DIE WIEGE DES TEUFELS
DIE HÖLLE SCHICKT IHREN SOHN (Videotitel)
DIE HÖLLE SCHICKT IHREN SOHN (Videotitel)
SCHWARZES VENEDIG (Alternativtitel)
Italien 1977
Regie: Ugo Liberatore
DarstellerInnen: Renato Cestiè, Rena
Niehaus, Yorgo Voyagis, José Quaglio, Olga Karlatos, Lorraine De
Selle, Angela Covello, Fabio Gamma, Ely Galleani u.a.
Inhalt:
Die Waisenkinder Mark und Christine
leben bei ihrer Großmutter in Venedig. Mark ist seit drei Jahren
blind und permanent auf fremde Hilfe angewiesen. Seine Schwester
Christine, die mit dem Künstler Giorgio liiert ist, kümmert sich
nur widerwillig um ihren Bruder. Als die Oma bei einem etwas
eigenartigen Brandunfall in der Kirche ums Leben kommt und die Geschwister bei Onkel und Tante in deren Hotel einziehen, häufen sich Marks
Visionen. Immer wieder begegnet ihm darin ein
unheimlicher dunkel gekleideter Mann, der eines Tages plötzlich real erscheint und im
Familienhotel ein Zimmer bezieht. Marks Bedenken und Ängsten schenkt niemand
Glauben.
Welche Bedrohung geht von dem mysteriösen Fremden aus und
was plant dieser Mann?
Marc verzweifelt, Christine genervt |
Der böse fremde Mann |
Die Lagunenstadt Venedig verströmt,
besonders wenn der Nebel um die maroden Hausfassaden und Brücken zieht, immer eine ästhetische Morbidität.
Auch Regisseur Ugo Liberatore ließ es
sich nicht nehmen, seinen Horrorfilm in dieser Umgebung zu drehen.
Dennoch wurde mit der etwas wirren
Geschichte und den unfreiwillig komischen Charakteren ein etwas
anderer Weg eingeschlagen als beispielsweise bei einem Wenn die Gondeln Trauer tragen.
Mark (Renato Cestiè) und Christine
(Rena Niehaus) sind wirklich ein lustiges Gespann.
Christine zu Mark: "Giorgio hat
gerade gesagt, dass er zu tun hat. Bist du außer blind auch noch
schwerhörig?"
Christine zur Großmutter, die sie auf
ihre Unpünktlichkeit anspricht: "Du hast leicht reden. Du musst
ja auch nicht den Blindenhund spielen von morgens bis abends."
Am Anfang habe ich mich noch gefragt,
ob die deutsche Synchro einfach so asozial wirkt oder ob die Rolle
von Christine als zickende Schreckschraube tatsächlich so derb
angelegt ist.
Ich gehe nun in der Tat davon aus, dass
Letzteres zutrifft.
Fakt ist: der arme blinde Junge wird von Anfang bis zum Ende nur schwach angeredet, belächelt und beleidigt.
Fakt ist: der arme blinde Junge wird von Anfang bis zum Ende nur schwach angeredet, belächelt und beleidigt.
Nicht nur, dass er permanent von
Christine und anderen Spott und Hohn ertragen muss. Er leidet auch
noch unter schrecklichen Visionen, wofür er sich ebenfalls Einiges
anhören muss.
Zudem rempelt er wiederholt
lautstark gegen irgendwelche Gegenstände und muss in
plötzlich aus dem Wasserhahn auftauchende Regenwürmer und anderes
ekliges Zeug greifen. Nein, der Junge hat es wahrlich nicht leicht.
Spätestens im ersten Drittel des
Films, als Mark von den anderen unbeobachtet in der Kirche gegen eine
Kerze poltert, die daraufhin das Kleid der Großmutter entzündet,
wird es merkwürdig.
Das Gewand der Oma geht in
Sekunden in Flammen auf, als wäre es zuvor mit Brandbeschleuniger
übergossen worden.
Wem das nicht skurril genug ist, der
darf sich über die (laut ihrem Liebhaber frigide) Jungfrau Christine
freuen, die nach dem Tod von Tante und Onkel im geerbten Hotel ein Bordell eröffnet.
Dies wird allerdings von niemandem kommentiert, geschweige denn problematisiert. Man
sieht nur, dass sie plötzlich ständig von "Freundinnen" umgeben ist
und erfährt in lapidaren Nebensätzen, dass diese als Prostituierte
für sie arbeiten.
Ihr Geschäft wird mit einer Selbstverständlichkeit dargestellt als hätte sie eine Pizzeria eröffnet.
Ihr Geschäft wird mit einer Selbstverständlichkeit dargestellt als hätte sie eine Pizzeria eröffnet.
