber worüber hätte man denn dann schreiben sollen?
"Racket" ist ein exzellentes Beispiel für das in den Siebzigern beliebte und sicherlich umstrittene Exploitation-Kino, das sogar noch Eurocult-Fans der heutigen Generation in zwei Lager teilt:
Die einen verurteilen diese Art von Film aufgrund von "selbstzweckhafter Darstellung von Gewalt" und die anderen mögen das Genre genau aus diesem Grund.
Hier werden alle niederen Instinkte bedient, moralische Grenzen überschritten und mit der Kamera draufgehalten, wenn bei anderen Filmen abgeblendet wird.
"Racket" bietet nicht nur alles, was der Unterhaltung dient, sondern schießt als Exploitation-Granate klarerweise gnadenlos über das Ziel hinaus.
Neben der Darstellung von brutalen Schlägereien, Schusswechseln, Vergewaltigungen, Explosionen und Verfolgungsjagden, lebt er aber in erster Linie von seinen Darstellern.
Fabio Testi spielt mit nicht zu verleugnender Authentizität den übereifrigen Polizisten Nico Palmieri, der fast familiär anmutende Kontakte zu seinen Informanten aus der Unterwelt pflegt und nicht davor zurückschreckt, Verdächtige vor (!) einem Verhör erst mal ordentlich zu vermöbeln.
Nachdem er vom Polizeidienst suspendiert wird, stellt er sich eine kleine, aber denkwürdig irre und brandgefährliche Truppe zusammen.
Es handelt sich bei den Mitgliedern um allesamt gescheiterte Existenzen, vom Schicksal gebeutelt, deren einziges gemeinsames Ziel die Rache (Vendetta!) an den Mitgliedern des Rackets ist:
Da hätten wir den Vater (hingebungsvoll dargestellt von Renzo Palmer), der das Schutzgeld für seine Pizzeria nicht zahlen wollte und dessen minderjährige Tochter in der Folge von den Schergen des Erpresserrings mehrfach vergewaltigt wurde, sodass sie sich kurz darauf suizidierte.
Dann wäre da noch Gianni Rossetti (Orso Maria Guerrini), der Olympiameister im Tontaubenschießen, der Palmieri einst bei einer Schießerei mit den Gangstern beherzt beigestanden hat und dessen Frau dafür auf grausame Art und Weise ihr Leben lassen musste.
Ebenfalls mit von der Partie ist der Spielhöllen- und Nachtclubbesitzer Mazzarelli (Glauco Onorato), der sich weigerte mit dem Racket zu kooperieren und seit einer bösen Attacke mit einem Auto nur noch in einem Stahlkorsett unterwegs ist.
Auch der Profidieb "Onkel" Pepe (der sympathische Vincent Gardenia, u.a. bekannt als Inspektor im Selbstjustiz-Thriller "Ein Mann sieht Rot"), der Palmieri ebenfalls helfen wollte, aber von den "bösen Buben" reingelegt wurde und dabei seinen Neffen verlor, hat ein persönliches Rache-Motiv.
Und - last but not least - gibt es da noch Domenico (der imposante Gigant Romano Puppo), der als "der Amokläufer von Mailand" Berühmtheit erlangte und sich als Experte im Umgang mit dem Maschinengewehr auszeichnet.
Fünf Männer mit einem Haufen Gewehrmunition, Sprengstoff im Gepäck und unendlich großem Hass im Herzen.
Das hört sich doch nach genügend Zündstoff für den ultimativen Kampf an, oder?
Und Castellari wäre nicht Castellari, wenn er das Feuerwerk an explodierender Munition und Emotionen für den finalen Showdown in einer verlassenen Fabrik nicht auf großartige Weise inszeniert hätte.
KAWUMM!!!
Love it or hate it.
Lieblingsszene:
Palmieri gerät mit seinen Polizeikollegen in einen Hinterhalt der Mitglieder des Rackets.
Diese sprengen mehrere Polizeiautos in die Luft und erschießen die übrigen Polizisten, bis nur noch Palmieri übrig bleibt.
Da eilt ihm plötzlich ein couragierter Zivilist, der sich später als Olympiameister im Tontaubenschießen herausstellt, der klarerweise sein Gewehr und scharfe Munition dabei hat, zur Hilfe und beweist, was für ein guter Schütze er ist...
Danach kommt es zu folgendem denkwürdigen Dialog:
Und ihm gleichzeitig negative Kritik einbrachte.
Man könnte Castellari fast schon als "verkanntes Genie" bezeichnen, denn allzu oft wurde er von der italienischen Kritiker-Riege für seine vermeintliche Misogynie kritisiert und ihm sogar Rechtsradikalität und Rassismus vorgeworfen.
Allgemein gab es zur Blütezeit des Poliziottesco viele paranoide Journalisten mit Moralapostel-Keule, die hinter jedem Film, der das Thema Selbstjustiz deren Meinung nach zu unkritisch behandelte, faschistoide Stimmungsmache der verantwortlichen Regisseure witterten.
Man hätte Castellari natürlich auch dazu interviewen bzw. ihm einfach einmal zuhören können, bevor man derart rufschädigende Zuschreibungen macht.
