DIE GEWALT BIN ICH
Italien 1977
Regie: Umberto Lenzi
DarstellerInnen: Maurizio Merli, Tomas
Milian, John Saxon, Renzo Palmer, Guido Alberti, Bruno Corazzari,
Gabriella Lepori, Gabriella Giorgelli, Claudio Nicastro, Tommaso
Palladino, Omero Capanna, Salvatore Billa u.a.
Inhalt:
Bandenboss Luigi Maietto, besser
bekannt unter dem Namen "Der Chinese", bricht aus dem Gefängnis
aus und macht es sich in Rom gemütlich. Neben den üblichen
kriminellen Machenschaften wie Schutzgelderpressung und Überfällen schickt er sogleich zwei Killer zum Ex-Polizisten Tanzi. Letzterer
überlebt den Mordversuch und macht es sich nun zur Aufgabe, den
Chinesen und seinen Kumpel Di Maggio, ebenfalls Bandenboss, zur
Strecke zu bringen...
So guckt Tanzi (Merli) wenn er wütend ist |
Ex Kommissar Tanzi (Maurizio Merli) hat
sich vom Polizeibeamtentum verabschiedet und versucht sich im
Zivilistendasein. Doch da ihm der Chinese (Tomas Milian) ans Leder respektive an die Brustbehaarung will, muss er sich bewaffnen und den Kampf
gegen Maietto und seine Kumpane aufnehmen.
Doch ganz so schwer scheint ihm die Rückkehr in alte Verhaltensmuster nicht zu fallen, denn Leonardo Tanzi haut ganz
offensichtlich immer noch gerne Gangstervisagen zu Brei. Seine Fäuste
und Füße kommen dabei ebenso zum Einsatz wie zufällig ausgewählte
Gegenstände, zum Beispiel ein herumstehender Fotoapparat.
Warum Tanzi kein Bulle mehr ist, wird
nicht erklärt. Aber sein Hang zu roher Gewalt lässt doch gewisse Hypothesen zu.
Maurizio Merli (u.a. Verdammte heilige Stadt, Convoy Busters) gibt wie immer den radikalen (Ex-) Gesetzeshüter, dem alle Delinquenten schon auf den Ersten Blick den "Bullen" ansehen.
Maurizio Merli (u.a. Verdammte heilige Stadt, Convoy Busters) gibt wie immer den radikalen (Ex-) Gesetzeshüter, dem alle Delinquenten schon auf den Ersten Blick den "Bullen" ansehen.
Obwohl der leider noch vor seinem 50.
Geburtstag verstorbene Merli im Vergleich zu seinen
Schauspielerkollegen in relativ wenigen Filmen mitspielt, zählt er zu einem der bekanntesten und markantesten Gesichter des italienischen Genrekinos.
Er besaß ein Händchen für Rollen, die
ihn als chauvinistischen, jähzornigen und kompromisslosen Verteidiger des
Gesetzes zeigen. Doch Halt. Es geht eigentlich nicht immer um Recht. Oft genug steht das subjektive Verständnis von Gerechtigkeit seiner Charaktere, das nicht unbedingt mit dem Gesetz in Einklang zu bringen ist, im Vordergrund. Er steht über dem Gesetz.
Dies kommt dann auch in Dialogen wie dem folgenden zum Ausdruck:
Inspektor Astalli zu Tanzi:
"(...) Aber denk daran, dass du jetzt keine amtlichen Befugnisse mehr hast! In keiner Beziehung! Du bist nur ein einfacher Bürger."
Tanzi daraufhin mit entschlossenem Gesichtsausdruck: "Na und? Ich hab auf Gangster geschossen, das werd ich auch wieder tun wenn's sein muss. Willst du mich deswegen verhaften lassen?"
Astalli: "Vielleicht."
Tanzi: "Das kann ich mir nicht vorstellen."
Dies kommt dann auch in Dialogen wie dem folgenden zum Ausdruck:
Inspektor Astalli zu Tanzi:
"(...) Aber denk daran, dass du jetzt keine amtlichen Befugnisse mehr hast! In keiner Beziehung! Du bist nur ein einfacher Bürger."
Tanzi daraufhin mit entschlossenem Gesichtsausdruck: "Na und? Ich hab auf Gangster geschossen, das werd ich auch wieder tun wenn's sein muss. Willst du mich deswegen verhaften lassen?"
Astalli: "Vielleicht."
Tanzi: "Das kann ich mir nicht vorstellen."
Ausnahme-Schauspieler Tomas Milian
(Der Todesengel, Der Berserker) zieht als Chinese eine
wirklich coole Show ab. Seine
Seitenscheitel-mit-Schlurf-Zuhälterfrisur, die unregelmäßig abrasierten Augenbrauen, das Faible für extravaganten Schmuck und Kleidung verleihen ihm ein besonders fieses und schmieriges
Aussehen.
Obgleich die Story - wohl dank der Beteiligung von drei Drehbuchautoren - sich manchmal etwas verfährt und in erzählerischen Sackgassen feststeckt, gelang Umberto Lenzi, dem Regie-Helden des italienischen Action-Kinos, eine spaßige und packende Umsetzung.
