THE GUEST
USA 2014
Regie: Adam Wingard
DarstellerInnen: Dan Stevens, Ethan
Embry, Lance Reddick, Joel David Moore, Maika Monroe, Leland Orser,
Sheila Kelley u.a.
Inhalt:
Familie Peterson trauert um Sohn und
Bruder Caleb, der im Irak Krieg sein Leben verloren hat. Als
Mutter Laura an ihrer Haustür einem hochgewachsenen adretten Fremden
namens David gegenübersteht, der sich als Freund und Soldatenkamerad
von Caleb vorstellt, öffnet sie ihm nicht nur die Tür zu ihrem
Haus, sondern auch ihr gebrochenes mütterliches Herz.
Der stets höfliche und sympathisch
wirkende junge Mann findet seinen Platz in der Familie. Er darf in
Calebs Zimmer übernachten, holt den pubertierenden Sohnemann Luke
von der Schule ab und genehmigt sich mit Familienvater Spencer ein
oder mehrere Feierabendbiere.
Nur die zwanzigjährige Tochter Anna bringt
dem ehemaligen Soldaten Misstrauen entgegen und kann sich nicht so
Recht für die Anwesenheit Davids im Petersonschen Haushalt
begeistern.
Als sich Gewalttaten und Todesfälle im näheren Umfeld der Petersons häufen, beginnt Anna Davids Background zu beleuchten und setzt dadurch nicht nur sich, sondern auch ihre Liebsten einer tödlichen Bedrohung aus...
Als sich Gewalttaten und Todesfälle im näheren Umfeld der Petersons häufen, beginnt Anna Davids Background zu beleuchten und setzt dadurch nicht nur sich, sondern auch ihre Liebsten einer tödlichen Bedrohung aus...
Regisseur Adam Wingard, dem der Home
Invasion Thriller "You're next" zu einer gewissen Popularität in
der Horrorfilm-affinen Community verholfen hat, beweist mit "The
Guest" wie man mit einem zu anderen Hollywoodproduktionen
vergleichsweise niedrigen Budget von 5 Millionen Dollar ein Maximum
an Unterhaltungswert herausholen kann.
"The Guest", der trotz der Beliebtheit von "You're next" in der
deutschsprachigen Kinolandschaft eher stiefmütterlich behandelt und in den meisten Lichtspielhäusern gar nicht gezeigt wurde, ist
wahrlich ein Film für die große Leinwand und der Genuss maximiert
sich mit entsprechender Soundanlage.
Dieser Thriller lebt nicht nur von einer
tiefgründigen Geschichte, sondern von seinen knalligen Farben, seinem
außergewöhnlich mutigen und dominanten Soundtrack und der
Intensität der SchauspielerInnen.
Allen voran natürlich Dan Stevens, der
die Rolle des David genüsslich auszukosten zu scheint.
Seine Mimik, die von leerem Blick aus stahlblauen Augen zu
bedrohlichem Ausdruck und dann innerhalb von Sekundenbruchteilen zu
einem gewinnenden Lächeln wechselt, beeindruckt.
Besonders deutlich wird dies in der
Barszene, als er sich mit den Kids, die Luke regelmäßig
terrorisieren, anlegt. Direkt nachdem ihm einer der Bad Boys einen
Cocktail ins Gesicht schüttet, spricht Davids Gesichtsausdruck
Bände. Er wirkt regelrecht mordlustig und man macht sich auf's
Schlimmste gefasst. Doch dann wischt er sich mit einer Hand langsam
von der Stirn abwärts über das Gesicht. Die Hand scheint nicht nur
die Überreste des Cocktails, sondern zugleich auch jegliche
schlechte Laune wegzuwischen und sogleich erstrahlt wieder sein
schönstes "perfekter-Schwiegersohn-Lächeln". Creepy!
Schnell zeigt sich: David neigt zu Extremen. Nicht nur, was das gnadenlos bis zur Schleimgrenze ausgekostete zur Schau stellen seiner Manieren betrifft, sondern auch den kompromisslosen Einsatz von Brutalität. Und in einigen Szenen (z.B. beim Kürbis schnitzen) wirkt er wie ein Ableger eines T800 ("Terminator 2"), der versucht, sich in der Welt der Menschen zurecht zu finden. Er ist mysteriös und seine Handlungen wirken zum Teil kurios.
Schnell zeigt sich: David neigt zu Extremen. Nicht nur, was das gnadenlos bis zur Schleimgrenze ausgekostete zur Schau stellen seiner Manieren betrifft, sondern auch den kompromisslosen Einsatz von Brutalität. Und in einigen Szenen (z.B. beim Kürbis schnitzen) wirkt er wie ein Ableger eines T800 ("Terminator 2"), der versucht, sich in der Welt der Menschen zurecht zu finden. Er ist mysteriös und seine Handlungen wirken zum Teil kurios.
