THE DESCENT – ABGRUND DES GRAUENS
Großbritannien 2005
Regie: Neil Marshall
DarstellerInnen: Shauna Macdonald,
Natalie Mendoza, Alex Reid, Saskia Mulder, MyAnna Buring, Nora-Jane
Noone, Oliver Milburn, Molly Kayll, Craig Conway u.a.
Inhalt:
Eine Gruppe von abenteuerlustigen und sportlichen Frauen planen eine Höhlentour in den Appalachen. Obwohl Sarah noch unter dem
traumatischen Unfall vom Vorjahr, bei dem sie Mann und Kind verloren
hat, leidet, treibt die ehrgeizige Juno die Freundinnen rücksichtslos voran. Kurz nach
dem Einstieg in die Höhle kommt es zu einem fatalen Felsrutsch, Spannungen
zwischen den Frauen, schweren Verletzungen und schließlich zu einem
erbarmungslosen Kampf ums nackte Überleben...
Ein ganz besonderes Erlebnis ist dieser Film, wenn man nur rudimentär über die Story Bescheid weiß und die Leinwand so groß
wie möglich ist. Ich hatte das Glück, dass ich ihn völlig
unvorbereitet im Kino gesehen habe. Es war ein teuflisches
Vergnügen.
Ein Bekannter aus Wien war damals
gerade ein paar Tage bei mir und überredete mich zu einem
Kinobesuch. Ich ahnte schon Schlimmstes. Seitdem er mir einige Monate zuvor "Wolf Creek" als einen der krassesten und spannendsten Filme der letzten Jahre präsentiert
hatte, wusste ich: Filmtechnisch kommen wir nie auf einen gemeinsamen
Nenner.
Als ich im Kino das Plakat mit der reißerisch wirkenden Formulierung "The Descent – Abgrund des Grauens" sah, wähnte ich mich bereits gefährlich nahe am Abgrund der Langeweile. Ich erwartete einen dieser vorhersehbaren "Fast Food
Mainstream Horror-Filme", die in regelmäßigen Abständen aus Kommerzgründen produziert
werden.
Doch dann kam es ganz anders. Ich war
hellauf begeistert, mein Begleiter überhaupt nicht und das wohl ebenfalls eher unvorbereitete Publikum im voll besetzten
Kinosaal ziemlich unruhig. Mal mehr, mal weniger erfolgreich unterdrückte
Schreie waren vernehmbar und ganze Sesselreihen wackelten, was neben
dem wirklich guten Film sehr zu meinem Amusement beigetragen hat. So
eine Reaktion auf einen Film habe ich davor noch nicht und danach nie
wieder erlebt.
Es gibt Regisseure, die einen
Horrorfilm lediglich als kurzen Ausflug ins Genre oder eine Art technisch-künstlerisches Experiment zu Beginn ihrer Karriere sehen. Oft sind es jene, die sich jetzt seriös geben und sich auf ihrem Mainstream-Regisseur-Thron sitzend feiern lassen, die ihre
alten Filme nicht einmal mit der Kneifzange anfassen geschweige denn öffentlich erwähnen würden.
Marshall hingegen ist bekennender
leidenschaftlicher Horrorfilm Liebhaber und das merkt man sowohl "Dog
Soldiers" als auch "The Descent" und nicht zuletzt Doomsday deutlich an.
Die Reminiszenzen an Marshalls
filmische Vorbilder stehen jedoch nicht im Vordergrund und reißen das
Publikum nicht aus der Handlung, sondern fügen sich geschmeidig in
das Gesamtwerk ein.
"The Descent" ist ganz schlicht
formuliert einfach verdammt effektiv gemacht. Ein Bekenntnis von Neil
Marshall zum Horrorfilm. Ein Werk von einem Genre Spezialisten für Genre-Fans.
Von jemandem, der "Carrie" gesehen
hat und der sich darüber im Klaren ist, wie abstoßend und zugleich faszinierend Blut
auf blonden Haaren aussieht. Als Sarah (Shauna Macdonald) über und
über mit Blut bedeckt ihre weit aufgerissenen Augen wie ein verwundetes wild gewordenes Tier in ihrem Schädel herumrollen lässt, ist
dies eine ähnliche Schlüsselstelle wie die Schweineblut-Szene mit
Carrie White.
Sie markiert ihre (endgültige)
charakterliche Wandlung und bringt die niederen Instinkte an die
Oberfläche ihrer Persönlichkeit.
Bewusst wurde auf eine gefühlt
stundenlange Charakterisierung und Vorstellung der
Höhlentour-Mitglieder verzichtet. Ist für so eine Art von Film auch
gar nicht notwendig. Oder würde jemand auf die Idee kommen, sich bei einem "Texas Chainsaw Massacre" zu beschweren, dass es ohne lange Umschweife bald "zur Sache" geht? Eben.
"The Descent" ist einer jener Filme, die ich mir in regelmäßigen Abständen immer wieder gerne ansehe. Da ich unlängst selbst unterwegs war in einer Landschaft mit einer Schlucht, umgeben von wilder Natur, Felsen und Höhlen, fand ich, dass es wieder einmal Zeit ist für eine Höhlentour mit Sarah, Juno, Holly und Co.
"The Descent" ist einer jener Filme, die ich mir in regelmäßigen Abständen immer wieder gerne ansehe. Da ich unlängst selbst unterwegs war in einer Landschaft mit einer Schlucht, umgeben von wilder Natur, Felsen und Höhlen, fand ich, dass es wieder einmal Zeit ist für eine Höhlentour mit Sarah, Juno, Holly und Co.
Allein schon die Tatsache, dass die
sechs Frauen sich in einem bis dato unerforschten Höhlensystem
befinden und der einzige (ihnen bekannte?) Weg nach Draußen verschüttet
wird, lässt den Klaustrophobie-Faktor ins Unermessliche schnellen.
Die Szene, in denen die Protagonistinnen Panikattacken erleiden oder sie sich völlig verausgaben, um sich einen Weg
über eine Schlucht zu bahnen, sind bereits atemberaubend spannend inszeniert.
Doch ohne unnötig viel vorwegnehmen zu wollen: Marshall
legt noch einige Schäufelchen drauf.
Mehr kann und will ich an dieser Stelle nicht verraten.Ich mag "Descent" nicht nur wegen den interessanten Frauencharakteren, sondern auch wegen dem dramatischen Soundtrack, den sehr gut choreographierten Kampfszenen und dem erfreulich spärlichen Einsatz von CGI. Er gehört definitiv zu jenen Filmen, die ich mir in regelmäßigen Intervallen immer wieder mit großem Vergnügen ansehe. Allerdings nur noch in bester Gesellschaft. Mit Menschen, die solche Filme ebenfalls zu schätzen wissen.
Foto: Meine Kinokarte
Foto: Special Edition von Pathé und das Universum Steelbook