SONDERKOMMANDO INS JENSEITS
Italien 1977
Regie: Domenico Paolella
DarstellerInnen: Marcel Bozzuffi,
Vittoria Mezzogiorno, Riccardo Salvino, Nello Pazzafini, Ivana Novak
u.a.
Inhalt:
Üble Zeitgenossen treiben ihr Unwesen
in Bologna. Allen voran der Ganove Valli, der mit seinen Männern
Schutzgelderpressung betreibt und zahlungsunwillige Geschäftsmänner samt KundInnen in die Luft
sprengt.
Kommissar Grifi sieht sich angesichts
des organisierten Verbrechens nicht mehr in der Lage die Stadt zu
beschützen und stellt mit dem Sanktus seines Vorgesetzten eine Spezialeinheit zusammen.
Der Krieg zwischen der Polizei auf der einen Seite und
Valli und seinen Schergen auf der anderen Seite ist schnell entfacht und fordert zahlreiche Opfer.
Ist der skrupellose Valli zu stoppen?
"Wie gefällt dir der Film?"
Foto: italienische DVD von Cecchi Gori und die Blu Ray von Raro Video
Ist der skrupellose Valli zu stoppen?
Valli - stets freizügig |
Training im Steinbruch: Das Sonderkommando |
Die Handlung von "Sonderkommando ins
Jenseits" (wenn man den
Film kennt, fällt auf: der deutsche Titel ist eigentlich gar nicht so
unpassend, aber verdammt zynisch) ist schnell erzählt.
Es geht um den Kampf der Polizei gegen das organisierte Verbrechen, insbesondere den psychopathischen Oberbösewicht Valli, gespielt von Vittorio Mezzogiorno (auch gut in: "Die letzte Rechnung schreibt der Tod").
Es geht um den Kampf der Polizei gegen das organisierte Verbrechen, insbesondere den psychopathischen Oberbösewicht Valli, gespielt von Vittorio Mezzogiorno (auch gut in: "Die letzte Rechnung schreibt der Tod").
Letzterer kann sich in Punkto
Bösartigkeit sogar mit Psycho Nanni Vitale (Rolle Helmut Bergers in Der Tollwütige) messen. Er hat einen nicht zu verleugnenden
Hang zum Sadismus und wirkt wie der Lehrbuch-Soziopath schlechthin.
Vallis Erscheinungsbild ist
unverkennbar, nicht nur wegen seines kantigen Gesichts, sondern auch
wegen seinem speziellen Markenzeichen: er trägt kein T-Shirt.
Klingt lustig. Ist es auch. Die gesamte
Filmlaufzeit über ist der sonnengebräunte Valli lediglich mit einer
weißen Jacke, deren Reißverschluss bis wenige Zentimeter über dem
Hosenbund offen ist, bekleidet. Und wenn er die Jacke gerade mal
nicht am Leib trägt, stellt er seinen Oberkörper ungeniert zur
Schau.
Nello schaut nach "seinen Mädchen" |
Nello Pazzafini erweist sich wie immer
als exzellente Besetzung für zwielichtige Gestalten. Diesmal spielt
er einen unglückseligen Zuhälter, der zuerst Schwierigkeiten mit der Polizei bekommt
und dann in die Fänge von Vallis Gang gerät. Sein Schicksal wird mir wohl in Erinnerung bleiben, wenn andere
Szenen schon längst in Vergessenheit geraten sind.
"Wie gefällt dir der Film?"
"Lustig. Aber brutal." (Mauritia)
Dieser kurze Dialog fand so tatsächlich
während meiner gestrigen Erstsichtung von "Sonderkommando ins
Jenseits" statt.
Im Unterschied zum sehr ähnlichen "Kaliber 38", in dem Marcel Bozzuffi (Das Syndikat des Grauens)
ebenfalls den Kommissar und Gründer der Spezialeinheit und Riccardo
Salvino ebenfalls ein Mitglied seiner kampflustigen Truppe spielt,
ist "Sonderkommando ins Jenseits" wesentlich härter.
In drastischen Bildern, die erstaunlich realistisch aussehen (manche sind sogar real, man erinnere sich an die "Verbrechens-Diashow" des Kommissars) wird der Terror des Rackets und der Drogenmafia in Bologna auf die Leinwand projiziert.
In drastischen Bildern, die erstaunlich realistisch aussehen (manche sind sogar real, man erinnere sich an die "Verbrechens-Diashow" des Kommissars) wird der Terror des Rackets und der Drogenmafia in Bologna auf die Leinwand projiziert.
Mit Blut wurde definitiv nicht gegeizt, weshalb in Deutschland die FSK den Film auf den Index gesetzt hat.
Neben vielen und heftigen
Gewalttätigkeiten (u.a. ein heftiger Messer-Mord, der jedem Giallo
Konkurrenz macht) liegt der Schwerpunkt auf den gezeigten Stunts.
Wilde Verfolgungsjagden, manche davon aus Motorradfahrer-Perspektive
gefilmt, explodierende Autos und Schusswechsel während der Fahrt
halten die etwas dünne Story ordentlich auf Trab.
Die in Filmen wie Die Banditen von Mailand oder Das Syndikat immanente Sozial- bzw. Systemkritik bleibt
außen vor, man kann sich entspannt zurücklehnen und dem wilden
Spektakel, das auch wild tanzende halb nackte Frauen mit einschließt, beiwohnen.
"La polizia è sconfitta" (in etwa: "Die Polizei ist besiegt") - Der Name ist Programm!
Die Elitetruppe von Kommissar Grifi
trainiert gefühlt wochenlang in einem verlassenen Steinbruch, lernt schießen
wie Django, wird im Nahkampf und der Motorrad-Akrobatik trainiert.
Und dennoch stinken sie gegen Valli
nacheinander ab. Nach dem 10 kleine Negerlein Prinzip wird die
Sondereinheit der Polizei kontinuierlich dezimiert und Kommissar
Grifi zunehmend jähzorniger.
Es hilft alles nichts – er muss
selbst ran. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Valli ihm die
persönliche Feindschaft erklärt hat und ihn offen attackiert.
Der spektakuläre Showdown ist
konsequent und passt zum Muster des vorangegangenen Treibens. Doch
warum nur gehen mir diese Assoziationen zur Zombie-Apokalypse nicht
aus dem Kopf?
Seht selbst!
Langeweile – Fehlanzeige. Doch
Achtung: wer es gerne etwas tiefgründiger und weniger brutal mag,
tut sich mit diesem Poliziottesco keinen Gefallen.
Foto: italienische DVD von Cecchi Gori und die Blu Ray von Raro Video