Freitag, 9. Mai 2014

YELLOW: LE CUGINE (1969)














DIE MÜHLE DER JUNGFRAUEN

Italien 1969
Regie: Gianfranco Baldanello
DarstellerInnen: Lisa Seagram, Maurizio Bonuglia, Caterina Barbero, Franco Ricci u.a.


Inhalt
Anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters treffen die unterschiedlichen Cousinen Valentina und Marta aufeinander. Valentina reist mit ihrem französischen Dandy-Ehemann gerade noch rechtzeitig an, um dem Begräbnis beiwohnen zu können. Während Valentina sich gerne öffentlich mit ihrem Gatten Pierre vergnügt, Drogen- und Sexparties feiert und mit Vorliebe Miniröcke trägt, gibt sich Marta äußerst steif und zugeknöpft, um nicht zu sagen: lustfeindlich.
Dennoch scheint Pierre von der prüden Cousine fasziniert zu sein und testet seine Verführungskünste an ihr.
Dies bleibt Valentina nicht verborgen und es kommt zum Streit zwischen den Eheleuten.
Am nächsten Tag wird die Leiche Valentinas bei einer Mühle, die zum Gut der Familie gehört, aufgefunden. Sie war erst 23 Jahre alt...
(Anmerkung: Dieser Text wurde - bis auf den letzten Satz - von Ascot Elite für ihre Veröffentlichung verwendet. Ohne Anfrage oder meine Zustimmung. Eine Antwort auf mein diesbezügliches höfliches Email erschien der Firma offenbar - genauso wie das Verfassen einer eigenen Inhaltsangabe - zu viel Mühe.)


Cousine Valentina nähert sich dem Musiker


"Leicht" verkrampft: Cousine Marta beim Klavierspiel


Dieser frühe und sehr rare Giallo ist genau so, wie ich das Genre mag.
Ein bisschen Swinging Sixties, Party-Exzesse und reiche Leute, die herumschnöseln und sich vor lauter Dekadenz und Geldgier irgendwann gegenseitig killen.
Inhaltlich gibt es keine großartigen Überraschungen, aber mein zuweilen einfaches Gemüt erfreut sich an dieser charmanten Vorhersehbarkeit solcher Filme.
Der Soundtrack ist überraschend gut und besonders die Party-Szene mit dem (erotischen) Zitar-Spiel ist wirklich bemerkenswert frivol inszeniert.
Überhaupt ist der Film für sein Entstehungsjahr ziemlich "versext".

Zunächst wiegen Marta und der früh verwitwete Pierre sich noch in Sicherheit, da der ortsansässige Maresciallo, geblendet vom Namen und guten Ruf der Familie Martas, (nett ausgedrückt) nicht sonderlich kreativ ist, was seine Ermittlungstaktik betrifft und den Fall schnell zu den Akten legt.
Sie sind der Meinung, das perfekte Verbrechen begangen zu haben, wobei bis zum Schluss nicht ganz klar ist, wer von den beiden den Mord tatsächlich durchgeführt hat bzw. wer in welcher Weise beteiligt war.

Kurze Zeit später erscheint allerdings Kommissar Saccara auf der Bildfläche, der fortan wie ein Gespenst immer wieder wie aus dem Nichts auf dem Gehöft auftaucht und mal da, mal dort seine Nase reinsteckt.
Marta und Pierre werden zunehmend nervös und begehen Fehler.
Der arme ältliche Hausangestellte Romolo, der das blutgetränkte Oberteil der verstorbenen Valentina entdeckt, wird von Marta aufgefordert, alles zu vergessen, wenn er ihr Angestellter bleiben will.
Und Romolo schweigt, aus Angst und aus Respekt. Ebenso die Haushälterin, die angeblich nichts von dem lautstarken Streit des jungen Ehepaars gehört haben will.
Das suspekte Verhalten der Hausangestellten bestärkt Saccara schließlich, an dem Fall dranzubleiben.


Der heiß begehrte Pierre (Bonuglia)

Das Gesicht Maurizio Bonuglias dürfte manchen bekannt vorkommen, etwa aus dem Giallo "Die Waffe, die Stunde, das Motiv" oder aus "Ein schwarzer Tag für den Widder".
Und auch Bruno Mattei, der hier laut den Credits für den Schnitt verantwortlich war, ist für Italo-Fans kein Unbekannter.

Alles in allem versprechen "Die Cousinen" solide, wenn auch nicht sehr originelle Unterhaltung, sofern man das Genre nicht einzig durch "stylische Lederhandschuh-Fetisch-Morde" definiert.




Foto: VÖ von Ascot Elite