ABSURD
ANTROPOPHAGUS II (Alternativtitel)
Italien 1981
Regie: Joe D'Amato
DarstellerInnen: George Eastman, Annie
Belle, Charles Borromel, Katya Berger, Kasimir Berger, Hanja
Kochansky, Ian Danby, Michele Soavi u.a.
Inhalt:
Ein
hünenhafter Grieche, der von einem Priester verfolgt wird,
terrorisiert und meuchelt auf grausame Art jeden, der ihm über den
Weg läuft. Er selbst scheint unverwundbar zu sein. Was stimmt nicht
mit ihm und wie kann er gestoppt werden?
George Eastmans Grimassen-Spiel |
Katia (Katya Berger) ist ans Bett gefesselt |
Als ausgesprochen amüsant entpuppen sich meist die Filme, bei
denen die Inhaltsangabe mit drei Sätzen auskommt. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich für diese thematische Bescheidenheit in der richtigen Stimmung befindet.
"Absurd" ist allerdings mit Vorsicht zu Genießen, denn zu fortgeschrittener Stunde könnte er etwas ermüdend wirken. So ging es mir zumindest beim ersten Versuch, mir dieses wahrlich absurde (ja, der Name ist Programm!), dreckige Splatter-Kleinod zu Gemüte zu führen. Schon bei den ersten Zirkel-Kreisen, die die kleine Katia zeichnet, wurden meine Augenlider bereits etwas träge.
"Absurd" ist allerdings mit Vorsicht zu Genießen, denn zu fortgeschrittener Stunde könnte er etwas ermüdend wirken. So ging es mir zumindest beim ersten Versuch, mir dieses wahrlich absurde (ja, der Name ist Programm!), dreckige Splatter-Kleinod zu Gemüte zu führen. Schon bei den ersten Zirkel-Kreisen, die die kleine Katia zeichnet, wurden meine Augenlider bereits etwas träge.
Der Film hat vor allem bevor die
Splatter-Orgie so richtig losgeht, etwas Hypnotisches. Der eingängige Synthie
Soundtrack wirkt ebenfalls dezent hypnagogisch. Sollte ich mal
Probleme mit dem Einschlafen bekommen, könnte sich diese schöne Melodie vermutlich als förderlich erweisen.
In etwas munterer Verfassung entpuppt
sich "Absurd" als abgründiger Exploitationfilm, der unverkennbar
die krakelig-schmierige künstlerische Handschrift Joe D'Amatos (Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf, "Man-Eater")
trägt.
George Eastman, der den großen grausamen Griechen Mikos Stenopolis verkörpert, gefällt mir in "Absurd" sogar besser als in "Man-Eater". Vielleicht deshalb, weil es
manchmal vorteilhafter ist, gar kein Make-Up einzusetzen als mit eher schlecht
fixierten Gummi Applikationen im Gesicht sein Unwesen zu treiben. Natürlich ist der Vorgänger-Film das beliebtere,
gemeinhin auch als Klassiker deklarierte Splatter-Opus. Dennoch bin ich der Meinung, dass "Man-Eater" im Vergleich nicht so gut gealtert ist und die mittlerweile verfügbare Top-Bildqualität den Effekten eher wenig zuträglich ist.
Sehr gut funktioniert bei "Absurd" die Konstellation der ProtagonistInnen. Dadurch, dass sich die
potentiell gefährdeten Hauptpersonen alle in einer Villa befinden
und die arme Katia aufgrund einer Verletzung auch noch ans Bett
gefesselt ist, baut sich spätestens als der beeindruckend große und komplett irre Mikos sich Zugang zu dem
Haus der Familie Bennet verschafft, eine dem Film sehr zuträgliche Spannung auf.
Auch die Tatsache, dass beinahe alle halbwegs sympathisch wirken, ist dem Unterhaltungsfaktor zuträglich. Der jüngste Spross der Familie (Kasimir Berger) ist zwar augenscheinlich ein erbärmlicher Schauspieler, doch sorgen seine Zornausbrüche und sein angestrengtes Mimik-Spiel sowohl für Stirnrunzeln als auch Schmunzeln.
