Samstag, 7. Februar 2015

E DIO DISSE A CAINO... (1970)














SATAN DER RACHE

Deutschland, Italien 1970
Regie: Antonio Margheriti
DarstellerInnen: Klaus Kinski, Peter Carsten, Marcella Michelangeli, Guido Lollobrigida, Luciano Pigozzi, María Luisa Sala u.a.


Inhalt:
Der ehemalige General Gary Hamilton, der als vermeintlich Verantwortlicher für einen schweren Raubüberfall 10 Jahre seines Lebens Zwangsarbeit im Steinbruch leistet, wird eines Tages überraschenderweise aufgrund einer Amnestie entlassen. Ausgerüstet mit einem Gewehr und seinem Racheplan, den er eine ganze Dekade lang akribisch geschmiedet hat, macht er sich sogleich auf den Weg.
Hamiltons Ziel ist Vergeltung zu üben für seine Zeit im Steinbruch, die er seinem ehemals besten Freund Acombar (und dessen Helfer) verdankt.
Sein "Freund" hat ihm nicht nur seine geliebte Maria weggenommen, sondern ihm auch noch einen Raubüberfall angehängt. Zuvor trifft er auf den ahnungslosen Sohn von Acombar, der ganz unbedarft seinem Vater die Botschaft überbringt, dass Gary Hamilton wieder da sei und dass er seinen alten Freund Acombar besuchen werde.
Schon bald verdunkelt sich der Himmel wegen eines aufziehendes Tornados und Gary reitet -zu Allem entschlossen- in Richtung Acombars Ländereien...


Gary Hamilton sinnt auf Rache


Acombar hat nichts mehr zu lachen


"Satan der Rache" ist ein Italowestern, der nicht nur zu den zwanzig Besten des Genres zählt, sondern sich auch stark abhebt von anderen Filmen dieser Art.
Der gesamte Handlungsablauf konzentriert sich mehr oder weniger auf eine einzige Nacht, in der ein starker Sturm durch die Landschaft wütet. Und es scheint fast so, als ginge es in dem kleinen Dorf, dessen Einwohner Acombar unterdrückt und ausbeutet, nicht mit rechten Dingen zu.

"Sagen Sie ihm, dass Gary Hamilton zurück ist. Schönen Gruß und ich besuch ihn heute Abend."

Hamilton zu Acombars Sohn

Acombar, der seit der Ankündigung von Hamiltons "Besuch" etwas blass und nervös geworden zu sein scheint, sitzt mit versteinerter Miene in Gesellschaft seiner Frau und seines Sohns bei seinem letzten Abendmahl, während draußen der Wind und die Gewehrkugeln um die Häuser pfeifen.

"Der Tornado wird mein Freund sein."

Gary Hamilton

Der Tornado und der Rächer ergänzen sich einfach perfekt.
Fenster werden wie von Geisterhand aufgerissen, die Kirchenglocke läutet unentwegt und zerrt mit ihrem Gebimmel an dem ohnehin schon strapazierten Nervenkostüm von Acombar und seinen Männern.
Die gesamte Atmosphäre hat etwas Gespenstisches, um nicht zu sagen Apokalyptisches, an sich.
Der Sturm verdunkelt das gesamte Szenario ebenso wie die Anwesenheit Hamiltons die Gemüter seiner Widersacher.
Dadurch, dass der Rächer sich vor den zahlenmäßig überlegenen Schergen Acombars in der Dunkelheit verbirgt und aus dem Hinterhalt zuschlägt, ist die Atmosphäre umso beklemmender.
Einer von ihnen, der nicht mehr lange zu leben hat, wagt sogar laut auszusprechen, was viele der Anwesenden denken:

"Hamilton ist kein Mensch mehr. Er ist der Teufel."


Dieses Zitat war verantwortlich für den deutschen Titel "Satan der Rache". Der Originaltitel "E dio disse a Caino" (And God said to Cain) erklärt sich am Ende des Films durch ein Bibelzitat, in dem Gott Kain für den Mord an seinem Bruder rügt und verflucht.
Der Regisseur Antonio Margheriti, ein Meister in Sachen Gotik-Grusel-Atmosphäre (ua. Das Schloss des Grauens und "La danza macabra"), hat mit "Satan der Rache" einen mehr als außergewöhnlichen Italowestern geschaffen. Die düsteren Bilder werden hervorragend von einem stimmungsvollen Soundtrack mit Ohrwurmqualität untermalt.

Aber nicht nur bei der Inszenierung von ästhetischer Schauer-Atmosphäre, sondern auch bei der Selektion der DarstellerInnen, besonders der des Hauptprotagonisten, hat Margheriti exzellenten Geschmack bewiesen.
Niemand Geringerer als der mit ebenso viel Talent wie Irrsinn ausgestattete Klaus Kinski spielt den Part des wortkargen Rächers Gary Hamilton.
Zu behaupten, Kinski hätte eine Rolle g e s p i e l t, ist eigentlich eine maßlose Untertreibung - er hat sie g e l e b t.
Es scheint, als wäre jede Faser seines Körpers von den Gedanken und Gefühlen Gary Hamiltons beseelt.
Mit an Intensität kaum zu überbietender Mimik und eiskalten hasserfüllten Blicken wandelt Kinski die gesamte Laufzeit im Halbdunkeln umher und verbreitet Angst und Schrecken unter seinen Opfern in spe.
Oft ist nur ein Teil seines Gesichts beleuchtet und in einigen Szenen ausschließlich seine stechenden blauen Augen, die im Halbdunkeln diabolisch zu glühen scheinen.
Wenn man den Film kennt, weiß man: Kinski ist/war der perfekte hasserfüllte Rächer.

"Satan der Rache" ist wie viele Filme, in denen "Rache" als zentrales Motiv vorkommt, nicht unumstritten.
So wurde er im "Lexikon des internationalen Films" als "Rüder Italowestern voller Klischees " klassifiziert, von Fans aber gerade aufgrund der nihilistischen Story und der düsteren Atmosphäre sehr gelobt.
Wer den zweiten Teil des vorangegangenen Satzes favorisiert und einen zeitlosen, spannenden Italowestern mit dem unübertroffenen Klaus Kinski sehen möchte, der sollte sich so schnell wie möglich "Satan der Rache" kaufen!




Foto: DVD von e-m-s mit Schuber




Foto: Soundtrack