Freitag, 12. Juni 2015

MACISTE ALL'INFERNO (1962)














MACISTE, DER RÄCHER DER VERDAMMTEN

Italien 1962
Regie: Riccardo Freda
DarstellerInnen: Kirk Morris, Hélène Chanel, Vera Silenti, Andrea Bosic, Remo De Angelis, Angelo Zanolli, Charles Fawcett, Gina Mascetti, u.a.


Inhalt:
Anno 1522. Die Hexe Martha Gant wird von ihrem Widersacher Richter Parris endlich dingfest gemacht und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kurz vor ihrem Tod verflucht sie alle dem grausamen Spektakel beiwohnenden Dorfbewohner Looklakes.
Hundert Jahre später leiden die Einwohner immer noch unter der bösartigen Magie des Fluchs - die Frauen des Orts werden reihenweise verrückt und können nur durch Ketten und Einkerkerung vor ihrem Selbstmord bewahrt werden. Als dann plötzlich eine Nachfahrin der Hexe (die auch noch denselben Namen trägt) mit ihrem frisch angetrauten Ehegatten in Looklake auftaucht, hoffen die vom Schicksal gebeutelten Dörfler, dem Fluch durch die Ermordung der armen Martha Einhalt zu gebieten.
Wenige Tage vor der geplanten Hinrichtung taucht Maciste auf, der in die Hölle hinabsteigt, um der unschuldigen Frau zu helfen...


Maciste eilt zur Hilfe


Maciste hat sich die Händchen verbrannt


Mein erster Maciste Film. Und es traf mich vollkommen unvorbereitet. Das Einzige, was ich im Vorhinein wusste: die Unterwelt bzw. Höllenszenen wurden zum Teil in der Grotte di Castellana, der ich vor Kurzem einen Besuch abgestattet habe, gedreht. So weit so gut.
Der Film fängt ziemlich düster und stimmungsvoll an, weshalb ich bereits versucht war, mich zu fragen, warum er nicht bekannter ist. Malerische Freda-Gotik-Schauplätze, dunkelstes Mittelalter, ein todbringender Fluch sowie unheimliche und unerklärliche Phänomene in einem Schloss erfreuen das Auge.
Doch als dann plötzlich wie aus dem Nichts ein halbnacktes, lediglich durch einen lächerlichen braunen Lendenschurz bekleidetes Muskelpaket auftaucht und mehr als motiviert zur Tat schreitet, indem er einen Baum umwirft und in das Erdreich darunter (offenbar der Eingang zur Hölle) hüpft, war ich um ehrlich zu sein erst mal geplättet von so viel Drehbuch-Irrsinn.
Maciste passt in diese mittelalterliche Umgebung wie ein Nilpferd in einen Reitstall - nämlich gar nicht.
Der ungewöhnliche Anblick sorgt aber (zumindest bei mir) nicht nur für Staunen, sondern auch für herzhafte Lacher.
Der Film ist auf erfrischende und das Herz erwärmende Weise naiv.
Wenn unser unerschrockener Held sich beispielsweise alle gefühlte 5 Minuten ohne klar erkennbare Notwendigkeit unter einen Felsbrocken wirft, um ein bisschen seine Muskeln beim Stemmen des Gesteins spielen zu lassen oder Gesteinsbrocken wirft, die beinahe wie Gummibälle wieder vom Boden abprallen, dann hat das einen nicht zu verleugnenden Unterhaltungswert.
Sein treudoofer, etwas leerer Gesichtsausdruck und sein bemühtes Schauspiel lässt beinahe befürchten, dass er bei einem geistigen Duell mit einem der von ihm gestemmten Steine unterliegen würde.
(Böse Zungen behaupten, dass King Kong über ein ausgefeilteres Minenspiel verfügt. Die Körperhaltung ist aber des Öfteren verblüffend ähnlich.)


Bereits im Vorspann brennt es


Die Macher des Films hatten offenbar großes Vergnügen mit Feuerspielchen und auch bei anderen Effekten hat man sich sichtlich ins Zeug gelegt. Außerdem wurde ein halber Zoo in die Höhle verfrachtet: Maciste kämpft gegen einen Löwen, große Schlangen, einen Adler und stemmt sich sogar gegen eine ganze Kuh-Herde.
Ich bin mir bei der ein oder anderen Szene nicht ganz sicher, hoffe aber sehr, dass beim Dreh keine Tiere zu Schaden gekommen sind...
Auch eine kleine Romanze mit der aparten Höhlenhexe (betörend: Hélène Chanel), die sich als Liebesgöttin ausgibt, darf in der Erzählung rund um unseren unerschrockenen Draufgänger und Retter der Welt nicht fehlen.

Die Figur des mit Superkräften ausgestatteten Maciste wurde vom italienischen Schriftsteller Gabriele D'Annunzio (1863-1938) erdacht. Die zahlreichen Filme mit dem sympathischen altruistischen Muskelprotz haben in Italien Tradition und sollten unter Peplum Fans bekannt sein.

Die schöne Tropfsteinhöhle (in der auch die amüsante Alien-Verwurstung "Alien, die Saat des Grauens kehrt zurück") gedreht wurde, kommt nur teilweise zur Geltung. Die nachgebauten Stalaktiten und Tropfstein-Formationen dominieren das Bild. Doch auch diese verkommen vor lauter Kämpfen und Action-Spektakel zur Marginalität.

Hier ein paar meiner Urlaubsfotos (man darf leider nur im vordersten Höhlenbereich fotografieren):






In guter, mit Humor ausgestatteter Gesellschaft verspricht "Maciste, der Rächer der Verdammten" angenehme Zerstreuung und steil nach oben gezogene Mundwinkel.
Muss man gesehen haben, um es zu glauben.