Ein kleiner Erlebnisbericht
Es ist Samstag, der 04. Juni 2016, ein paar Minuten nach 13 Uhr.
Drei Menschen drängen sich durch die Tür des Stadthotel Convikt, wobei zwei davon sich fast im Türrahmen verkeilen und kurz innehalten müssen, um sich zu einigen, wer nun als Erstes durchgehen darf.
Ein grandioser Auftritt. Erstaunlicherweise werden wir mit den Worten „Endlich mal normale Leute!“ begrüßt. Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet und sind etwas unsicher, wie dies tatsächlich gemeint ist. Doch Zeit zum Wundern haben wir eigentlich nicht, denn wir werden schon beim Essen erwartet.
Ein grandioser Auftritt. Erstaunlicherweise werden wir mit den Worten „Endlich mal normale Leute!“ begrüßt. Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet und sind etwas unsicher, wie dies tatsächlich gemeint ist. Doch Zeit zum Wundern haben wir eigentlich nicht, denn wir werden schon beim Essen erwartet.
In einem griechischen Restaurant, über das ich an dieser Stelle besser nicht allzu viele Worte verliere, treffen wir auf den Rest unserer Gruppe. Wir verteilen ein paar Ouzos "gerecht" unter den Anwesenden, die bestellten Gerichte werden zügig serviert (immerhin will man das Restaurant scheinbar eine halbe Stunde vor den eigentlich angegebenen Öffnungszeiten schließen) und anschließend geht's ab ins Filmcenter Dillingen.
Das hat einfach Stil |
Nach Begrüßung des Publikums durch den Kultkino-Organisator Bernd Spring erzählt uns Florian Bahr etwas über den ersten Film. Sehr positiv auf die ohnehin schon euphorische Stimmung der BesucherInnen wirkt sich natürlich aus, dass er plötzlich anfängt, den Titelsong auf Japanisch vorzutragen und die Anwesenden animiert, mitzusingen.
Was für ein herrlicher Unfug! Ich bin beeindruckt. "KAE-SE!!! KAE-SE!!!" grölt es im Saal.
Und ab geht's mit einem erquicklichen und abwechslungsreichen Programm:
Werbung im Schaukasten |
Diesen unterhaltsamen Kaiju kannte ich bereits. Und ich mag ihn. Der Niedlichkeitsfaktor ist zwar etwas weniger hoch als beim letztjährigen Kultkino präsentierten "King Kong gegen Godzilla". Zum Ausgleich dafür versprüht der Film Siebziger Flair (psychedelisch bunte Disco-Szenen und japanische Hippies) und besticht durch den der Bezeichnung "Ohrwurm" alle Ehre machenden Titelsong (und nochmal: "Kaese!").
Der Film schlägt - soweit im Gesamtkontext eines japanischen Monsterfilms möglich - etwas ernstere Töne an mit dem Umweltverschmutzungsthema, das so überzeichnet wirkt, dass es schon beinahe wieder lustig ist. Und Hedorah war für mich Liebe auf den ersten Blick. Das Smogmonster, das Godzillas Bewegungen nachahmt und ihn auszulachen scheint, ist einfach Kult. Der große Kampf am Ende ist etwas lang geraten. Doch wie Godzilla Hedorah am Ende fachmännisch auseinander nimmt, stimmt mich wieder versöhnlich. Kaese!
Oh mein Gott, was für ein genialer (w)irrer Film mit einem total geistig verirrten Hugo Stiglitz! Der Kultdarsteller aus "Großangriff der Zombies" intendierte augenscheinlich, sich selbst als Schauspieler ein Denkmal zu setzen. Hugo (so heißt er auch als Protagonist) mit lässiger Sonnenbrille, weit offenem Hemd oder nacktem Oberkörper und exzentrischem Schmuck (man beachte die Ringe) ist ein übler Schurke mit diabolischem Plan.
Um seiner Sammelleidenschaft (Miezekatzen) zu frönen entführt er per Hubschrauber (!) Katzen und andere Miezen (schöne Frauen), wobei Letztere nach dem obligatorischen Sex-Abenteuer dann wiederum als Futter für die felligen Tierchen herhalten müssen. Logisch, oder?
"Ich mache keine Witze! Sperr mal deine Öhrchen schön auf. Ich werde Chappi aus dir machen für meine Kätzchen!" (Zitat Hugo)
Ich muss diesen Film haben! Mein persönliches Highlight im Kultkino Programm.
1975, also im selben Jahr wie mein heißgeliebter Fango Bollente, entstand unter der Regie von Pasquale Squitieri (Die Rache der Camorra) dieser im Kriminellen-Milieu angesiedelte Film. Joe Dallesandro spielt hier ebenfalls den Protagonisten, nämlich den mit nur wenig Empathie ausgestatteten Delinquenten Aldo. Aldo tut alles dafür, um möglichst schnell 'ne möglichst große Nummer unter den Ganoven Roms zu werden und vernachlässigt darob seine große Liebe.
