ARCANE SORCERER
Italien 1996
Regie: Pupi Avati
DarstellerInnen: Carlo Cecchi, Stefano
Dionisi, Arnaldo Ninchi, Andrea Scorzoni, Elena De Chirico u.a.
Inhalt
Wir schreiben das Jahr 1750.
Priesteranwärter Giacomo Videtti, der ein Mädchen geschwängert und
dann zur Abtreibung gezwungen hat, flieht aus Bologna. Schutz und
Zuflucht vor Bestrafung durch ein Tribunal verspricht ihm eine
mysteriöse alte Dame, mit der er einen diabolischen Blut-Pakt
besiegelt.
Er findet Asyl in der ländlichen Idylle bei einem
aufgrund seinem Hang zum Okkultismus von der Kirche verstoßenen
Priester und betätigt sich dort als dessen Assistent.
Giacomos Vorgänger, der soeben erst verstorbene Nerio, ist im nahe gelegenen Kloster dafür bekannt, dass er satanische Beschwörungen praktizierte. Die Gerüchte um seine Person besagen, dass er für das Verschwinden zweier Nonnen aus dem nahen Konvent verantwortlich sein soll. Einige äußern die Befürchtung, dass Nerio imstande ist, von den Toten aufzuerstehen und alsbald mehren sich die mysteriösen Vorkommnisse in Giacomos Unterkunft...
Giacomos Vorgänger, der soeben erst verstorbene Nerio, ist im nahe gelegenen Kloster dafür bekannt, dass er satanische Beschwörungen praktizierte. Die Gerüchte um seine Person besagen, dass er für das Verschwinden zweier Nonnen aus dem nahen Konvent verantwortlich sein soll. Einige äußern die Befürchtung, dass Nerio imstande ist, von den Toten aufzuerstehen und alsbald mehren sich die mysteriösen Vorkommnisse in Giacomos Unterkunft...
Giacomo auf der Flucht |
Giacomo in der Bibliothek seines neuen Herrn |
Der italienische Regisseur Pupi Avati
und seine Werke lassen sich nur schwer kategorisieren. Im Allgemeinen
sind seine Filme inhaltlich nicht so leicht zugänglich. Das dürfte
auch der Grund sein, warum nur wenige "Avatis" überhaupt den Weg zu
CineastInnen außerhalb Italiens gefunden haben.
Im deutschsprachigen Raum sind eingefleischten Eurocult-Fans am
ehesten noch "Das Haus der lachenden Fenster" aus dem Jahr
1976 und Zeder - Denn Tote kehren wieder aus dem Jahr
1983 ein Begriff.
Völlig zu Unrecht fristet "L'arcano
incantatore" sein Dasein in der Versenkung. Zugegebenermaßen
haben bis auf ganz wenige Ausnahmen (z.B. Michele Soavis The Sect und Dellamorte Dellamore) seit etwa Mitte der
Achtziger kaum bis gar keine guten Horrorfilme die Grenzen von Bella
Italia passiert.
Im
Fall von "L'Arcano Incantatore" ist es für mich besonders
unverständlich. Dieser ist nämlich ein zeitlos wirkendes ästhetisches Kleinod des
Gotikhorrorfilms in der Tradition der Altmeister wie Mario Bava, Antonio Margheriti
oder Riccardo Freda.
Die Erzählung beginnt mit dem Besuch
eines Priesters bei Giacomo, der sich allerdings im Dunkeln verbirgt und durch Gebete versucht, der bösen Mächte, die seiner
habhaft geworden sind, zu entsagen. Er lässt sich darauf ein, seinem Besucher (und uns) im
Austausch für die Erlösung seiner Seele von seiner Vergangenheit
zu erzählen.
Seine Geschichte beginnt mit der Flucht aus Bologna.
"L'arcano..." verzaubert und
fesselt bereits zu Beginn durch das Auftauchen mysteriöser Figuren und rätselhafter Begegnungen. Sei es die alte Dame, die ihr Antlitz
hinter der Wand mit dem Eulenbild verbirgt und dem verzweifelten
Giacomo den Schwur entlockt oder das Mädchen, das schwer krank war
und angeblich von den Toten zurückgekehrt ist, das dem verdutzten
Giacomo eine Warnung aus dem Jenseits übermittelt.
Die Dame hinter der Eule |
"Ich habe eine Botschaft für dich." |
Avati macht von den ersten Minuten an keinen Hehl daraus, dass hier diabolische Mächte am Werk sind. Dieser Eindruck verstärkt sich alsbald, wenn Giacomo in der Behausung des alten dahinsiechenden Priesters die ersten paranormalen Ereignisse bezeugt.
Je mehr Giacomo bemüht ist, das
Geheimnis des signore, dem er untergeben ist, zu lüften, umso
größer wird die Gefahr, die nicht nur seinem Leben, sondern auch
seiner Seele droht.
Besonders reizvoll an "L'arcano..."
sind neben den bereits erwähnten Aspekten die Landschaft der Emilia-Romagna und die Abendstimmungen, die jede einzeln
für sich aussehen wie ein düsteres Gemälde. Viele Szenen,
besonders die Sonnenuntergänge, sind dermaßen ästhetisch
fotografiert, dass man den Eindruck hat, Avati hätte irgendwelche
Filter verwendet.
Ästhetik pur |
"Rosa di rose,
fiore di ogni fiori,
donna di donne,
signora di signore."
Diese Zeilen werden eingangs von der
alten Frau und weiteren lebenden (und geisterhaften) Gestalten, denen
Giacomo begegnet, gesungen. Eine treffendere Beschreibung wäre wohl "gewispert".
Pino Donnagio, sozusagen der Komponist des Vertrauens von Brian De Palma (siehe auch Schwarzer Engel), hat das unaufdringliche musikalische
Hauptthema zu "L'arcano..." beigesteuert.
Der in Italien als Theaterschauspieler bekannte Carlo Cecchi war die perfekte Besetzung für
den zwielichtigen ehemaligen Priester, der immer noch schwarzmagischen Ritualen frönt.
Er wirkt sehr authentisch mit seinem
leichten Anflug von Überheblichkeit, gepaart mit mühevoll
unterdrücktem Wahnsinn und exzentrischer Geheimniskrämerei.
Auch wenn er bisweilen alt und schwach wirkt, hat
er dennoch etwas subtil-Bedrohliches an sich.
Ein Beispiel für Cecchis Leinwandpräsenz |
Der Signore verspeist eine rohe Schnecke |
Und auch Stefano Dionisi als
etwas naiver und zunehmend verängstigter Giacomo muss hier lobend erwähnt werden.
Der Film steckt voller Symbolik und
dezenten Andeutungen, die auf verschiedene Weise interpretiert werden
könn(t)en. An dieser Stelle soll aber Avati selbst zu Wort kommen:
"Sometimes I read things about
my movies that I find unbelievable, but if the writer can proove his
theories are valid, great. Isn't that what true art is all about?"
Entnommen aus
"Jones, Alan: Out of the darkness with Pupi Avati" im Buch
"Eyeball Compendium"
Aufgrund des gemächlichen Erzähltempos
Avatis und vieler Szenen, die lediglich durch Kerzenlicht erhellt
werden, sei der Genuss dieses Filmes eher an einem verregneten
Vormittag oder frühen Nachmittag empfohlen.
Bislang ist "L'arcano..."
leider nur vom Label "Filmauro/Medusa" in Italien ohne Untertitel
erschienen. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass sich ein
deutsches oder zumindest amerikanisches Label dieses kleinen
Kunstwerks annimmt!
Foto: italienische DVD von Filmauro
Foto: italienische DVD von Filmauro