Forumtreffen von Deliria Italiano
13.-14. Oktober
im Werkstattkino München
Die bayrische Landeshauptstadt präsentierte sich am vergangenen Wochenende von ihrer besten Seite. Das Wetter war mit knapp 20 Grad und Sonnenschein einladend und ideal für Stadtbesichtigungen oder Verweilen in den herbstlichen Parks.
Die bayrische Landeshauptstadt präsentierte sich am vergangenen Wochenende von ihrer besten Seite. Das Wetter war mit knapp 20 Grad und Sonnenschein einladend und ideal für Stadtbesichtigungen oder Verweilen in den herbstlichen Parks.
Gezeigt wurden 4
Filme aus dem umfangreichen Werkstattkino Archiv sowie einige
Trailer, die mich in großes Verzücken versetzt haben (u.a. zu Über dem Jenseits, Foltermühle der gefangenen Frauen, "Rückkehr
der Zombies", "Keoma", "Der Antichrist", "Im Blutrausch des
Satans").
Vor jedem Film
gab es fachkundige und kurzweilige Einleitungsreden diverser
Forenmitglieder, die interessante inhaltliche und stilistische Aspekte der gezeigten Werke beleuchteten und die
Vorfreude auf den Film steigerten.
Die Preise, die es bei den beiden Verlosungen zu gewinnen gab, konnten sich wirklich sehen lassen: Großzügige Spenden von Labels wie Colosseo, Koch Media, Cinestrange, FilmArt, Cineploit, CMV, Donaufilm und sogar ein Jahresabo für das 35mm Magazin.
Die Preise, die es bei den beiden Verlosungen zu gewinnen gab, konnten sich wirklich sehen lassen: Großzügige Spenden von Labels wie Colosseo, Koch Media, Cinestrange, FilmArt, Cineploit, CMV, Donaufilm und sogar ein Jahresabo für das 35mm Magazin.
Der Schauplatz
dieses Giallos von Meisterregisseur Fernando Di Leo ist ein
Sanatorium für psychisch erkrankte Frauen in einem fiktiven Ort
namens Hohenschwandt. Hier geschehen
neben den für das Genre obligatorischen Morden absonderliche Dinge.
Die Kriminalgeschichte rückt zugunsten von Ärzten und Pflegepersonal, die
sich zuweilen sogar merkwürdiger verhalten als die Patientinnen und anderer Exploitation Szenen etwas in den Hintergrund.
Beispiel gefällig? Dr. Bernd Keller
(Klaus Kinski mit wirrer Frisur und Psycho-Haarsträhnen-Marotte) pflegt ein
unprofessionelles Naheverhältnis zu seiner schönen Patientin Luise
(Magaret Lee), der Klinikleiter Prof. Dorian schickt seine Tochter zu
einer depressiven Patientin, damit sie diese durch erotische
Annäherungen und Liebesspiele heilen (!) kann. Nymphomanin Anne
(Genre Göttin Rosalba Neri) sorgt mit ihrem Auftreten und ihrer sexuellen
Zügellosigkeit für (erotische) Spannung.
Einige
aberwitzige Verhaltensweisen der ProtagonistInnen und die hanebüchne
Enttarnung des Mörders und seines Motivs entschädigen am Ende für
einige etwas zu lang geratene Nonsense Szenen.
Zweiter Film am
Freitag:
DER
ÜBERRASCHUNGSFILM, DESSEN NAME NICHT VERRATEN WIRD
Diesen Film habe
ich unlängst wieder mal in sehr guter Qualität (von XT Video
veröffentlicht) gesehen, weshalb mir neben dem (verzeihbaren)
leichten Rotstich einige Schnitte bzw. gekürzte Szenen aufgefallen sind.
Dennoch hat der
Soundtrack ganz ordentlich die Bude gerockt und es war ein Erlebnis,
dieses Werk des absolut abseitigen Geschmacks einmal im Kino zu
sehen!
Erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Essen, das im Film eine wichtige Rolle spielt, hatte das Abendessen meines Sitznachbarn am Samstag. Leider ist er auf meinen Vorschlag, das Gulasch "stilecht" mit dem Löffel zu essen, nicht eingegangen.
Erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Essen, das im Film eine wichtige Rolle spielt, hatte das Abendessen meines Sitznachbarn am Samstag. Leider ist er auf meinen Vorschlag, das Gulasch "stilecht" mit dem Löffel zu essen, nicht eingegangen.
