DEADLY TRAP - DER PERFEKTE MORD
OASIS OF FEAR (Alternativtitel)
Italien,
Frankreich 1971
Regie: Umberto Lenzi
DarstellerInnen: Ornella Muti, Raymond Lovelock, Irene Papas, Umberto Raho,
Franco Ressel, Sal Borgese, Carla Mancini u.a.
Inhalt:
Dick und Ingrid sind jung, attraktiv und unternehmungslustig. Ihre Reisen durch
Europa finanzieren sie sich mit dem (in Italien verbotenem) Verkauf von
pornografischem Material, das zur Not auch mal von den beiden selbst
hergestellt wird. Als dem Paar vor einer Villa das Benzin ausgeht und die dort wohnende Barbara den beiden Kost und Logis anbietet, tut sie dies jedoch nicht aus altruistischen
Gründen. Ingrid und Dick bemerken erst viel zu spät, worauf bzw. auf wen sie
sich eingelassen haben…
Da hatten sie noch Spaß |
Ingrid (Muti) auf dem Tennisplatz |
Ein Jahr nachdem er als Hippie David in Il delitto del diavolo seine Seele an
den Teufel verloren hat, gerät Ray Lovelock 1971 in Umberto Lenzis (Der Berserker, Spasmo) "Un
posto ideale per uccidere" als Hippie Dick in die Fänge einer diabolisch
agierenden Frau der Oberschicht.
Man könnte es als ausgleichende Gerechtigkeit betrachten, dass er immerhin 3 Jahre später in Das Leichenhaus der lebenden Toten einen wehrhaften und kämpferischen Vertreter der Flower Power-Generation spielen durfte, der sich
nicht (mehr) alles gefallen lässt. Im Jahr 1978 jedoch lungerte er schließlich als
Blumenkind und Drogenkonsument Rico in Oben ohne, unten Jeans nur noch völlig lethargisch in
einer Hippiekommune herum.
Gemeinhin fällt jedoch auf, dass in den italienischen Produktionen dieser Zeit
Hippies tendenziell negativ konnotiert dargestellt wurden – entweder als klassische Opfer
ihrer Naivität gegenüber Fremden (vgl. Il delitto del diavolo oder Oben ohne, unten Jeans) oder als zwielichtige Gestalten, denen man nicht über den Weg
trauen kann (vgl. A lizard in a woman’s skin oder "Knife of ice").
Die italienischen Regisseure schienen ihrem Publikum auf alle erdenklichen Arten hartnäckig suggerieren zu wollen, dass das Hippietum in der Gesellschaft nicht von Bestand sein kann.
Dick (Ray Lovelock) und Ingrid (Ornella Muti) geben vor, offen(herzig) und frei(zügig) zu sein, wollen keinen Besitz,
sondern einfach nur die Welt erkunden und frönen dem Hedonismus.
Ärger im Paradies - Ingrid wird eifersüchtig |
Ihre sexuellen Reize benutzen sie als Mittel zum Zweck und
natürlich stehen sie für das Prinzip der freien Liebe ein. Zumindest theoretisch und bis zu dem
Zeitpunkt, an dem sie auf Barbara treffen, von der Dick sich nur allzu gerne verführen
lässt. Ingrid macht folglich die ernüchternde Erfahrung, dass das Gefühl von Eifersucht sich doch nicht durch das Propagieren und Idealisieren eines moralischen Konstrukts wie "Freie Liebe" problemlos verhindern lässt.
"Un posto ideale…" zeichnet summa summarum ein fragwürdiges Zukunftsbild der jungen,
vermeintlich modernen Generation von Blumenkindern. Wie in den anderen bereits
erwähnten Filmen werden sie als Prototypen einer neumodischen Zeiterscheinung, die zum Scheitern verurteilt ist, skizziert.
Dick und Ingrid bezahlen am Ende einen hohen Preis für ihre Lebensweise.
Im
Vergleich zu anderen Gialli, bei denen Umberto Lenzi Regie führte, ist dieser
Film fast schon absolut geradlinig erzählt. Es gibt eine klar nachvollziehbare
Handlung. Das leitende Motive für Barbaras Intrigen und den Mord sind auch nicht völlig aus der Luft
gegriffen.
Das Erzähltempo dieses italienischen Thrillers ist aber eher gemächlich. Dafür hat man über den Großteil der Laufzeit viele Gelegenheiten,
sich mit den beiden attraktiven zahnlückigen Hippies zu amüsieren und ihren
lockeren Lebensstil zu bewundern.
Ornella Muti war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits anbetungswürdig schön,
jedoch noch nicht volljährig, weshalb für ihre Nacktszenen Körperdoubles eingesetzt wurden. Auch die griechische Schauspielerin Irene Papas (u.a. bekannt
aus Non si sevizia un paperino) wollte sich vor der Kamera nicht hüllenlos zeigen,
weswegen für sie ebenfalls andere Schauspielerinnen einsprangen.
Barbara (Papas) hat ne Leiche versteckt |
Barbara (Irene Papas), die Dame aus gutem Hause, ist der lebende Beweis dafür, dass reiche und gesellschaftlich angesehene Menschen es grundsätzlich leichter haben, Andere auszubeuten und Verbrechen zu begehen, ohne dafür belangt zu werden.
Sie hat die sprichwörtlich berühmte Leiche im Keller, tatsächlich im Kofferraum. Für sie kommt das junge Paar gerade zum richtigen Zeitpunkt um die Ecke. Wem würde die Polizei bei einer Gegenüberstellung eher Glauben schenken? Der gut betuchten Dame oder den vorbestraften herumstreunenden Hippies?
Als Ingrid und Dick den Plan ihrer Gastgeberin durchschauen, ist dies der Auftakt für ein Katz- und Mausspiel bzw. ein psychologisches Kammerspiel, das das Tempo der Erzählung doch noch etwas an Fahrt aufnehmen lässt.
Nachdem viel getanzt, gelacht und geliebt wurde, schlägt "Un posto ideale per uccidere" im letzten Drittel ernsthafte bis dramatische Töne an. Auch wenn das Ende nicht so ein Brachialakt wie in Oben ohne, unten Jeans ist, dürfte man es doch als überraschend konsequent und eher unangenehm empfinden.
"Un posto…" entwickelt sich vom sonnig-heiteren Roadmovie zum Kriminalfall und schließlich zu einer Tragödie. Aufgrund der fabelhaften Besetzung der HauptdarstellerInnen bescheren auch die Sequenzen, die die Handlung nicht unbedingt vorantreiben, angenehme Zerstreuung.