Auch die Tatsache, dass beinahe alle halbwegs sympathisch wirken, ist dem Unterhaltungsfaktor zuträglich. Der jüngste Spross der Familie (Kasimir Berger) ist zwar augenscheinlich ein erbärmlicher Schauspieler, doch sorgen seine Zornausbrüche und sein angestrengtes Mimik-Spiel sowohl für Stirnrunzeln als auch Schmunzeln.
Vergleichbare Reaktionen ruft auch das Drehbuch, das Hauptdarsteller George Eastman
selbst verfasst hat, hervor. Ein Priester, der Menschen-Experimente gemacht
hat und dessen "Versuchskaninchen" Mikos bei einem nuklearen Test aus den
Fängen des Frankenstein-Pfarrers fliehen konnte? So eine Geschichte
sucht ihresgleichen! Diese kreative Waghalsigkeit muss an dieser
Stelle auch mal lobend erwähnt werden.
Amerikanische Inneneinrichtung? |
Selten wurde Amerika in einem Film italienischer dargestellt. Abgesehen davon, dass weder die Kleidung noch
die Menschen, die darin stecken, irgendwie nach authentischen Einwohnerinnen der Vereinigten
Staaten aussehen, sind auch die zur Schau gestellten Sitten herrlich unamerikanisch.
Zum abendlichen gemeinsamen Football Spiel gucken werden statt Burgern "Spaghetti all'italiana" kredenzt. Bei Familie Bennet stehen mittelalterliche Ritter-Rüstungen als Deko im Haus und überhaupt erinnert das gesamte Interieur mehr an ein europäisches Heimatkunde Museum denn als an ein Familiendomizil in den USA.
Zum abendlichen gemeinsamen Football Spiel gucken werden statt Burgern "Spaghetti all'italiana" kredenzt. Bei Familie Bennet stehen mittelalterliche Ritter-Rüstungen als Deko im Haus und überhaupt erinnert das gesamte Interieur mehr an ein europäisches Heimatkunde Museum denn als an ein Familiendomizil in den USA.
Ungemein wichtig für die Effektivität des Gesamtwerks sind neben Eastmans imposantem Erscheinungsbild und seiner exzessiven Grimassen-Performance selbstverständlich die drastischen Gewalt- bzw.
Splatterszenen. Letztere sind so geschmacklos, dass sie die in Deutschland allseits beliebte
Bundesprüfstelle veranlassten, "Absurd" bis zum heutigen Tag auf
die Liste der beschlagnahmten Filme zu setzen. (Ein Schelm, wer denkt, dies könnte bei einem Genrefilm mit dem Prädikat "sehenswert" gleichgesetzt werden...)
Glücklicherweise wurde im Zuge einer
lobenswerten Crowdfunding Aktion von 88 Films in England nun erstmalig
eine Blu Ray auf den Markt gebracht, bei der man sämtliche Frivolitäten der
Maskenbildner mittels gestochen scharfem Bild bestaunen kann.
In bester Joe D'Amato-Tradition vergrößert sich der kleine Klumpen, der sich während der
Operationsszene am Anfang des Films im Hals manifestiert, mithilfe weiterer ekelerregender Effekte bis zum bitteren Ende zu einem
ordentlichen Kloß, an dem so leicht kein Popcorn mehr vorbeirutscht.
Zugegeben ist "Absurd" nicht unbedingt Joe D'Amatos bester Film.
Doch wer ein Faible für Exploitationkino hegt und hartgesotten genug ist, sich ab und an besondere Widerwärtigkeiten zu Gemüte zu führen,
wird trotz der anfangs etwas holprigen, gedehnten Handlung spätestens im
letzten Drittel des Films bestimmt auf seine Kosten kommen. Eine Tendenz zu leicht morbidem Humor kann selbstverständlich auch förderlich sein.
Foto: DVDs von Laser Paradise, Astro und XT Video
Foto: Die schöne BD von 88 Films aus England
Foto: XT Mediabook (BD)
Foto: "Creepy Images" Ausgabe mit Aushangfotos vom Film