Ob wir uns jetzt gerade in Rom
befinden oder Mailand – wen juckt's?
Immer, wenn man meint, dass eine Szene krass ist, wird noch ein Schäufelchen drauf gelegt in Sachen drastischer Grausamkeiten der Protagonisten. Der Ausspruch "Die Gewalt bin ich" könnte sowohl dem Chinesen als auch Di Maggio und nicht zuletzt unserem Ex-Kriminalisten Tanzi in den Mund gelegt werden.
Immer, wenn man meint, dass eine Szene krass ist, wird noch ein Schäufelchen drauf gelegt in Sachen drastischer Grausamkeiten der Protagonisten. Der Ausspruch "Die Gewalt bin ich" könnte sowohl dem Chinesen als auch Di Maggio und nicht zuletzt unserem Ex-Kriminalisten Tanzi in den Mund gelegt werden.
Einige lustige Merkwürdigkeiten
wie zum Beispiel dass der frisch ausgebrochene Chinese vorzugsweise
in Gärten rumsitzt und auch nicht besonders intensiv von der Polizei gesucht wird,
fallen nicht negativ auf. Manchmal scheinen sich die dargestellten Figuren sogar selbst über das alles zu wundern.
Sagt der Amerikaner (Di Maggio) zum
Chinesen (Maietto):
"Ist es nicht riskant, so im
Freien rumzusitzen? Die Bullen sind doch wie der Teufel hinter dir
her."
Naaaja...
Naaaja...
Abgesehen vom großartigen Merli und
dem famosen Milian wurde für diesen Film eine ganze Armada an
berühmten Genre-Schauspielern zusammengetrommelt: John Saxon (La ragazza che sapeva troppo, "Asphalt Kannibalen"), der sogar im
Altherren-Strickpulli eine gute Figur macht, Renzo Palmer als
Inspektor Guido Astalli (Racket, Goodbye und Amen), der sich wie
immer von seiner sympathischen Seite zeigt, Guido Alberti (Spasmo)
und sogar der berühmte Omero "Taubenspucker" Capanna aus Milano Kaliber 9 hat einen Kurzauftritt. Ergänzt wird die illustre Runde von der legendären "Rotznase" (Der Mann ohne Gedächtnis) Bruno Corazzari, Claudio Nicastro (Don Giuseppe
D'Aniello in Der Teufel führt Regie), Tommaso Palladino (Das Syndikat des Grauens) und Salvatore Billa (Auge um Auge, Bewaffnet und gefährlich).
Die deutsche Synchro ist dem allgemeinen Unterhaltungswert natürlich ungemein zuträglich. Da werden am
laufenden Band lustige Sprüche geklopft und denkwürdige Dialoge zum
Besten gegeben.
Wie zum Beispiel als unser wackerer
Ex-Polizist nach einem Verbrecher, der "Capuccino" genannt wird, sucht.
Tanzi zu einem Disco-Besucher: "Sagen
Sie... Haben Sie Capuccino gesehen?"
Disco-Besucher: "Ja, ich hab ihn
heute früh gesehen. (Pause) ...Und dann getrunken." (lacht sich
scheckig)
Bei so einer Situationskomik schafft es
nur Maurizio Merli, keine Miene zu verziehen.
Oder wenn der Chinese und seine
Gefolgschaft wieder mal ihre mangelnde Bildung unter Beweis stellen:
Chinese: "Sehr geehrter Signor Frank" (sprich: Fränk oder Frenk).... "Sag mal, wie schreibt man eigentlich Frank?
Mit E?"
Kumpel: "Nein, mit A."
Chinese: "Wieso sagt man dann Frenk?"
Kumpel: "Weiß ich nicht."
"Die Gewalt bin ich" hat vielleicht
nicht das durchdachteste Drehbuch, zählt aber mit seinem eingängigen
Soundtrack von Micalizzi, vergnüglichen Ideen und rasanten Wendungen, gut gelaunten
DarstellerInnen und der knackigen Action zu den wichtigeren Beiträgen innerhalb des Poliziottesco-Genres.
Eine größerer Beliebtheitsstatus blieb ihm bisher eher verwehrt.
Dies könnte sich vielleicht durch die jüngste Veröffentlichung des Labels X-Rated ändern. Die Bildqualität der Blu Ray bietet gegenüber der bisher erhältlichen DVD eine deutliche Verbesserung, was dem Sehvergnügen absolut zuträglich ist.
Dies könnte sich vielleicht durch die jüngste Veröffentlichung des Labels X-Rated ändern. Die Bildqualität der Blu Ray bietet gegenüber der bisher erhältlichen DVD eine deutliche Verbesserung, was dem Sehvergnügen absolut zuträglich ist.
Das weckt Erinnerungen... Mailand 1977 (aus dem Film) und 2015 (aus meinem Fotoalbum)
Foto: FilmArt DVD und Blu Ray von X-Rated (Eurocult Collection)