Aber worüber hätte man denn dann schreiben sollen?
"Racket" ist ein exzellentes Beispiel für das in den Siebzigern beliebte und sicherlich umstrittene Exploitation-Kino, das sogar noch Eurocult-Fans der heutigen Generation in zwei Lager teilt:
Die einen verurteilen diese Art von Film aufgrund von "selbstzweckhafter Darstellung von Gewalt" und die anderen mögen das Genre genau aus diesem Grund.
Hier werden alle niederen Instinkte bedient, moralische Grenzen überschritten und mit der Kamera draufgehalten, wenn bei anderen Filmen abgeblendet wird.
"Racket" bietet nicht nur alles, was der Unterhaltung dient, sondern schießt als Exploitation-Granate klarerweise gnadenlos über das Ziel hinaus.
Neben der Darstellung von brutalen Schlägereien, Schusswechseln, Vergewaltigungen, Explosionen und Verfolgungsjagden, lebt er aber in erster Linie von seinen Darstellern.
Fabio Testi spielt mit nicht zu verleugnender Authentizität den übereifrigen Polizisten Nico Palmieri, der fast familiär anmutende Kontakte zu seinen Informanten aus der Unterwelt pflegt und nicht davor zurückschreckt, Verdächtige vor (!) einem Verhör erst mal ordentlich zu vermöbeln.
Nachdem er vom Polizeidienst suspendiert wird, stellt er sich eine kleine, aber denkwürdig irre und brandgefährliche Truppe zusammen.
Es handelt sich bei den Mitgliedern um allesamt gescheiterte Existenzen, vom Schicksal gebeutelt, deren einziges gemeinsames Ziel die Rache (Vendetta!) an den Mitgliedern des Rackets ist:
Da hätten wir den Vater (hingebungsvoll dargestellt von Renzo Palmer), der das Schutzgeld für seine Pizzeria nicht zahlen wollte und dessen minderjährige Tochter in der Folge von den Schergen des Erpresserrings mehrfach vergewaltigt wurde, sodass sie sich kurz darauf suizidierte.
Dann wäre da noch Gianni Rossetti (Orso Maria Guerrini), der Olympiameister im Tontaubenschießen, der Palmieri einst bei einer Schießerei mit den Gangstern beherzt beigestanden hat und dessen Frau dafür auf grausame Art und Weise ihr Leben lassen musste.
Ebenfalls mit von der Partie ist der Spielhöllen- und Nachtclubbesitzer Mazzarelli (Glauco Onorato), der sich weigerte mit dem Racket zu kooperieren und seit einer bösen Attacke mit einem Auto nur noch in einem Stahlkorsett unterwegs ist.
Auch der Profidieb "Onkel" Pepe (der sympathische Vincent Gardenia, u.a. bekannt als Inspektor im Selbstjustiz-Thriller "Ein Mann sieht Rot"), der Palmieri ebenfalls helfen wollte, aber von den "bösen Buben" reingelegt wurde und dabei seinen Neffen verlor, hat ein persönliches Rache-Motiv.
Und - last but not least - gibt es da noch Domenico (der imposante Gigant Romano Puppo), der als "der Amokläufer von Mailand" Berühmtheit erlangte und sich als Experte im Umgang mit dem Maschinengewehr auszeichnet.
Fünf Männer mit einem Haufen Gewehrmunition, Sprengstoff im Gepäck und unendlich großem Hass im Herzen.
Das hört sich doch nach genügend Zündstoff für den ultimativen Kampf an, oder?
Und Castellari wäre nicht Castellari, wenn er das Feuerwerk an explodierender Munition und Emotionen für den finalen Showdown in einer verlassenen Fabrik nicht auf großartige Weise inszeniert hätte.
KAWUMM!!!
Love it or hate it.
Lieblingsszene:
Palmieri gerät mit seinen Polizeikollegen in einen Hinterhalt der Mitglieder des Rackets.
Diese sprengen mehrere Polizeiautos in die Luft und erschießen die übrigen Polizisten, bis nur noch Palmieri übrig bleibt.
Da eilt ihm plötzlich ein couragierter Zivilist, der sich später als Olympiameister im Tontaubenschießen herausstellt, der klarerweise sein Gewehr und scharfe Munition dabei hat, zur Hilfe und beweist, was für ein guter Schütze er ist...
Danach kommt es zu folgendem denkwürdigen Dialog:
Palmieri: "Ich bin Inspektor Palmieri."
Rossetti: "Ich heiße Rossetti. Wissen Sie, ich bin ein Sportschütze und als ich von dem Überfall hörte, da dachte ich, ich müsste Ihnen helfen."
Palmieri: "Danke, Sie haben uns sehr geholfen. Sollte ich noch Fragen haben, werde ich auf Sie zurückkommen."
"Racket" ist eindeutig ein Film, für den man Verständnis für das Exploitation-Kino der Siebziger benötigt.
Unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Sekunde. Heutzutage in dieser Form absolut nicht mehr für Kinos geeignet.
Die Zeiten haben sich geändert und das ist (in manchen Punkten) auch gut so.