Die große Sympathieträgerin in diesem
Film und zugleich eine Art Final-Girl ist Maika Monroe in der Rolle
von Anna Peterson. Anna lässt sich nicht von Davids Charme blenden und
bringt ihm als Einzige der Familie eine gesunde Skepsis entgegen.
David begleitet Anna auf eine
Halloween-Party und lässt seinen Charme nicht nur sprühen, sondern
wie ein Feuerwerk explodieren. Überhaupt scheint er immer genau zur
richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und stets zu wissen, welche
Worte gerade angebracht sind. Und wenn er mit riesigen Bierfässern über der Schulter bzw. locker in der Hand ganz im Stil vom Coca-Cola-Macho aus der Werbung den Raum betritt, kann das einer gewissen Komik kaum entbehren.
Fast gelingt es David im Partyrausch auch, in Annas Gunst zu steigen. Aber eben nur fast.
Dagegen hat er beim permanent gemobbten
Außenseiter Luke ein leichtes Spiel. Dieser bewundert ihn und zeigt
sich solidarisch bis über die Grenze des Nachvollziehbaren hinaus.
Während der Film eine geraume Zeit
über die Interaktionen zwischen den ProtagonistInnen in den Vordergrund rückt und von einer subtilen Bedrohungssituation lebt,
gibt es im letzten Drittel eine Art Wendepunkt, der in ein actiongeladenes Finale mündet, das sich sowohl von der Gestaltung
des Sets als auch von der musikalischen Untermalung absolut positiv
von anderen aktuellen Filmen hervorhebt.
Wenn mir je jemand prophezeit hätte,
dass ein moderner amerikanischer Film einen Soundtrack mit
Synthie-Pop und Bands wie "Clan of Xymox", "Sisters of Mercy", "Front 242" und "DAF" haben wird, hätte ich vermutlich nur milde gelächelt und
mir meinen Teil gedacht.
Als ich dann "The Guest" passenderweise mit einem geschätzten realen Wochenend-Gast (liebe Grüße an dieser Stelle!) zum ersten Mal sah, war ich sehr überrascht. Bei jedem angespielten Song wurde meine Verzückung größer.
Als ich dann "The Guest" passenderweise mit einem geschätzten realen Wochenend-Gast (liebe Grüße an dieser Stelle!) zum ersten Mal sah, war ich sehr überrascht. Bei jedem angespielten Song wurde meine Verzückung größer.
Wer etwas düster-melancholische Klänge
und treibenden Synthie-Partysound zu schätzen weiß, dem werden die
Songs, die nicht nur der Untermalung dienen, sondern mit der Handlung
verbundener wichtiger Bestandteil des Films sind, die Gehörgänge
liebkosen.
Finale |
Die surreal anmutende Kulisse des märchenartigen Finales und der regelrechte Farbrausch sind wundervoll ästhetisch inszeniert und in Kombination mit der Musik von
einer durchdringenden Intensität.
Man könnte "The Guest" (wenn man so will) vorwerfen (und Manche werden es sicher auch tun), dass die Story nicht viel hergibt, zu wenig erklärt oder
zu vorhersehbar ist. Doch gerade der Umstand, dass Davids Motive nicht bis ins kleinste Detail erklärt werden, übt genau so wie sein Mimenspiel eine gewisse Faszination aus.
Was am Ende auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt, sind die fantastisch beleuchteten Sets (neben dem Finale besonders die Party-Szene), die sympathischen DarstellerInnen, der schwarze Humor und die an den Tag gelegte Sorgfalt bei der Auswahl der Songs.
Ich habe diesen Film vor wenigen Tagen zum zweiten Mal angeschaut. Er hat sogar noch besser funktioniert als beim ersten Mal und er wird bestimmt noch öfter den Weg auf meine Leinwand finden.
Was am Ende auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt, sind die fantastisch beleuchteten Sets (neben dem Finale besonders die Party-Szene), die sympathischen DarstellerInnen, der schwarze Humor und die an den Tag gelegte Sorgfalt bei der Auswahl der Songs.
Ich habe diesen Film vor wenigen Tagen zum zweiten Mal angeschaut. Er hat sogar noch besser funktioniert als beim ersten Mal und er wird bestimmt noch öfter den Weg auf meine Leinwand finden.
"The Guest" ist mehr als nur ein
Thriller mit Anleihen an coole Musikvideos. Er ist definitiv ein feiner Geheimtipp für nette Filmabende mit Freunden und verdient die Bezeichnung "kleines
Gesamtkunstwerk".