SATAN DER RACHE
Deutschland, Italien 1970
Regie: Antonio Margheriti
DarstellerInnen: Klaus Kinski, Peter Carsten, Marcella Michelangeli, Guido Lollobrigida, Luciano Pigozzi, María Luisa Sala u.a.
Inhalt:
Der ehemalige General Gary Hamilton,
der als vermeintlich Verantwortlicher für einen schweren
Raubüberfall 10 Jahre seines Lebens Zwangsarbeit im Steinbruch
leistet, wird eines Tages überraschenderweise aufgrund einer
Amnestie entlassen. Ausgerüstet mit einem Gewehr und
seinem Racheplan, den er eine ganze Dekade lang akribisch geschmiedet
hat, macht er sich sogleich auf den Weg.
Hamiltons Ziel ist Vergeltung zu üben
für seine Zeit im Steinbruch, die er seinem ehemals besten Freund
Acombar (und dessen Helfer) verdankt.
Sein "Freund" hat ihm nicht
nur seine geliebte Maria weggenommen, sondern ihm auch noch einen
Raubüberfall angehängt. Zuvor trifft er auf den ahnungslosen
Sohn von Acombar, der ganz unbedarft seinem Vater die Botschaft
überbringt, dass Gary Hamilton wieder da sei und dass er seinen
alten Freund Acombar besuchen werde.
Schon bald verdunkelt sich der Himmel
wegen eines aufziehendes Tornados und Gary reitet -zu Allem
entschlossen- in Richtung Acombars Ländereien...
Gary Hamilton sinnt auf Rache |
Acombar hat nichts mehr zu lachen |
"Satan der Rache" ist ein
Italowestern, der nicht nur zu den zwanzig Besten des Genres zählt,
sondern sich auch stark abhebt von anderen Filmen dieser Art.
Der gesamte Handlungsablauf
konzentriert sich mehr oder weniger auf eine einzige Nacht, in der
ein starker Sturm durch die Landschaft wütet. Und es scheint fast so, als ginge es in
dem kleinen Dorf, dessen Einwohner Acombar unterdrückt und
ausbeutet, nicht mit rechten Dingen zu.
"Sagen Sie ihm, dass Gary Hamilton zurück ist. Schönen Gruß und ich besuch ihn heute Abend."
Hamilton zu Acombars Sohn
Acombar, der seit der Ankündigung von
Hamiltons "Besuch" etwas blass und nervös geworden zu sein
scheint, sitzt mit versteinerter Miene in Gesellschaft seiner Frau
und seines Sohns bei seinem letzten Abendmahl, während draußen der
Wind und die Gewehrkugeln um die Häuser pfeifen.
"Der Tornado wird mein Freund sein."
Gary Hamilton
Der Tornado und der Rächer ergänzen
sich einfach perfekt.
Fenster werden wie von Geisterhand
aufgerissen, die Kirchenglocke läutet unentwegt und zerrt mit ihrem
Gebimmel an dem ohnehin schon strapazierten Nervenkostüm von Acombar
und seinen Männern.
Die gesamte Atmosphäre hat etwas Gespenstisches, um nicht zu sagen Apokalyptisches, an sich.
Der Sturm verdunkelt das gesamte
Szenario ebenso wie die Anwesenheit Hamiltons die Gemüter seiner
Widersacher.
Dadurch, dass der Rächer sich vor den
zahlenmäßig überlegenen Schergen Acombars in der Dunkelheit
verbirgt und aus dem Hinterhalt zuschlägt, ist die Atmosphäre umso
beklemmender.
Einer von ihnen, der nicht mehr lange
zu leben hat, wagt sogar laut auszusprechen, was viele der Anwesenden
denken:
"Hamilton ist kein Mensch mehr. Er ist der Teufel."
Dieses Zitat war verantwortlich für
den deutschen Titel "Satan der Rache". Der Originaltitel "E
dio disse a Caino" (And God said to Cain) erklärt sich am Ende
des Films durch ein Bibelzitat, in dem Gott Kain für den Mord an
seinem Bruder rügt und verflucht.
Der Regisseur Antonio Margheriti, ein
Meister in Sachen Gotik-Grusel-Atmosphäre (ua. Das Schloss des Grauens und "La danza macabra"), hat mit "Satan
der Rache" einen mehr als außergewöhnlichen Italowestern
geschaffen. Die düsteren Bilder werden hervorragend von einem stimmungsvollen Soundtrack mit Ohrwurmqualität untermalt.
Aber nicht nur bei der Inszenierung von
ästhetischer Schauer-Atmosphäre, sondern auch bei der Selektion der
DarstellerInnen, besonders der des Hauptprotagonisten, hat Margheriti
exzellenten Geschmack bewiesen.
Niemand Geringerer als der mit ebenso
viel Talent wie Irrsinn ausgestattete Klaus Kinski spielt den Part
des wortkargen Rächers Gary Hamilton.
Zu behaupten, Kinski hätte eine Rolle
g e s p i e l t, ist eigentlich eine maßlose Untertreibung - er hat
sie g e l e b t.
Es scheint, als wäre jede Faser seines Körpers von den Gedanken und Gefühlen Gary Hamiltons beseelt.
Es scheint, als wäre jede Faser seines Körpers von den Gedanken und Gefühlen Gary Hamiltons beseelt.
Mit an Intensität kaum zu
überbietender Mimik und eiskalten hasserfüllten Blicken wandelt
Kinski die gesamte Laufzeit im Halbdunkeln umher und verbreitet Angst
und Schrecken unter seinen Opfern in spe.
Oft ist nur ein Teil seines Gesichts
beleuchtet und in einigen Szenen ausschließlich seine stechenden
blauen Augen, die im Halbdunkeln diabolisch zu glühen scheinen.
Wenn man den Film kennt, weiß man:
Kinski ist/war der perfekte hasserfüllte Rächer.
"Satan der
Rache" ist wie viele Filme, in denen "Rache" als
zentrales Motiv vorkommt, nicht unumstritten.
So wurde er im
"Lexikon des internationalen Films" als "Rüder
Italowestern voller Klischees " klassifiziert, von Fans aber
gerade aufgrund der nihilistischen Story und der düsteren Atmosphäre
sehr gelobt.
Wer den zweiten
Teil des vorangegangenen Satzes favorisiert und einen zeitlosen,
spannenden Italowestern mit dem unübertroffenen Klaus Kinski sehen
möchte, der sollte sich so schnell wie möglich "Satan der
Rache" kaufen!