Die Story ist etwas Null-Acht-Fünfzehn und pendelt zwischen gezwungener Dramatik, Ernsthaftigkeit und unfreiwilliger Komik mancher Dialoge. Meiner Meinung nach war '75 das attraktivste Jahr des adretten kleinen Amerikaners. Er hat danach nie wieder so toll ausgesehen wie zu dieser Zeit. In jeder noch so unerquicklichen Situation (verprügelt und verletzt) kommt Dallesandro einfach unerhört cool rüber. Unterhaltsam. Vor allem für Joey-Fans.
Dass die Kanadier es in den Siebzigern filmtechnisch wirklich drauf hatten, wurde mit dem legendären Black Christmas (1974) erstmalig unter Beweis gestellt. "Party des Grauens" (1976) haut dagegen mehr in die seit "The last house on the left" (1972) populäre "Rape and Revenge" Kerbe. Mir erschien dieser Film im Vergleich zu thematisch ähnlichen Werken etwas zu bieder. Nicht, was die expliziten Gewaltszenen betrifft, sondern die gesamte Inszenierung und das arg gekünstelt anmutende Verhalten der "bösen Buben", die mit ihrem dümmlichen Schuljungen-Charme etwas zu zahm auftreten.
Dafür hat mich die Ähnlichkeit von "Oberfiesling" Don Stroud zu David Soul (Brennen muss Salem) sehr fasziniert. Und natürlich der Anblick der schönen Kurven der edlen Corvette Sting Ray. Einige spannende und sogar amüsante Momente sorgten schließlich alles in allem doch für gediegene Unterhaltung. Für mich allerdings kein Film zum öfter gucken.
Das schöne Programmheft |
Das Bemerkenswerte an den bisherigen Kultkino-Veranstaltungen sind neben der sorgfältigen Auswahl an speziellen Filmen (auf 35 mm) der Enthusiasmus und die mitreißende Begeisterung des Veranstalters und der herzlichen Filmcenter-Inhaberfamilie, was in der Tat von der ersten bis zur letzten Minute spürbar ist.
Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail wurde auch 2016 wieder dafür gesorgt, dass alle zum Teil hunderte von Kilometern angepilgerten Film-Nerds auf ihre Kosten kamen. Vor den Vorstellungen gab es neben einleitenden Worten immer eine abwechlungsreiche Trailershow (für besondere Freude sorgten bei mir "Planet der Vampire", "Mercenario - Der Gefürchtete" und "Muttertag") zur Einstimmung und natürlich zahlreiche Verlosungen.
Und wer kann schon von sich behaupten, dass er einen (im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlichen) Nitrofilm über ein 1949 in Dillingen stattgefundenes Ochsenrennen gesehen hat? Und wer (mit Ausnahme der FestivalbesucherInnen) hat je einen Hedorah-Monstereisbecher gegessen?
Danke an den Veranstalter, die Filmcenter Dillingen-Crew (besonders an den sympathischen Senior-Chef, der es wagte, uns den Nitrofilm vorzuführen) und allen, die dieses magische Film-Event möglich gemacht haben!
Viele Hedorahs |
Mein Hedorah - Schokolade und Mango |
EPILOG (wie bei Stephen King - am Ende kommt noch was)
Nach einem schönen Festivaltag saßen wir bis zur Sperrstunde mit unseren Freunden in einem Dillinger Pub. Ganz verzaubert von den vielen (Sinnes-)Eindrücken und etwas benebelt vom Bier bogen wir im Hotel prompt in den falschen Gang ab. Dort war es stockdunkel. Als ich den Schalter zu der etwas spärlichen Beleuchtung am Ende des Ganges betätigte, sah ich mich im Halbdunkel mit einer eigenartigen Gestalt konfrontiert. Doch bevor ich mich darüber wundern konnte, drehte ich mich um und sah meinen heldenhaften Freund, dem diese ominöse Erscheinung wohl mächtig Angst gemacht hatte, die Flucht ergreifen (Für Insider: fast "screaming like a banshee", vgl. "Night of the Creeps").
Um die Ecke und weg war er. Ich stand etwas perplex allein vor dem falschen Zimmer.
Der "Übeltäter" - die Gangskulptur bei Tageslicht |
Was auch immer dieses ominöse Gebilde darstellen sollte - es war nicht der Wicker Man, kein Pumpkinhead und auch kein bösartiges Mutantenmonster aus dem All.
Liebe Kinder und ängstliche Erwachsene!
Dies ist der Grund, warum ihr auf keinen Fall zu viele (Horror-)Filme ansehen solltet. Auf keinen Fall, hört ihr???
Und schon gar nicht vier Filme hintereinander im Kultkino 2017 (ja, das wird es geben!) gucken, denn die Auswirkungen auf eure psychische Verfassung könnten desaströs sein. Und Hände weg von Alkohol!
Ein weiterer Eventbericht ist hier auf italo-cinema.de zu lesen.