Ihren Freund Giorgio scheint Christines Betätigung als Puffmutter nicht zu kümmern. Wenigstens hat er so
die Möglichkeit, sich ab und zu eine der Angestellten seiner Frau "auszuleihen". Mal so für zwischendurch, ganz nebenbei.
Und als Christine von dem ominösen
Fremden (von dem Marks Visionen handeln) auf biologisch unerklärliche Weise geschwängert wird, heiratet Giorgio seine untreue Geliebte und beginnt, ein Evangelium
zu schreiben.
Genau, ein Evangelium! Eine logische
Schlussfolgerung. Was soll er denn sonst tun? Schließlich hat dieser
schlaue Mann den Verdacht, dass es ein Kind des Teufels ist und sieht
sich fortan in der Rolle eines Chronisten.
Klingt das nicht nach herrlich
verrücktem, deliriösem Fiebertraum?
Der ominöse Fremde selbst, der Mark in seinen Visionen heimsucht und den Teufel darstellen soll, erinnert mich von seinem Erscheinungsbild sehr an Freddie Mercury, was der Aura des Diabolischen nicht gerade zuträglich ist.
Der ominöse Fremde selbst, der Mark in seinen Visionen heimsucht und den Teufel darstellen soll, erinnert mich von seinem Erscheinungsbild sehr an Freddie Mercury, was der Aura des Diabolischen nicht gerade zuträglich ist.
Olga zählen macht Laune |
Die schöne Olga Karlatos ("Keoma", Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies) taucht zu Beginn in
Marks Visionen auf. In einer küsst sie den Freddie Mercury ähnlichen Beelzebub, vor
dem Mark solche Angst hat. Zum zweiten Mal sieht er sie in einer
Gondel vorbeifahren. Giorgio erhascht ebenfalls einen Blick auf die
Frau mit Kapuze.
Unerklärlicherweise ist es dann wieder
Olga Karlatos, aber mit anderem Outfit und Style, die die Tante von
Mark und Christine spielt.
Etwas betrübt war ich, dass diese dann
schon sehr frühzeitig im Film ihr Leben lassen muss.
Ähnlich muss es Ugo Liberatore
gegangen sein, der offenbar beschlossen hat, ihr dafür einige
weitere Auftritte in "Die Wiege des Teufels" zu verschaffen.
Frau Karlatos taucht nämlich
unverhofft als Mutter einer Freundin von Mark wieder auf und spielt
zu einem späteren Zeitpunkt eine Hebamme. Am Ende des Films sitzt sie in einem
bunten Poncho auf einem Stuhl und redet mit Mark. Wer sie (nun) ist,
bleibt ohne Erklärung.
Der unverkennbar fies und finster aussehende José Quaglio, der den meisten aus The Child - Die Stadt wird zum Alptraum und Malastrana bekannt sein dürfte, mimt in "Die Wiege des Teufels" einen hinterhältigen Priester, der ganz offensichtlich mehr weiß als er zugibt.
Die Ekel- und Brutalo-Szenen erscheinen im Vergleich zu dem generell etwas schleppenden Tempo des Drehbuchs dezent übertrieben, aber immerhin gut platziert.
Würdet ihr diesem Priester eure Sünden beichten? |
Der unverkennbar fies und finster aussehende José Quaglio, der den meisten aus The Child - Die Stadt wird zum Alptraum und Malastrana bekannt sein dürfte, mimt in "Die Wiege des Teufels" einen hinterhältigen Priester, der ganz offensichtlich mehr weiß als er zugibt.
Die Ekel- und Brutalo-Szenen erscheinen im Vergleich zu dem generell etwas schleppenden Tempo des Drehbuchs dezent übertrieben, aber immerhin gut platziert.
Dieser Film ist eine eigenwillige, aber
unterhaltsame Verwurstung des Themas von "Rosemary's Baby",
gespickt mit ein paar Ekelszenen, nackten Mädchen und
atmosphärischen Aufnahmen des winterlichen Venedigs. Brian DePalmas Haus- und Hofkomponist Pino
Donaggio hat dem Film einen verträumten Soundtrack beigesteuert.
Wer findet, dass Ugo Liberatores Erotikdrama "Bora Bora" etwas schräg ist, kann sich bei "Die Wiege des Teufels" auf eine deutliche Steigerung gefasst machen.
Wer findet, dass Ugo Liberatores Erotikdrama "Bora Bora" etwas schräg ist, kann sich bei "Die Wiege des Teufels" auf eine deutliche Steigerung gefasst machen.
Ein paar Orte kamen mir nur allzu bekannt vor. Ich habe wohl einen ähnlichen Geschmack wie Ugo Liberatore...
1977 |
1977 |
Mein Foto aus dem Jahr 2013 |
1977 |
Eines meiner Fotos vom Friedhof 2009 |