Im Anschluss an
dieses herrliche Programm wurde dann die Tradition der Deliria
Kofferraum-Bier-Party gepflegt, bei der viel getratscht und gelacht
wurde.
Bei dieser Rarität handelt es sich um eine Art Giallo
Komödie mit zahlreichen grotesken Dialogen und aberwitzigen Figuren, die für einige Lacher (aber auch Schnarcher) im Publikum sorgte. Während die komödiantischen
Elemente Geschmackssache sind und bei mir nicht so ganz zünden
wollten, besticht dieses Werk Pupi Avatis durch ästhetische
Beleuchtung und das konträr zur übertrieben lustigen Stimmung
düstere Thema (ein Fluch, eine streitlustige Familie in einem
Schloss und die mysteriöse Dezimierung der Anwesenden) sowie die
stimmungsvollen Sets bzw. Drehorte.
Ganz den
ungeschriebenen Genre Gesetzen folgend geht es um Neid, Habgier und niedere Instinkte, die Menschen zu grausamen Taten treiben
können. Der Titel des Films ist Programm, der Verursacher (oder die Verursacherin?) des
raschen Dahinscheidens beinahe aller Anwesenden wird erst in den
allerletzten Minuten demaskiert und wer sich dann noch über
irgendetwas wundert, ist selbst schuld.
Mein
persönlicher Sympathieträger dieses Films ist und bleibt das Pferd
namens Flammpudding.
Dieser
hochpolitische und gesellschaftskritische Film war für mich an
diesem Wochenende (neben dem Überraschungsfilm) das Highlight.
Meine
Befürchtungen, keinen Zugang zur Handlung zu finden, verpufften
spätestens nach der ersten halbe Stunde der immerhin 115 Minuten
Laufzeit. Ein erfolgreicher Bulle ermordet seine Geliebte. Seine
Kollegen und Vorgesetzten weigern sich, gegen ihn zu ermitteln obwohl
er absichtlich Spuren hinterlässt.
Florinda Bolkan
brilliert als schöne, geheimnisvolle und verruchte Liebhaberin des
egozentrischen Chef des Morddezernats (grandios: Gian Maria Volonté).
Neben den verzweifelten Bemühungen des hochrangigen Beamten, seine
Schuld zu beweisen, besteht der andere wesentliche
Erzählstrang aus Rückblenden, die zeigen, wie sich Mörder und Opfer in (sexuellen) Rollenspielen verlieren und
gegenseitige Provokation und Demütigungen dermaßen eskalieren, dass
es nur zu einem schrecklichen Ende führen kann.
Mit hervorragender deutscher Synchronisation und in erstaunlich guter Bildqualität hat mich dieser Film fast vom Sessel gefegt. "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger" habe ich nicht zum letzten Mal gesehen und es wäre nicht gerecht, dieses Meisterwerk lediglich in ein paar Zeilen abzuhandeln. Deshalb nehme ich mir vor, mich diesem Thema an anderer Stelle dann mal ausführlicher zu widmen...
Mit hervorragender deutscher Synchronisation und in erstaunlich guter Bildqualität hat mich dieser Film fast vom Sessel gefegt. "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger" habe ich nicht zum letzten Mal gesehen und es wäre nicht gerecht, dieses Meisterwerk lediglich in ein paar Zeilen abzuhandeln. Deshalb nehme ich mir vor, mich diesem Thema an anderer Stelle dann mal ausführlicher zu widmen...
FAZIT
Zwei Jahre sind
vergangen, seitdem wir beim Deliria Treffen in Wien erstmalig mit von
der Partie (respektive Party) waren.
Das Schöne ist
– trotzdem, dass die Delirianer eine ziemlich eingeschworene Gemeinschaft sind, wird auch "Neuen" nicht vermittelt, dass sie
unerwünscht sind. Die Delirianer machen es jedem (der
das möchte) leicht, sich in diesem geselligen Kreis wohl zu fühlen.
Alles in allem präsentierten sich die Forumskollegen und
-kolleginnen als ein manchmal etwas chaotischer (v.a. bei
nächtlichen "Stadtwanderungen"), aber spaßiger und absolut sympathischer Haufen von (Italo-)Filmfans.